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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.04.2024 | Nachrichten | Quelle: rbb

Oberhavel

Hennigsdorfer Malerbetrieb setzt auf Vier-Tage-Woche

Ein Malerbetrieb in Hennigsdorf testet mit der Hälfte seiner Belegschaft seit einem Jahr die Vier-Tage-Woche. Der Chef zieht eine positive Zwischenbilanz: Auch der Krankenstand ist gesunken.

In einem Malerbetrieb in Hennigsdorf (Oberhavel) hat die Hälfte der Belegschaft schon am Donnerstagabend Wochenende. Die betroffenen Beschäftigten müssen dabei nicht auf Lohn verzichten: Sie haben sich dazu entschieden, ihre 38 Wochenstunden an vier Tagen abzuarbeiten mit jeweils neuneinhalb Stunden an diesen Tagen.

Vor gut einem Jahr hatte ihr Chef und Malermeister Michael Frank die Idee dazu. Ein Fernsehbericht hatte ihn dazu inspiriert, das Modell seinen Angestellten anzubieten. "Die Kollegin im Fernsehen war auch eine Malermeisterin und sie meinte, dass sie mega viele Bewerbungen bekommt", sagt Michael Frank dem rbb. In Hinblick auf den Fachkräftemangel im Handwerk sah er darin eine Chance für seinen Betrieb, als Arbeitgeber attraktiver zu werden.

Kollegen ausgeruhter und weniger krank

Von den 20 Beschäftigten in Franks Firma hat sich die Hälfte auf dieses Modell eingelassen. Bereut hat es niemand. "Es ist ganz praktisch. Man hat Freitag frei. Ich hab einen Garten, da kann ich dann schon freitags was machen", sagt zum Beispiel Marco Sieber, der seit 21 Jahren in dem Betrieb arbeitet.

Keine Neuanschlüsse

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"Ich wollte das einfach mal ausprobieren", sagt Denise Hesse, Büro-Angestellte im Malerbetrieb. Ihr gefällt, dass die Option auf freiwilliger Basis angeboten wird. "Ich finde es gut, zusätzlich einen Tag frei zu haben. Also den privat zu nutzen für das, was man immer mal machen wollte", so Hesse.

Malermeister Michael Frank zieht nach einem Jahr Vier-Tage-Woche eine positive Bilanz. Seine Beschäftigten schaffen nicht weniger, sondern seien ausgeruhter. Der Krankenstand ist ihmzufolge sogar gesunken. Und der Betrieb ist tatsächlich attraktiver geworden für potenzielle Bewerber, berichtet Frank.

Tischlerei mit Vier-Tage-Woche: "90 Prozent nutzen das"

Solche positiven Erfahrungen bestätigt Jörg Spatzier von der Tischlerei Spatzier in Verlorenwasser (Potsdam-Mittelmark). Das Vier-Tage-Modell in seiner Firma sieht eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden vor und jeden zweiten Freitag frei. Seit Anfang des Jahres können seine Angestellten so arbeiten. Er hält es für zeitgemäß, Überlegungen in diese Richtung gab es schon länger. "90 Prozent nutzen das", sagt Spatzier, dessen Tischlerei 17 Angestellte hat. "Das ist kein Versuchsmodell, das haben wir jetzt fest etabliert."

Kollegen mit Kindern und ältere Arbeitnehmer nutzen bei ihm andere flexible Arbeitszeitmodelle. In seiner Firma seien alle zufrieden damit. Allerdings habe es bei Außenstehenden und Kunden schon zu Irritationen geführt. "Der eine Freitag fehlt schon in der Produktion", so Spatzier.

Frühstart und Frühlingssonne

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"Das ist eine zutiefst individuelle Entscheidung"

Das Vier-Tage-Modell ist jedoch nicht für alle gleichermaßen reizvoll. Der Handwerkskammer Potsdam liegen keine belegbaren Zahlen dazu vor, wie viele Betriebe ihren Mitarbeitenden in Brandenburg das Vier-Tage-Modell anbieten, sagt auf Nachfrage Sprecherin Ines Weitermann dem rbb. Ihr seien einige Handwerksbetriebe bekannt, die eine Vier-Tage-Woche testen, aber ebenso gebe es Betriebe, in denen sich die Mitarbeitenden dagegen entschieden, "weil die noch ganz andere flexible Modelle haben", so Weitermann.

Ein Durchschnittsbetrieb im Kammerbezirk der Handwerkskammer Potsdam habe fünf Beschäftigte. "Da kennt man sich, da ist man immer in enger Abstimmung mit dem Chef", sagt Ines Weitermann. Die rund 17.400 Betriebe in Westbrandenburg erstrecken sich auf 137 Gewerke, "da macht das jeder etwas anders", so Weitermann. Die Vier-Tage-Woche sei nur ein Beispiel für die flexible Gestaltung der Arbeitszeit. "Das ist eine zutiefst individuelle Entscheidung."

Vor allem junge Mitarbeitende hegten Wünsche nach weniger Arbeitszeit. Nicht mehr so lange auf Montage zu sein, abends heimkommen zu können und den Beruf mit der Kinderbetreuung, aber auch mit der Pflege von Angehörigen zu vereinbaren, seien außerdem wichtige Kriterien bei der Gestaltung der Arbeitszeiteinteilung und für die Attraktivität der Betriebe als Arbeitgeber.

Mit Material von Karsten Zummack und Michaela Grimm

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.04.2024, 15:12 Uhr

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