rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.05.2024 | Michael Lietz | Quelle: rbb

Nachhaltigkeit statt Landgrabbing

Öko-Bauer profitiert von neuen Vergaberichtlinien für ehemalige DDR-Flächen

Jahrzehntelang wurden landwirtschaftliche Flächen aus DDR-Besitz an den Höchstbietenden verkauft. Kleinere Betriebe gingen oft leer aus. Neue Kriterien setzen auf Vielfalt und Regionalität, wie ein Beispiel aus dem Barnim zeigt.

Für Junglandwirt Janusz Hradetzky ist es wie ein Sechser im Lotto. Von seinem Hof "Stolze Kuh" für ökologische Milchviehhaltung in Lunow-Stolzenhagen (Barnim) sind es nur wenige Meter bis auf seine neu zu bewirtschaftende Ackerfläche. Dort konnte er 30 Hektar Land pachten. "Das ist jetzt hier meine erste Fläche, die ich direkt am Hof habe", sagt Hradetzky. "Dadurch habe ich keine Fahrzeiten und einfach kurze Gehwege. Das macht sie für mich wertvoll."

Brandschutz der Zukunft

Märkisch-Oderland plant Freiwillige Feuerwehren durch Hauptamtliche zu stärken

Im Oderland zeichnet sich ein Problem bei der Einsatzbereitschaft ehrenamtlicher Brandbekämpfer ab. Tagsüber sind laut Bericht zu wenige Feuerwehrleute da. Nun schlägt ein Konzept kreisweite Stützpunkt-Zentren mit Hauptamtlichen vor.

Neue Richtlinien sollen Nachhaltigkeit fördern

Wie auch andere Landwirte hat der Jungbauer in der Vergangenheit kaum eine Chance gehabt, ein Stück Land von der bundeseigenen Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH (BVVG) zu pachten. Diese hat seit über 30 Jahren den Auftrag, im Osten ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftliche Flächen zu privatisieren. Insgesamt rund 1,5 Millionen Hektar Land wurden so seitdem meistbietend verkauft. Das lockte finanzstarke Investoren an, die zum Teil mit Landwirtschaft nur wenig zu tun hatten. Bauern gingen bei den Bieterwettbewerben oft leer aus.

Nun hat sich die Verkaufsstrategie grundlegend geändert. So werden bei der Vergabe der letzten Äcker aus DDR-Staatsbesitz neue Kriterien angesetzt. Seit April wird bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr verkauft, sondern nur noch verpachtet - und das "vorrangig an ökologisch beziehungsweise nachhaltig wirtschaftende Betriebe", wie es in den Grundsätzen der BVVG heißt [www.bvvg.de]. Existenzgründer und Ortsansässige werden bevorzugt und Generationswechsel sollen ermöglicht werden. Zur Begründung heißt es weiter: "Es soll gewährleistet werden, dass sowohl den wichtigen Aufgaben des Klima-, Arten- und Tierschutzes sowie der Biodiversität als auch agrarstrukturellen Zielsetzungen Rechnung getragen wird."

Neue Pachtfläche für Barnimer Jungbauer | Quelle: rbb

Vorbild für andere Flächenbesitzer?

Damit wurde ein Koalitionsversprechen der Ampel-Regierung des Bundes umgesetzt - gegen den Willen der großen Bauernverbände.

Andere große Flächenbesitzer, wie etwa Kommunen und Kirchen, sollten dem Beispiel folgen, meint Sebastian Rogga vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschafts-Forschung in Müncheberg (Märkisch-Oderland). In Brandenburg macht das laut dem Experten für Landnutzung bislang nur die Gemeinde Kyritz im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. "Kyritz hat vor ein paar Jahren für die Landvergabe Kriterien eingeführt. Die haben gut daran getan, im Vorfeld einen Prozess zu starten, der alle wichtigen Entscheidungsträger mit involviert." Das sei wichtig, um auch den sozialen Frieden in den Gemeinden zu bewahren, sagt Rogga.

Totschlagfallen verboten

Brandenburg bekommt neue Jagdregeln - Jäger kritisieren die Verordnung

In Brandenburg gilt ab Juni eine neue Jagdverordnung. Nun darf man auch nachts auf Waschbären schießen - auf Füchse hingegen nur tagsüber. Totschlagfallen werden komplett verboten. Der Jägerverband nennt die Verordnung "demokratiefeindlich".

Hradetzki: restliche Flächen müssen für Vielfalt genutzt werden

Jungbauer Janusz Hradetzky würde auch gern noch mehr Land pachten. Sein Bedarf sei groß. Der Biolandwirt braucht allein 120 Hektar Grünland für seine 100 Kühe und Kälber. Nur: Der Großteil der einst volkseigenen Flächen in den ostdeutschen Bundesländern wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon meistbietend verkauft. Das Umsteuern der BVVG kommt seiner Meinung nach zu spät. "Es ist einfach nicht mehr viel da. Es ist aber trotzdem äußerst wichtig, dass damit, was noch da ist, etwas bewegt werden kann und die ortsansässigen, vielfältig wirtschaftenden Betriebe etwas davon haben." Hradetzki befürchtet zudem, dass das Umsteuern der bundeseigenen Bodenvermarktungsgesellschaft nicht nachhaltig genug ist und von der nächsten Bundesregierung kassiert werden könnte.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.05.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

Artikel im mobilen Angebot lesen