Lausitz bekommt Forschungscampus für klimafreundliche Materialproduktion
Das nächste millionenschwere Strukturwandelprojekt soll kommen: Im Industriepark Schwarze Pumpe soll ein einzigartiger Forschungscampus zu klimaschonender Materialproduktion entstehen. Nun fiel der Startschuss.
Im Lausitzer Industriepark "Schwarze Pumpe" soll ein neuer Forschungscampus für Materialentwicklung entstehen. Am Freitag haben die beteiligten Partner vor Ort den Kooperationsvertrag für das Projekt "CircEcon" unterschrieben.
Auf dem Campus sollen künftig Experten der Technische Universitäten Dresden (TUD), Chemnitz (TUC), Bergakademie Freiberg (TUBAF) und der Hochschule Zittau/Görlitz ihr Wissen bündeln. So soll unter anderem erforscht werden, wie Bauteile klimaschonend hergestellt, weiterverarbeitet und wiederverwertet werden können.
Vertreter der beteiligten Hochschulen haben den Kooperationsvertrag unterschrieben | Quelle: mdr/rbb
Der Bund und das Land Sachsen fördern das Projekt mit rund 108 Millionen Euro. Es ist ein weiterer Baustein im Lausitzer Strukturwandel.
Straffer Zeitplan bis zum Start
Die Umsetzung des Projekts müsse nun schnell gehen, weil die Fördermittel aus dem Strukturwandeltopf bis Ende 2026 ausgegeben werden müssen, sagte Ursula Staudinger, die Rektorin der TU Dresden dem rbb. "Wir haben einen ganz strengen Zeitplan für die Erstellung der Forschungsfabrik, also des Gebäudes, und die Anschaffung der notwendigen Maschinen und Forschungsapparaturen." Bis Ende 2026 soll diese Arbeit abgeschlossen sein, so dass ab 2027 auf dem Campus geforscht werden könne.
Ziel sei es, der Wirtschaft neue Ideen zu liefern und Erfolgsperspektiven für die Lausitz zu schaffen. Die TU Dresden geht laut Staudinger davon aus, dass bei der Forschung Erfindungen gemacht werden, die patentiert werden und die es "ermöglichen, dass Neuunternehmen gegründet werden können, die sich dann auch im Umfeld dieser Forschungsfabrik ansiedeln."
Es ist nach Angaben der TU Dresden ein einzigartiges Projekt in Europa. Bisher gebe es das Problem, dass nicht alle Forscher verschiedener Technologien am gleichen Tisch sitzen, so Staudinger. So würden die Materialforscher für sich forschen und ihr Material optimieren, dabei aber nicht bedenken, wie es weiterverarbeitet wird - "und noch viel weniger, wie es möglich wird, dass man es wieder auseinandernimmt und möglichst umweltverträglich, ressourcenschonend in einen neuen Industriefertigungsprozess einfädeln kann".
Der geplante Campus in Schwarze Pumpe will es dagegen schaffen, dass alle diese Forscher unter einem Dach einer großen Forschungsfabrik zusammenarbeiten, um "diesen ganzen Kreislauf bestmöglich zu gestalten", so die Rektorin der TU Dresden.
In Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) sollen ab Anfang 2025 Bauarbeiten für das Referenzkraftwerk Lausitz beginnen. Die Finanzierung für das Vorzeigeprojekt sei gesichert, sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach. Von Isabelle Schilka
Bewusste Standortentscheidung
Der Industriepark Schwarze Pumpe befindet sich genau an der Grenze von Brandenburg und Sachsen und liegt ungefähr je zur Hälfte in den beiden Ländern. Der geplante Forschungscampus soll auf dem sächsischen Teil in Spreetal entstehen.
Die Entscheidung für die Ansiedlung in dem Lausitzer Industriepark ist kein Zufall. Die Forschungsinfrastruktur werde "sehr, sehr groß" und die Forschungsfabrikhalle "riesig", so TU-Rektorin Staudinger. Dafür brauche es viel Energie. "Deswegen ist diese Ansiedlung sozusagen neben der Leag und der zukünftigen Wasserstoffpipeline ein idealer Standort."