Zwölf Handelsstandorte in Berlin sollen besonders gefördert werden
Online-Shopping und steigende Kosten machen dem Einzelhandel zu schaffen. In Berlin sollen neue Konzepte erarbeitet werden, um den Handel zu stärken. Zwölf Zentren - eines in jedem Bezirk - stehen dabei im Fokus.
Um den Berliner Einzelhandel zu stärken, will der Senat künftig zwölf Zentren mit Einkaufszentren, Warenhäusern oder Shopping-Malls besonders unterstützen.
Innerhalb eines Jahres soll dafür gemeinsam mit den Bezirken, Branchenverbänden und Unternehmen ein Konzept erarbeitet werden, wie der Einzelhandel unterstützt werden kann und welche Fördergelder dafür infrage kommen. Darauf haben sich die Teilnehmer des sogenannten Zentrengipfels am Montag verständigt, wie die Wirtschaftsverwaltung mitteilte.
Dazu hatten sich rund 100 Vertreter, darunter der Handelskammer, des Einzelhandelsverbands, der Gewerkschaft Verdi, des Landesparlaments und des Senats in Neukölln getroffen. In der Wirtschaftsverwaltung soll die bereits bestehende Taskforce Warenhäuser zur Taskforce Zentren erweitert werden und die Arbeit in den kommenden Monaten koordinieren.
In Berlin sind 2023 fast ein Drittel mehr Firmen insolvent gegangen, als noch im Vorjahr - vor allem den Handel trifft es besonders häufig. In Brandenburg dagegen hat sich die Lage leicht entspannt.
Von 80 Zentren werden zwölf berücksichtigt
Nur zwölf Zentren in den Fokus zu nehmen, heiße nicht, die übrigen von berlinweit insgesamt 80, aus dem Blick zu verlieren, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey. "Der Handel gerät zunehmend unter Druck", so die SPD-Politikerin. Verändertes Einkaufsverhalten, der Trend zum Online-Shopping, steigende Gewerbemieten und insgesamt steigende Kosten nannte Giffey als Gründe und wies nicht zuletzt auf die Probleme des finanziell angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hin.
Drei Berliner Warenhaus-Standorte, die geschlossen werden sollen, stehen auch auf der Liste: das Ring-Center in Lichtenberg, das Galeria-Kaufhaus auf dem Tempelhofer Damm und das Galerie-Warenhaus in Spandauer Altstadt. Ein Ankauf ehemaliger Warenhäuser ist laut Giffey nicht geplant. Sie habe sich jedoch mit "allen Eigentümern der Standorte getroffen, die auf der Schließungsliste stehen". Noch hoffe sie, so Giffey am Montag, einen der Standorte von der Schließliste wieder runterholen zu können. Ergebnisse erwartet die Wirtschaftssenatorin in den kommenden Tagen.
Förderprogramme besser nutzen
Senat und Bezirke wollen nun bestehende Förderprogramme verstärkt an den Galeria-Standorten einsetzen, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen und Leerstand besser zu nutzen - auch für soziale Infrastruktur wie Kitas, Kultur oder Stadtteilzentren. Bei den Bemühungen die Zentren attraktiv zu erhalten, gehe es nicht um zusätzliche Förderprogramme, sondern darum, die vorhandenen Werkzeuge zu nutzen, so Giffey. Dazu gehörten Themen wie bessere Lademöglichkeiten für E-Autos genauso wie Sicherheit und Sauberkeit in den betreffenden Kiezen.
Die Gläubiger haben dem Sanierungsplan der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zugestimmt. Damit können die neuen Eigentümer das Unternehmen zeitnah übernehmen und mit der Sanierung beginnen.
Die ausgewählten zwölf Zentren
Mitte: Müllerstraße inklusive Leopoldplatz
Friedrichshain-Kreuzberg: Frankfurter Allee / Warschauer Straße
Pankow: Schönhauser Allee Arcaden
Charlottenburg-Wilmersdorf: City West/ Zoo, Kurfürstendamm, Tauentzien
Einzelhändler sollen zu Teilnahme an "Business Improvement Districts" verpflichtet werden
Der Senat will zur Stärkung des Einzelhandels auch verstärkt sogenannte "Business Improvement Districts" (BIDs) etablieren. Dafür soll am Dienstag eine entsprechende Vorlage im Senat verabschiedet werden. Das wurde am Montag bekannt.
Diese BID sollen es Unternehmen in einer bestimmten Straße oder einem Kiez möglich machen, sich zusammenschließen und eigenverantwortlich das Umfeld ihrer Geschäfte zu verbessern und die Kosten dafür zu teilen. Mit der geplanten Gesetzesänderung durch den Senat soll die Teilnahme an diesen lokalen Zusammenschlüssen für Einzelhändler verpflichtend werden. Alle zahlen damit in ein Budget ein, aus dem Maßnahmen finanziert werden.
Bislang gibt es in Berlin einen "Business Improvement District" in der City West. Dieser kümmert sich unter anderem um die Weihnachtsbeleuchtung oder die Pflege der Mittelstreifen auf Kurfürstendamm und auf der Tauentzienstraße.