Laut Insolvenzverwalter
Wieder droht ein Stellenabbau bei Galeria Karstadt Kaufhof. Doch der größte Teil der Warenhäuser dürfte unter neuen Eigentümern Bestand haben. Noch ist die Vereinbarung aber nicht in Kraft.
Die voraussichtlichen neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof werden wohl mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen mit. Welche das sein werden, war zunächst nicht bekannt.
Diese Zahl ist demnach Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Bei den künftigen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz.
Beetz gibt sich optimistisch: "Mit dieser vereinbarten Zukunftslösung können wir die große Mehrheit der Arbeitsplätze bei Galeria retten." Das seien viele tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch künftig in ganz Deutschland für die Kunden da sein würden. Die Wirtschaftlichkeit sei dabei aber ein bestimmender Faktor: "Wir wollen für jede Filiale ein Konzept haben", sagte Beetz am Mittwoch. Aber: "Alle Schiffe müssen profitabel sein." Entscheidend für den Bestand der Warenhäuser sei auch die Höhe der Mieten. Darüber verhandelt derzeit Insolvenzverwalter Denkhaus mit den Vermietern.
Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.
Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) will "sehr zeitnah" mit den möglichen neuen Eigentümern der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof über die Zukunft der Berliner Filialen sprechen. Das habe sie bereits mit den Investoren vereinbart, sagte Giffey am Mittwoch. "Unser Ziel ist es, die Warenhäuser als Anker in unseren Stadtzentren und Einkaufsstraßen erfolgreich weiterzuentwickeln und die Arbeitsplätze zu sichern", so die Senatorin weiter.
Verdi-Bundesvorstand Silke Zimmer sagte am Mittwoch: "Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren."
Die Gewerkschaft erwarte, dass die möglichen neuen Eigentümer in das Unternehmen investiere, die Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere, so Zimmer weiter. "Der neue Eigentümer sollte gemeinsam mit den Beschäftigten ein modernes Zukunftskonzept entwickeln und auf dem Weg bringen, das die Stärke der Warenhäuser ausspielt: ein breites Sortiment gepaart mit guter Beratung."
Der Gesamtbetriebsrat erklärte, "für eine konstruktive und arbeitsplatzsichernde Zusammenarbeit zur Verfügung" zu stehen. Es sei klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen werde. "Aber es werden auch Tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben", hieß es in einer Mitteilung.
Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt rund 12.800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen.
Galeria betreibt in Berlin noch acht Warenhäuser, in Brandenburg eines in Potsdam.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2023, 14 Uhr
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