Vestas-Nachfolger in der Lausitz
Es war eine lang erwartete Industrieansiedlung in der Lausitz - nun steht fest, dass der chinesische Batteriehersteller SVolt sich nicht in Lauchhammer ansiedeln wird. Als Grund wird unter anderem der schwankende Automobilmarkt genannt.
Der chinesische Batteriehersteller SVolt wird sich nicht in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) ansiedeln. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit. SVolt habe seine Standortstrategie neu bewertet, heißt es in der Mitteilung.
Hintergrund sei ein aktuell sehr volatiler, also schwankender Automobilmarkt. Außerdem fehle nach wie vor Planungs- und Rechtssicherheit für die Errichtung von Produktionsstätten. Zudem werde ein "umfangreiches Kundenprojekt" nicht wie geplant realisiert, heißt es vom Unternehmen. Näheres dazu ist nicht bekannt.
SVolt wollte in Lauchhammer ursprünglich die ehemaligen Liegenschaften des Windkraftherstellers Vestas umbauen und nutzen. Etwa ein Jahr nach dem Aus von Vestas, im Herbst 2022, hatte SVolt seine Pläne offiziell in Lauchhammer vorgestellt. Geplant war die Herstellung von Batteriezellen.
Die Ansiedlung sei ein "Meilenstein für den Aufbau von lokalen Batterieproduktionskapazitäten in Europa" hieß es damals vom SVolt-Europachef Kai-Uwe Wollenhaupt. Allerdings war damals noch nicht klar, wie viel SVolt in Lauchhammer investieren wollte und wie viele Arbeitsplätze entstehen könnten. Von bis zu 1.000 Arbeitsplätzen war die Rede. Ein Produktionsstart war damals bereits für 2025 vorgesehen.
Im Land hatte die geplante Ansiedlung damals für Zufriedenheit gesorgt. Mit der Batteriezellenfertigung sollte das Land und vor allem die Lausitz zu einem Zentrum der Batteriewirtschaft werden.
Aktuell sei die Lage auf dem Automobilmarkt aber für Investitionen zu angespannt, heißt es am Freitag in der Mitteilung. "Bei SVolt ist neben einer ohnehin geringen Planungssicherheit auf unterschiedlichsten Ebenen – von international drohenden Strafzöllen bis hin zu Marktverzerrungen durch langwierige sowie ungleich verteilte Fördermittel – nun außerdem ein signifikantes Kundenprojekt weggefallen. Hinzu kommen die wieder aufflammenden Diskussionen über das Verbrenner-Aus in der EU, die sich kontraproduktiv auf die geplanten Lokalisierungsbemühungen auswirken", so Wollenhaupt in der Mitteilung vom Freitag.
Das Unternehmen verlagere seinen Fokus deshalb nun auf standardisierte Batterien und deren Systeme, weniger auf individualisierte Batteriesysteme für Elektroautos. Mit der breiteren Aufstellung wolle man besser für die Zukunft gewappnet sein.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) bedauert die Absage des chinesischen Unternehmens Svolt. "Svolt hätte gut in die Wertschöpfungskette im Bereich der Elektromobilität gepasst, die derzeit aufgebaut wird", erklärte er. Steinbach zeigte sich zuversichtlich, dass ein neuer Investor gefunden werde. Die Attraktivität des Standorts, das ehemalige Gelände des Windflügel-Herstellers Vestas, spreche für sich. Eine Lösung für die Nachnutzung sei allerdings nicht "von heute auf morgen" in Sicht, heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums.
Auch Lauchhammers Bürgermeister Mirko Buhr (parteilos) äußerte sich am Freitag auf rbb-Nachfrage enttäuscht. Die Stadt sei nun offen für neue Vorschläge, wie das ehemalige Vestas-Betriebsgelände genutzt werden kann, so Buhr. Man wolle sich zeitnah in Gespräche mit der Wirtschaftsförderung des Landes und mit der Landesregierung begeben. Die Stadt sei nicht Eigentümer der Immobilie. Wie es am Standort weitergehe, hänge voll von SVolt ab, erklärte Buhr. Das Unternehmen sei aber offen für neue Investoren, die den Standort übernehmen könnten.
Anis Ben-Rhouma, stellvertretender Bezirksleiter bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), zeigte sich ebenfalls enttäuscht. Nachdem das Unternehmen Rock Tech in Guben keine Bundesförderung bekommt, sei dies der "zweite Nackenschlag" für die Region. Man habe sich in Lauchhammer eine Branche mit Zukunft und zudem mit tariflich bezahlten Arbeitsplätzen gewünscht, so Ben-Rhouma.
Als einen herben Rückschlag bezeichnet der zuständige Leiter des IHK-Regionalcenters in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), Marcel Petermann, das Aus von SVolt. Den geplanten Kreislauf der E-Mobilität in Brandenburg, von der Batterieproduktion bis zum fertigen E-Elektroauto, sieht er aktuell aber nicht gefährdet. "Das ist Zukunftspotenzial für die Region, für die Menschen hier vor Ort", sagte Petermann am Montag dem rbb. "Das [Aus von SVolt, d. Redaktion] sehen wir nicht als Trend, sondern setzen weiterhin Hoffnung auf eine dieser Säulen und das ist die Elektromobilität und das ist im Strukturwandel die Chance auf Ansiedlung."
Laut einer Studie der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) aus dem März 2023 wird Brandenburg zum Zentrum der Batterieindustrie in Deutschland.
Für den Anfang einer Wertschöpfungskette, für die sogenannten Aktivmaterialien, stünden die BASF in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) und das Unternehmen Rocktech Lithium in Guben (Spree-Neiße). BASF will an seinem Standort Kathodenmaterial herstellen, Rocktech plant die Produktion von Lithium-Hydroxid, einem Grundstoff der Batterieproduktion.
Die Zellfertigung hatte, so der Stand im Frühjahr 2023, das Unternehmen SVolt in Lauchhammer geplant. Im Bereich Test sei die Dekra mit ihrem Testcenter am Lausitzring das prominenteste Beispiel.
Im Bereich Anwendung sie nicht nur der Fahrzeughersteller Tesla in Grünheide (Oder-Spree) zu nennen, sondern auch der Energiekonzern Leag. Den Abschluss und gleichzeitig Neubeginn des Wertschöpfungskette stelle schließlich die BASF mit ihrer geplanten Recyclinganlage für Batterien dar.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.05.2024, 14:30 Uhr
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