Internationale Luft- und Raumfahrtmesse
Es geht um "grünes" Fliegen und Verteidigung: 600 Aussteller der Luft- und Raumfahrzugindustrie aus 30 Ländern zeigen ihre Produkte bei der ILA-Luftfahrtmesse am Flughafen BER. Größter Aussteller ist die Bundeswehr. Von Johannes Frewel
Es wird leiser bei der Internationalen Luftfahrtmesse (ILA), die von Mittwoch bis Sonntag auf dem Messegelände am BER-Flughafen in der brandenburgischen Gemeinde Selchow stattfindet. Manche der vorgestellten Flugzeuge sind sogar so leise, dass man beim Start das Vogelgezwitscher hören kann. So wie das Flugzeug von Daniel Moeck.
Der Pilot und Social-Media-Unternehmer hat gemeinsam mit seinem Co-Piloten und Bruder Nico Moeck ein Zeichen für CO2-freies Fliegen bei der Luftfahrtmesse gesetzt - mit ihrem kleinen zweisitzigen Elektroflugzeug. Das hält sich mit zwei Akkus etwa eine Stunde in der Luft und ist auf der ILA ebenso zu bestaunen wie zahlreiche andere, mitunter auch lautere Flugzeuge: etwa der Airbus A380 der Airline Emirates mit klassischem Turbinenantrieb.
Die deutsche Luftfahrtindustrie verzeichnet nach Krisenjahren wieder stärkere Umsätze. 2023 lagen sie nach Angaben des Branchenverbandes BDLI 18 über denen des Vorkrisen-Boomjahres 2019.
Die Luftfahrtindustrie ist ein richtiger Jobmotor geworden. Insgesamt arbeiten bundesweit 115.000 Menschen in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Davon 81.000 im zivilen Bereich. Das sind 8.000 mehr als noch 2022. Was die Branche wirtschaftlich treibt, ist das Ringen um Antriebe, die mit weniger Kerosin und damit weniger CO2-Treibhausabgasen auskommen - nachhaltiges Fliegen.
"Es läuft wieder gut in der Luftfahrt, wir erwarten wirtschaftlich positive Signale für einen Aufschwung, den wir sehen", bilanziert Dirk Geisinger, CEO des in Brandenburg ansässigen Triebwerksherstellers Rolls Royce Deutschland. Das Turbinenwartungsunternehmen MTU resümiert, die Umsätze seien wie die Fluggastzahlen noch nicht ganz auf dem Niveau wie vor der Pandemie. "Aber kurz davor", bestätigt MTU-Sprecherin Martina Vollmuth auch dort den Aufwärtstrend.
Der angekündigte CityAirbus NextGen steht zu Probeflügen bei der ILA noch nicht bereit. Das elektrische Lufttaxi geht zwar aus der Prototyp- in die Zulassungsphase. Wann das Gefährt mit wahrscheinlich fünf Passagieren und Pilot abheben kann, ist unklar. Beim Thema Urban Air Mobility ist Airbus nach Anfangsproblemen inzwischen leiser unterwegs. Airbus-Lobbyistin Claudia Oeking verweist lieber auf ein anderes Geschäftsfeld des europäischen Luftfahrtkonzerns: "Wir zeigen hier, wie wir als Partner der Bundeswehr bei Verteidigung und Sicherheit einen Beitrag leisten".
Neben Hubschraubern offeriert die Airbus-Militärsparte Defence and Space ein erstes maßstabsgerechtes Modell einer Wingman-Drohne. Sie soll Kampfflugzeuge begleiten und unbemannt in Gebiete fliegen, in denen es für Piloten zu gefährlich ist. Die autonom fliegende 16-Meter-Drohne ähnelt äußerlich einem Düsenjet und soll mit Tarnkappenfähigkeiten ähnlich viel können wie das Kampfflugzeug Eurofighter. Airbus erhofft sich über Jahre hinweg Aufträge, sobald die Drohne einsatzbereit ist.
Die Zeitenwende durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat den Fokus auf die militärischen Aussteller gelenkt, die schon immer tragender Teil auch im Flugprogramm der ILA waren. Die Bundeswehr zeigt Luftabwehrsysteme wie Iris-T, aus Israel stammende Arrow-3-Raketen oder das Patriot-System.
Käufer für Militärtechnik zu finden, ist indes ein zähes Geschäft. Der US-Hersteller Boeing freut sich über die Auslieferung eines Hubschraubers CH47 Chinook an die Bundeswehr. "Wir haben vor mehr als 40 Jahren das letzte größere Luftfahrzeug an die Bundesregierung verkauft, die F4 Phantom", resümiert Boeing-Deutschland-Sprecher Roger Gilles. Auf der ILA ist der Grund auf einen Blick zu sehen: die Konkurrenz im Rüstungsgeschäft ist groß.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 04.06.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Johannes Frewel
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