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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 23.03.2024 | Sabine Tzitschke | Quelle: rbb

Inflation und Kostendruck

Betriebe für Bio- und Demeter-Fleisch sorgen sich um Existenz

Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges war die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln deutlich gesunken. Zwar zeigt der Trend wieder nach oben. Bei Betrieben für Haltung und Schlachtung ist das aber noch nicht angekommen. In Oder-Spree drohen Schließungen.

Einsam liegt der kleine Landschlachthof von Familie Lehmann zwischen Wiesen und Feldern in Heinersdorf bei Steinhöfel (Oder-Spree). Jeden Montag wird dort Vieh aus Demeter- und Bio-Haltung geschlachtet. Gehöfte wie dieser sind in Brandenburg rar gesät. Und es könnten zukünftig noch weniger werden. Denn die Betriebe sehen sich und ihre Branche in der Krise.

Schwierige Wirtschaftslage

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Das Ökodorf in Brodowin galt als Vorzeige-Projekt. Wegen der aktuellen Wirtschaftslage ist der Bio-Betrieb in Schwierigkeiten geraten. Nun musste man aus Kostengründen viele Tiere verkaufen. Darin sieht man im Ökodorf auch eine Chance.

Tiere werden "würdig" geschlachtet

Die Tiere für die Heinersdorfer Schlachtung kommen aus der nahen Umgebung und werden den Fleischern zufolge ohne Hektik getötet. Auch die seit 1928 biologisch-dynamisch bewirtschaftete Hofgemeinschaft Marienhöhe aus Bad Saarow ist Kundin der Lohnschlachterei, sagt Gerald von Hackewitz. "Wir bringen unsere Tiere hierher. Ich führe sie in den Schlachthof hinein und bin bis zum Schluss dabei. So habe ich eine Wahrnehmung dafür und es ist uns wichtig, dass sie würdig geschlachtet werden."

Krieg und Inflation bremsen Bio-Nachfrage

Auch vom Landgut Jahnsfelde werden Schweine verarbeitet. Doch deren Chef Frank Prochnow sieht den Handel mit Bio-Fleisch in Gefahr. Nach 33 Jahren Ökolandbau stehe nicht nur sein Betrieb auf der Kippe. "Es ist äußerst schwer und wir haben jetzt seit zwei Jahren mächtig Sorgen, gerade wir kleinen Betriebe, die regional arbeiten", sagt Prochnow. "Wir haben viele Kunden durch den Ukraine-Krieg verloren. Wir haben einen Lieferservice nach Berlin. Da haben 50 Prozent der Läden, die wir dort beliefern, zugemacht. Auch unser Hofladen vor Ort wird nur noch gering frequentiert. Da haben wir auch bis zu 50 Prozent Umsatzverluste."

Bereits vor zwei Wochen berichtete auch das Ökodorf Brodowin im Barnim von ähnlichen Erfahrungen. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage mussten dort Tiere verkauft und die Milchproduktion unterbrochen werden. Die Nachfrage nach Bioprodukten sei 2022 nach Beginn des Kriegs gesunken und auch der Bio-Boom in Berlin hatte seinen Zenit überschritten.

Der Umsatz von Bio-Lebensmitteln ging laut Daten des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent zurück. Doch die Branche erholte sich bereits 2023 mit einem Plus von fünf Prozent und erreichte einen Umsatz von 16,1 Milliarden Euro [www.boelw.de].

Natur- und Tierschutz

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Mit dem Frühling stellt sich bei den Wildtieren in Berlin und Brandenburg auch der Nachwuchs ein. Entdecken Menschen vermeintlich verletzte, kranke oder verwaiste Tierkinder, wollen sie oft helfen. Doch das ist meist nicht notwendig.

Kosten sind deutlich gestiegen

Bei vielen Betrieben ist das aber noch nicht angekommen, berichten die Brodowiner. Und auch in der Heinersdorfer Schlachterei bewegen sich die Kosten weiterhin auf Rekord-Niveau, sagt Inhaber Lutz Lehmann. Die Löhne für Gesellen und Lehrlinge seien auch im Fleischerhandwerk gestiegen. Hinzu komme, dass die Lohnschlachterei von Bio-Tieren eine preisintensivere Handarbeit sei. Sogar das Demeter-Schwein wird anders entbeint als ein normales Bio-Schwein. Der Fleischer braucht ein gutes Auge für Fett und Kotelett, so Fleischermeister Lehmann.

Er führt weitere Kostenfaktoren an. "Die Heizungswartung, die Entsorgung der Schlachtabfälle werden teurer. Wir müssen auch fahren. Benzin- und Dieselkosten. Wir haben Kühlmaschinen und alles läuft mit Strom. Wenn das immer weiter steigt, kann man manchmal schon die Lust verlieren."

Lehmann: Nachfrage der Kunden ist entscheidend

Bettina Lehmann ist Landwirtin und ebenfalls in dem Betrieb in Heinersdorf tätig. Sie hat ausgerechnet, dass der Stundenlohn ihres Mannes bei etwas über einem Euro die Stunde liegt. Das treibe sie auf die Straße. So geht Bettina Lehmann regelmäßig demonstrieren und fährt zu den Kundgebungen bis nach Berlin. "Die kleinen Bauern kann man nicht mit den großen Konzernen und Heuschrecken vergleichen, die sich breit gemacht haben und alles platt machen. Wenn sich die Menschen ein bisschen damit beschäftigen würden, würde ich mich freuen, wenn sie vielleicht auch ein bisschen ihr Kaufverhalten ändern, und nicht dort kaufen, wo sie es am billigsten kriegen."

Obwohl es sich kaum noch lohnt, machen Lehmanns noch einmal pro Woche den Hofladen mit frischer Wurst und Fleisch von Tieren aus der Region auf. Wie lange das noch so bleibt, entscheide am Ende allein der Kunde.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.03.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke

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