Kraftwerk Jänschwalde nimmt Blöcke E und F endgültig vom Netz
Bereits 2018 und 2019 gingen zwei der sechs Kraftwerksblöcke in Jänschwalde das erste Mal vom Netz in die Sicherheitsreserve. Wegen des Ukrainekriegs und dadurch ausbleibender russischer Gaslieferungen wurden sie reaktiviert - bis jetzt.
Techniker Raik Balthasar begleitet einen der letzten Vorgänge rund um die Kraftwerksblöcke E und F im Kohlekraftwerk Jänschwalde. Die Grabenbunkerhälften werden leer gefahren, um die Brandgefahr zu minimieren, erklärt er: "Wir werden dann auch nach Außerbetriebnahme der Blöcke mit den Baggern die restliche Kohle entfernen, dass hier keine Brandgefahr bestehen wird. Und direkt nach der Netztrennung der Blöcke müssen noch technologische Prozesse abgefahren werden."
Blöcke sind schon einmal heruntergefahren worden
Einer dieser Prozesse ist das Kaltwerdenlassen der Turbine, für das Kraftwerksleiter Andreas Thiem verantwortlich ist. Er kontrolliert von der Leitwarte aus über Monitore mit Anzeigetafeln die Blöcke E und F. Von hier aus wurden sie schon einmal heruntergefahren: "Einmal schon geprobt - im Rahmen der Sicherheitsbereitschaft sind wir ja 2018/19 schon mal außer Betrieb gegangen. Auch mit dem Hinweis, es wird eine endgültige Stilllegung geben," erinnert sich Thiem. "Nach der Sicherheitsbereitschaft, mittendrin, dann der Aufruf. Sie können sich vorstellen, was das für Aufregung bringt. Und nun das Gleiche nochmal."
Fast 50 Jahre lang wurde im Tagebau Jänschwalde Braunkohle gefördert - am Freitag endet mit dem "Schichtwechsel" eine Ära in der Lausitz. Die Kohlekumpel tauschen mit den Sanierern. Doch für die Renaturierung wird vorerst weiter nach Kohle gegraben. Von Florian Ludwig
Blöcke blieben mit Ausnahmegenehmigung am Netz
Am 31. März 2024 soll aber wirklich endgültig Schluss sein. Denn es gibt einen verbindlichen Ausstiegsplan für das Kraftwerk. Die beiden Blöcke haben in den vergangenen beiden Wintern nur noch mit Ausnahmegenehmigung gearbeitet, um die Stromversorgung in Deutschland zu sichern.
"Wir sind verpflichtet, das Kraftwerk in einem sicheren Zustand abzufahren. Dazu gehört, dass wir alles, was an Brandlasten im Bauwerk zu finden ist, also Gummifördergurte, Kohle, Öle, Säuren - das muss alles aus dem Block, aus dem Werk drei, entfernt werden, damit wir auch der Behörde gegenüber klarstellen können, wir sind sicher abgefahren", erklärt Andreas Thiem. Diese Vorgänge erforderten Zeit und Struktur.
Wie heizen wir in Zukunft, wo kommt der Strom her, wo die Energie für die Industrie? Das wurde bei einer Infrastruktur-Konferenz in Cottbus prominent diskutiert, auch mit Wirtschaftsminister Habeck. Der hatte eine Nachricht für die Leag dabei.
Mitarbeiter sollen andernorts eingesetzt werden
Die Technik ist das eine. Als die Blöcke das erste Mal abgeschaltet werden sollten, war die Sorge um 600 Arbeitsplätze groß. Das sei heute nicht anders, sagt Thiem: "Neues Szenario, gleiche Angst. Also es fühlt sich hier keiner, wie in die großen Ferien zu gehen: Hurra, wir gehen jetzt außer Betrieb."
Laut dem Energiebetreiber Leag sollen die meisten Mitarbeiter an anderen Standorten untergebracht oder für eine Zukunft im zukünftigen Speicherkraftwerk qualifiziert werden. Denn: Nach dem Aus für die Braunkohle soll in Jänschwalde ein Gaskraftwerk entstehen. Das lässt Andreas Thiem zuversichtlich bleiben: "Also zufrieden bin ich, mit dem, was wir hier geschafft haben. Nach meinem Dafürhalten eines der schönsten Kraftwerke Europas. Hat Spaß gemacht!"