E-Auto-Fabrik
Gut eine Woche nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung rollen im Tesla-Werk Grünheide wieder die Bänder. Bei einer Mitarbeiterversammlung hat sich nun Firmen-Chef Elon Musk zu seinen Ausbauplänen in Brandenburg geäußert.
Tesla-Chef Elon Musk hat sich auch nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) zum Ausbau des einzigen europäischen Autowerks von Tesla bekannt. "Ja, absolut", sagte Musk am Mittwoch beim Besuch der "Gigafactory" auf die Frage eines Journalisten, ob der Ausbau weiter geplant sei. "Ich glaube, das ist ein toller Ort."
Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung in der vergangenen Woche und dem mehrtägigen Produktionsausfall am Standort kam der US-Amerikaner nach Grünheide, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der Unternehmer landete am Mittwochvormittag am Hauptstadtflughafen BER, fuhr weiter auf das Werksgelände und wurde dort von zahlreichen Beschäftigten mit Jubel und "Elon"-Rufen begrüßt. Das berichten Reporter des rbb.
Am Nachmittag verließ Musk das Werksgelände und ist offenbar inzwischen losgeflogen: Sein Privatjet, dessen Registrierungsnummer öffentlich bekannt ist und von mehreren Webseiten getrackt wird, soll gegen 14:40 Uhr in Richtung Paris gestartet sein.
Der US-amerikanische Elektroautohersteller will die Produktion von geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million erhöhen, zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr. In Grünheide arbeiten laut Unternehmen rund 12.500 Beschäftigte. Die Mehrheit der Bewohner von Grünheide stimmte im Februar gegen eine geplante Erweiterung auf neuer Fläche mit Güterbahnhof, für die Wald gerodet werden müsste.
In einem großen Zelt auf dem Werksgelände sprach Tesla-Chef Musk gegen Mittag zu den Mitarbeitern. Er sagte "They can't stop us" und auf Deutsch "Ich liebe Dich". An die Öffentlichkeit gelangen sollten Musks Worte scheinbar nicht. Denn schon kurz nach Beginn seiner Rede, parkte ein Werksfahrzeug vor den versammelten Medienvertretern, mit lauter Musik so dass kein Wort zu verstehen war. Musk trug bei seinem Auftritt seinen Sohn namens X Æ A-XII auf den Schultern.
Nach Musk sprach auch Werksleiter André Thierig zu den Beschäftigten und dankte ihnen für ihren Umgang mit der Situation. "Das ist ein Anschlag auf die Giga-Fabrik", sagte er. "Wir halten alle zusammen." Zudem kündigte Thierig jährliche Lohnänderungen an. "Da könnt ihr euch drauf verlassen." Ein Tarifvertrag sei nicht nötig. Thierig versprach ein Bonussystem und betonte: "Ihr leistet Großes."
Tesla-Chef Musk traf sich am Mittwoch auch mit den Regierungschefs aus Brandenburg und Berlin, Dietmar Woidke (SPD) und Kai Wegner (CDU). "Berlin und Brandenburg stehen gemeinsam zu Tesla. Die Ansiedlung ist ein riesengroßer Gewinn für die Hauptstadtregion und den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland", teilte beide am Mittwochabend in einer gemeinsamen Mitteilung mit.
Der Besuch von Elon Musk am Mittwoch sei ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Brandenburg, ergänzte Woidke. "Ich bin allen dankbar, die dazu beitragen haben, dass der Betrieb nach dem terroristischen Anschlag jetzt wieder starten konnte - schneller als anfangs befürchtet."
Wegner und Woidke begrüßten, dass die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen hat: "Dieser terroristische Anschlag traf nicht nur ein wichtiges Industrieunternehmen, sondern auch die Bevölkerung und wichtige Infrastrukturen wie ein Krankenhaus und ein Lebensmittellager. Dementsprechend intensiv und prioritär muss hier ermittelt werden." Dieser müsse nun mit aller Härte geahndet werden. Zugleich müsse überlegen werden, wie die kritische Infrastruktur künftig besser gesichert werden könne, so die beiden Länderchefs.
Tesla seinerseits machte zudem klar, dass der Konzern eine umfassende Aufklärung der Straftat erwarte. "Wir verurteilen den Anschlag auf das Schärfste und vertrauen auf eine konsequente und angemessene Strafverfolgung der verantwortlichen Behörden", teile der US-Elektroautobauer am Mittwochabend mit.
Die Produktion am Werk war am Mittwoch wieder angelaufen, die erste Frühschicht seit dem Vorfall erschien am Morgen zur Arbeit, wie die Vorsitzende des Betriebsrates, Michaela Schmitz, dem rbb mitteilte. "Die Maschinen wurden kontrolliert und sicher hochgefahren, sodass die Frühschicht wieder an den Start gehen kann." Damit endete die Zwangspause nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik. Seit Montag war das Werk wieder am Stromnetz.
Schmitz betonte in dem Interview zugleich, die Beschäftigten und die Werksleitung hätten sich nach dem Brandanschlag professionell verhalten. Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sei während des Produktionsstopps das volle Gehalt gezahlt worden. "Auch das lief nach meiner Sicht vorbildlich. In anderen Betrieben hätte man vielleicht schon über Kurzarbeit gesprochen", so Schmitz.
Bisher unbekannte Täter hatten am Dienstag vergangener Woche auf einem Feld in Ostbrandenburg Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt, der Teil der Stromversorgung der Autofabrik in Grünheide ist. Die linksextreme Vulkangruppe erklärte, sie sei für den Anschlag verantwortlich. Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Ganz in der Nähe der Fabrik protestieren Umweltaktivisten gegen Tesla und gegen Elektromobilität. Die Polizei duldet das Camp mit Baumhäusern vorläufig bis Freitag. Mit der Besetzung seit Ende Februar will die Initiative "Tesla stoppen" die Rodung eines Waldstücks im Zuge einer Erweiterung des Werksgeländes verhindern. Die Initiative gab an, sie habe mit dem Anschlag nichts zu tun.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.03.2024, 07:05 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen