Getir und Gorillas stehen in Deutschland offenbar vor dem Aus
Der Lieferdienst Getir steht laut Medienberichten in Deutschland vor dem Rückzug. Demnach wird sich das Unternehmen aus finanziellen Gründen schon bald auf sein Heimatland Türkei konzentrieren. Das hätte erhebliche Folgen für einen zweiten Dienst.
Knapp eineinhalb Jahre nach der milliardenschweren Übernahme des Berliner Unternehmens Gorillas zieht sich der Lebensmittel-Lieferant Getir Medienberichten zufolge aus Deutschland zurück. Auch das Geschäft in anderen europäischen Märkten solle Mitte Mai eingestellt werden, schrieb die "Wirtschaftswoche" am Mittwoch.
Einige der 1.800 Angestellten von Getir in Deutschland hätten Anfang dieser Woche bereits ihre Kündigungen erhalten, berichtete die Zeitschrift. Die Warenlager sollten in den kommenden drei Wochen nach und nach geschlossen werden.
Das Unternehmen werde sich künftig nur noch auf den türkischen Heimatmarkt konzentrieren. Getir wollte sich auf rbb|24-Anfrage nicht zu den Berichten äußern. Ein Sprecher teilte mit, dass man Marktgerüchte nicht kommentieren wolle.
Boom während der Corona-Pandemie
"Business Insider" zufolge steht das zeitweise mit zwölf Milliarden Dollar bewertete Unternehmen sogar vor einem kompletten Aus. Der Großaktionär Mubadala habe die Geduld mit dem Management verloren, weil dieses bislang kein tragfähiges Geschäftsmodell auf die Beine gestellt habe. Der Staatsfonds aus Abu Dhabi sei unter anderem verärgert, dass Getir und Gorillas in Deutschland nicht zu einer Marke verschmolzen wurden, um Kosten zu sparen.
Während der Coronavirus-Pandemie erlebten Lebensmittel-Bringdienste einen Boom. Danach flaute die Nachfrage deutlich ab und löste einen harten Verdrängungswettbewerb aus. Gleichzeitig machten den Firmen steigende Preise und hohe Personalkosten zu schaffen. Als Reaktion darauf hatte Getir im vergangenen Sommer 2.500 der weltweit 23.000 Stellen gestrichen. Zeitweise war auch über eine Fusion von Getir mit dem deutschen Rivalen Flink spekuliert worden.