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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.04.2024 | Quelle: dpa/Gabbert

Brandenburger Bio-Marktbericht

Hunger nach mehr Bio

Die Bio-Branche in der Region bleibt trotz gestiegener Preise ein wachsender Sektor. Berlin und Brandenburg können sich bei Angebot und Nachfrage gut ergänzen. Es gibt noch viel Luft nach oben - aber nicht überall. Von Ismahan Alboga

Es sieht nach einem Elfmeter aus, den Brandenburger und Berliner einfach verwandeln könnten: Mit einem riesigen Bio-Anbaugebiet und einem teils kapitalstarken Absatzmarkt liegt der Ball eigentlich auf dem Punkt. Es fehlt allerdings an Zielgenauigkeit beider Bundesländer, um knackigen märkischen Bio-Salat auf den Teller der biohungrigen Berliner zu bringen.

Laut dem Bio-Marktbericht 2023/24, der am Montag in Potsdam vorgestellt wurde, gaben Berliner und Brandenburger im Jahr 2023 rund 640 Millionen Euro für frische Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung aus. Die Menschen aus Berlin sind deutschlandweit führend - sie bezahlten im vergangenen Jahr insgesamt 477 Millionen Euro für Bio-Erzeugnisse. Auch in Brandenburg wächst der Zuspruch, 162 Millionen Euro wurden ausgegeben.

Ökologische Landwirtschaft

Brandenburg legt ersten Bio-Marktbericht für die Region vor

Nachfrage konnte nicht gedeckt werden

Brandenburg kommt laut Bio-Marktbericht nicht hinterher, die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln sei im vergangenen Jahr "überdurchschnittlich gestiegen". Dabei seien die Bio-Flächen und die Tierbestände im Biobereich gewachsen.

In einigen Bereichen werde nicht genügend produziert. Rein rechnerisch könnte laut Bericht etwa die heimische Bio-Schweinefleischproduktion verzehnfacht werden, um Berlin und Brandenburg damit zu versorgen. Die Produktion von Bio-Geflügelfleisch könnte verdreifacht werden, um den Bedarf vollständig zu decken. Potential gibt es auch bei der Bio-Milch. Hier komme nur ein Drittel aus der Region. Eine Ausnahme bildet die Produktion von Bio-Rindfleisch. In Brandenburg werden überdurchschnittlich viele Bio-Rinder gehalten.

Wenig Bio-Gemüse und kaum Bio-Obst

Bundesweit geht der Trend zu weniger Fleisch- und Milchkonsum. Doch ausgerechnet auffallend wenig Bio-Gemüse werde in Brandenburg angebaut. Der Anbau von Bio-Freilandgemüse sei unterdurchschnittlich, so der Bericht. Um etwa 500 Hektar könnte die Produktion von Möhren, Zwiebeln, Porree, anderem Wurzelgemüse und Kopfkohl ausgeweitet werden, um die Hauptstadtregion zu versorgen. Der Anbau von Bio-Speisekartoffeln könne nur zu etwa einem Drittel die Nachfrage abdecken, hieß es weiter. Für eine vollständige Abdeckung seien zusätzlich 600 Hektar nötig. Auch Bio-Obstsorten sind zu wenige vorhanden. Deutschlandweit entfallen etwa bei der Bio-Apfelfläche nur zwei Prozent auf Brandenburg.

Dafür gibt es in Brandenburg aber viele Strauchbeeren wie Sanddorn, Aronia, Holunder oder Schwarze Johannisbeere. Aber diese werden meist verarbeitet und dann angeboten. Frisch kommen sie nicht auf den Markt, ebenso wenig wie der überwiegende Teil von Bio-Äpfeln. Kümmerlich falle laut Bericht auch der kommerzielle Bio-Anbau von Erdbeeren oder Steinobst aus.

Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministerium

Ökologischer Landbau in Brandenburg wächst

Brandenburger unter den bundesweiten Spitzenreitern bei Ökoflächen

Am fehlenden Platz kann es in Brandenburg nicht liegen: Rund 1,3 Millionen Hektar werden in Brandenburg landwirtschaftlich genutzt. Immerhin 17 Prozent dieser Flächen werden inzwischen ökologisch bewirtschaftet, was das Bundesland neben dem Saarland und Hessen zu den Spitzenreitern bei Bio-Flächen macht. Vor fünf Jahren lag dieser Flächenanteil in Brandenburg noch bei 12,9 Prozent. Dieses Jahr sollten sogar 20 Prozent erreicht werden, so das Ziel des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums. Das hat zwar landesweit nicht geklappt, vereinzelt sei die Ziel-Marke aber sogar weit überschritten worden. Spitzenreiter ist Dahme-Spreewald mit rund 35 Prozent Ökoflächen.

Mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Bio-Nutzfläche entfallen auf Ackerland. Davon knapp eine Hälfte auf Bio-Getreide und knapp ein Drittel auf Futterpflanzen. 42 Prozent werden als Grünland ausgewiesen. Beim Getreideanbau dominiert Bio-Roggen mit 42 Prozent, wohl auch deswegen, weil diese Art gut mit den leichten Böden in Brandenburg zurechtkomme. Neben Bio-Roggen gehören Bio-Hafer und Bio-Weizen zu den wichtigen Getreidekulturen in der Mark.

Bio-Roggen könne für Brandenburg ein Exportprodukt in andere Regionen darstellen, sagt der Bericht. Bei den anderen Getreidearten entspreche das Angebot der Nachfrage, mit jährlichen Schwankungen. 


Bio-Absatz erholt sich schnell nach Flaute

Bio-Produkte seien längst kein Nischenmarkt mehr, sie seien im Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher angekommen, resümiert der Bio-Marktbericht 2023/24. Zusätzlichen Aufschwung habe es für den Bio-Markt in den ersten beiden Pandemiejahren gegeben. In den Jahren 2022 und 2023 habe hingegen die hohe Inflation diese Entwicklung ausgebremst. Die Krise scheint aber überwunden. Die Bio-Haushaltsnachfrage in Berlin und Brandenburg habe sich von den Rückgängen im Jahr 2022 schneller als der Gesamtmarkt erholt. 2023 stiegen die Bio-Ausgaben um 6,7 Prozent in der Region.

Um die Bio-Produktion, die Bio-Verarbeitung und den Bio-Markt in Berlin und Brandenburg weiterzuentwickeln, werden im Bericht verschiedene Maßnahmen empfohlen.

Mehrwertsteuer

Kuhmilch versus Hafermilch: der tierische Steuervorteil

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Wachstumspotenzial wird vor allem im biologischen Ackerbau gesehen, weniger in der Tierhaltung. Deshalb sollten Förderungen sich verstärkt auf die Bio-Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung konzentrieren, so der Bericht. Bei Ausschreibungen sollte verstärkt auf Bio geachtet werden. Förderziele könnten auch Spezialmaschinen und alternative Vermarktungswege sein, aber auch die Aufklärung über Vorzüge von Bio-Essen.

Großes Potential sieht die Studie in der Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen. Damit stützen die Macher der Studie auch politische Maßnahmen der Landesregierung wie etwa die Ernährungsstrategie und die "Kantine der Zukunft". Auch mehr Anreize für Handwerksbetriebe und mittelständische Lebensmittelindustrien zur Verarbeitung von Bio-Produkten werden gefordert, da sie bedeutende Akteure für die Steigerung der Wertschöpfung seien.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.04.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Ismahan Alboga

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