Kommentar | Brandanschlag
Ein Anschlag mutmaßlich Linksextremer hat nicht nur tausenden Haushalten, sondern auch der Tesla-Fabrik den Stecker gezogen. Das könnte auch Folgen für die Zukunft der Wirtschaft haben. Denn Investoren in Zukunftstechnologien werden nun genauer hinschauen. Ein Kommentar von Andreas Oppermann
Der Brandanschlag auf die Stromversorgung von Tesla ist dramatisch. Nicht nur wegen seiner direkten Auswirkungen auf die E-Autofabrik in Grünheide, das Güterverteilzentrum in der Nachbarschaft und zehntausende Menschen in der Region, die vom Stromausfall betroffen waren - oder auch noch sind. Der Anschlag kann auch zum Wendepunkt für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region werden.
Tesla ist mit seinem Chef Elon Musk ein schwieriges Unternehmen. Er zeigt seine Sympathien für rechtsradikale und libertäre Gedanken-auf seiner Onlineplattform "X". Dafür steht er in der Kritik. Das ist eigentlich normal. Aber für das Unternehmen in Brandenburg ist es ein Problem. In den vier Jahren seit Baubeginn hat es Tesla nicht geschafft, respektierter Nachbar zu werden. Auch weil Elon Musk seinen Mitarbeitern vor Ort nicht gestattet, sich zu öffnen und in einen echten, tiefgreifenden Dialog mit der Bevölkerung zu treten.
Der größte private Arbeitgeber in Berlin und Brandenburg will weiterwachsen und Grünheide zum größten Automobilstandort der Bundesrepublik ausbauen. Und das mit zukunftsfähigen Produkten: den E-Autos. Tesla ist innovativ, setzt mit seinen Solarstromprodukten auf regenerative Energie. Auch in der Fabrik soll möglichst nur Erneuerbarer Strom verwendet werden. Damit steht Tesla für eine klimaneutrale Industrie - also für ein Wirtschaften, das den Planeten nicht in einem Ausmaß gefährdet, wie es die fossile Industrie nach wie vor tut.
Natürlich verursacht Tesla, wie jede andere Fabrik auch, Umweltprobleme. Aber auch hier versucht das Unternehmen so viel wie möglich zu lindern: zum Beispiel bei der Wiederaufforstung gerodeter Flächen, die dreimal höher liegt als gesetzlich vorgeschrieben oder bei der Reduzierung des Wasserverbrauchs. Auch versucht das Unternehmen, den Lkw-Verkehr zu vermeiden, weil man möglichst viel Verkehr auf die Schiene bringen will - und dafür einen Güterbahnhof benötigt. Die Mitarbeiter werden schon mit Bussen oder in eigenen Zügen zur Arbeit gebracht. In dieser Form ist das einmalig in Berlin und Brandenburg.
Aber weil Tesla nicht richtig kommuniziert, kommt das bei vielen Menschen nicht an. Das macht die Kritik an Tesla als Unternehmen so leicht. Deshalb bekommen Waldbesetzer Aufmerksamkeit, selbst wenn aktuell gar kein Baum gefällt werden darf. Deshalb lehnen die Grünheider einen Bebauungsplan ab, der ihnen viel Erleichterung bringen könnte.
Denn es gibt ein gesellschaftliches Klima in der Nachbarschaft von Tesla, in dem es schick ist, den größten Steuerzahler in Grünheide schlecht zu finden. Weil es ein breites Feld von Ablehnung gibt, das von der AfD ganz rechts, über Umweltgruppen, Teilen der Freien Wähler oder den Linken bis hin zu Linksextremisten reicht, können Terroristen von der "Vulkangruppe" darauf hoffen, dass sich viele Menschen klammheimlich freuen, dass Tesla mal so richtig eins ausgewischt wurde. All die Genannten sind NICHT für den Anschlag verantwortlich! Bitte nicht missverstehen. Aber militante Aktionen gibt es immer nur dann, wenn mit einer irgendwie gearteten Akzeptanz zu rechnen ist. Denn die Ziele sind ja gleich: "Stopp zur Fabrikerweiterung!" oder "Tesla das Wasser abdrehen!"
Potenzielle Investoren im In- und Ausland werden sich das sehr genau anschauen. Wenn selbst Investitionen in Zukunftstechnologien so massiv abgelehnt werden, dass sich Terroristen zu Anschlägen ermutigt fühlen, dann ist der Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg in Gefahr. Dann sinkt die Bereitschaft, hier zu investieren. Und dann sinkt über kurz oder lang auch das Angebot an Arbeitsplätzen, an sozialer Sicherheit, an unser aller Wohlstand.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.03.2024
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