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Audio: rbb24 Inforadio | 25.07.2024 | Karsten Zummack | Quelle: dpa/Sascha Steinach

Online-Petition

Anwohner wehren sich gegen neues Umspannwerk in Oranienburg

Keine Neuanschlüsse ans Stromnetz mehr! Mit dieser Ankündigung sorgte Oranienburg im April bundesweit für Aufsehen. Mittelfristig soll ein neues Umspannwerk die Misere beheben. Doch gegen das Projekt regt sich Protest. Von Karsten Zummack

Der tägliche Spaziergang zählt inzwischen zum Ritual für Bert Kollmann. Er lebt seit vier Jahren in der Eichenwegsiedlung am Rand von Oranienburg (Oberhavel). Die üppige Wiese vor Ort ist so etwas wie die grüne Oase der Anwohner. Doch diese Idylle sehen viele in Gefahr. Denn hier soll das neue Umspannwerk gebaut werden.

Netzbetreiber erhöht Leistung

Strom-Engpass in Oranienburg ist behoben

Mitte April hatten die Oranienburger Stadtwerke bekannt gegeben, dass Neuanschlüsse ans Stromnetz wegen fehlender Kapazitäten nicht mehr möglich seien. Nun haben Netzbetreiber und Stadt eine Lösung für das Problem gefunden.

Sorgen vor Umweltschäden und Lärmbelästigung

"Uns wird ein Industriebau vor die Nase gesetzt", schimpft der 55-Jährige. Er befürchtet dadurch unter anderem einen Wertverlust der Grundstücke, elektromagnetische Strahlung, eine Verschandelung der Landschaft und Lärmbelästigung. "Es klackt, es zischt", sagt Kollmann mit Blick auf das alte Oranienburger Umspannwerk.

Er hat deshalb eine Online-Petition gegen den Neubau in direkter Nachbarschaft gestartet. Mehr als 200 Menschen haben in den ersten Wochen unterschrieben. Das Gros dürften Anwohner der Eichenwegsiedlung sein, die in den etwa 50 neuen Einfamilienhäusern leben. Das Bauschild steht aber schon am Rand der Wiese. Anfang kommenden Jahres sollen die ersten Bagger anrücken.

Probleme einer wachsenden Stadt

"Wir nehmen Petitionen und Bürgerbeteiligung sehr ernst", betont Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) im Gespräch mit dem rbb. Doch die Proteste gegen das Umspannwerk seien der Klassiker, wie jedes Gemeindeoberhaupt wisse. "Jeder möchte die Grundschule, den Glascontainer, auch Strom aus der Steckdose. Aber es soll bitte nicht auf dem Nachbargrundstück geregelt werden", beklagt der Kommunalpolitiker.

In diesem Fall überwiegt wohl das öffentliche Interesse. Schließlich gebe es "ein großes Problem", so Laesicke. Eigentlich ist es ein Luxusproblem, denn Oranienburg wächst. In den kommenden Monaten dürfte die 50.000-Einwohner-Marke geknackt werden. Mehr Bevölkerung, mehr Wirtschaft, mehr Wärmepumpen, mehr Elektroautos: Dadurch steigt der Strombedarf immens. Deshalb musste die Stadt im April kurzfristig sogar die Notbremse ziehen. Zeitweise konnten keine Neuanschlüsse bereitgestellt werden. Das alte Umspannwerk reicht nicht mehr aus, deshalb wurde ein Neubau für rund 35 Millionen Euro auf den Weg gebracht.

Nach Engpass

Oranienburg stellt 13,8 Millionen Euro für Umspannwerk bereit

Alternativ-Variante zu teuer

Die Stadtwerke Oranienburg hatten dafür ursprünglich zwei Standorte geprüft. Die Wahl fiel auf die Wiese an der Eichenwegsiedlung. Die zweite Variante, von der Anwohnerinitiative favorisiert, hätte drei Millionen Euro mehr verschlungen. "Der Gesetzgeber schreibt jedoch die Wahl der kostengünstigeren Variante vor, um die Gemeinschaft der Netznutzer vor einer finanziellen Zusatzbelastung zu schützen", teilten die Stadtwerke schriftlich mit.

Trotzdem sei das kommunale Unternehmen im Gespräch mit den Anwohnern. So seien bereits Dokumente zur Einhaltung aller Sicherheitsabstände, Lärmschutzgutachten und Netzpläne in den Runden offengelegt worden. Weitere Gespräche wurden vereinbart, "insbesondere zur Planung der Außenanlagen als Sichtschutz", heißt es in der Stellungnahme der Stadtwerke. Kollmann stellt das nicht zufrieden. Er hofft, den Bau an der Eichenwegsiedlung mit seiner Online-Petition noch verhindern zu können.

Bert Kollmann wehrt sich gegen den Neubau | Quelle: rbb/Karsten Zummack

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.07.2024, 16:20 Uhr

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Beitrag von Karsten Zummack

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