Märkisch-Oderland
Die Omega AG aus München hat Insolvenz angemeldet. Betroffen davon sind auch 450 Wohnungen in Neuhardenberg. Schon seit Wochen spüren die Mieter die Folgen: Es gibt weder Ansprechpartner, Reinigung noch Reparaturen.
Tausende Mieter sind deutschlandweit vom Insolvenzverfahren der Omega AG, einer Münchner Immobiliengesellschaft, betroffen. Die Folgen bekommen auch Mieter in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) zu spüren. Rund 450 Wohnungen dort gehören seit 2021 zur Gesellschaft der Omega-Gruppe. Hunderte der rund 2.800 Einwohner Neuhardenbergs wohnen in den Mehrfamilienhäusern nördlich der Bundesstraße 167 zur Miete.
Ein Rechercheteam von NDR und Süddeutscher Zeitung hatte Anfang der Woche [tagesschau.de] über die schwierige Lage des Unternehmens berichtet.
Weil sich in den Mehrfamilienhäusern in letzter Zeit immer mehr Probleme häuften, will Bürgermeister Mario Eska (Linke) Mieter und Eigentümer in einer Versammlung zusammenbringen. "Ich bereite die Versammlung seit 14 Tagen vor und versuche, intensiv Kontakt zu dem Eigentümer zu bekommen", sagte der Bürgermeister: "Das ist aber überhaupt nicht mehr möglich, weil die eine Telefonnummer, die ich habe, abgemeldet ist. Bei der anderen Nummer geht keiner ran."
Die Firma habe bereits vor der Insolvenzanmeldung offenbar wenig Interesse an den Häusern gezeigt. Immer wieder hörte der Bürgermeister von Rohrbrüchen und Heizungsausfällen. "Unsere Heizungsmonteure, die hier vor Ort eine schnelle Lösung haben könnten, werden außen vorgelassen", sagt Eska. "Unsere Mieter sitzen und frieren, teilweise mehrere Tage. Das haben wir schon erlebt."
Das müsse sich niemand bieten lassen, empfiehlt der Mieterverein Viadrina Frankfurt (Oder). Sprecher Hartmut Höhne rät Betroffenen, eine Mangelanzeige an den Vermieter zu stellen und eine Frist zu setzen. "Ich würde androhen, dass ich eine Ersatzvornahme in Auftrag gebe und dann selber einen Handwerker bestellen und das mit der nächsten Miete verrechnen - sollte man alles immer schriftlich machen", so Höhne.
Darüber hinaus sind es die kleinen Dinge, die in Neuhardenberg für Ärger sorgen. So seien Picknickplätze abgebaut und nicht mehr ersetzt worden, berichten Anwohner. "Wir bezahlen hier so viele Betriebskosten und es ist alles schmutzig", sagt Olga Kritin: "Das gefällt uns nicht." Jetzt hoffen die Mieter, dass es bald einen neuen Eigentümer gibt, der sich tatsächlich um die Immobilien kümmert.
Nach Recherchen von NDR und Süddeutsche hat die Omega AG im Immobilienboom der Niedrigzinsphase kräftig eingekauft. 2010 begann das Unternehmen mit Krediten von lokalen Banken insgesamt rund 5.500 Wohnungen in Deutschland aufzukaufen - mit der Hoffnung auf Wertsteigerung. Diese waren oft in weniger attraktiven Lagen und in schlechtem Zustand.
Inzwischen ist die Niedrigzinsphase vorbei. Kredite sind teurer, die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt ging zurück und die Immobilienpreise verloren an Wert. Die Omega AG rutschte dadurch in eine schwierige wirtschaftliche Lage und häufte mehrere Millionen Euro Schulden an.
Wie es nun aber weitergeht, ist laut der Recherchen von NDR und Süddeutscher unklar. Im Dezember 2023 erwirkten die Gläubigerbanken einen Insolvenzantrag gegen die Omega AG. Zur gleichen Zeit änderte das Unternehmen seinen Namen, verlegte den Sitz an die niedersächsische Nordseeküste und die Geschäftsadresse an einen Sammelbriefkasten in der hessischen Provinz.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Matthias Hofmann geht davon aus, dass der Straftatbestand Insolvenzverschleppung "hier in etlichen Fällen ein Thema wird". Die Konten seien leer, "bei der Omega AG war gar nichts da". Hofmann sieht in einem schnellen Verkauf der Immobilien die beste Lösung. Er selbst kann erst einmal nur die dringlichsten Dinge angehen, aber "mit leeren Kassen kann ich auch nicht alle Probleme sofort lösen". Das könne Wochen oder Monate dauern.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 21.03.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski
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