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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 04.07.2024 | Diana Azzam | Quelle: rbb/D.Azzam

Mobile.de und Kleinanzeigen ziehen nach Berlin

Kleinmachnow verliert Steuereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe

Die Online-Anzeigenportale Mobile.de und Kleinanzeigen ziehen von Kleinmachnow in Potsdam-Mittelmark nach Berlin-Charlottenburg. Der Gemeinde entgehen dadurch hohe Einnahmen. Das wird sich auch auf den Haushalt auswirken.

Der Gemeinde Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) entgehen ab 2025 Steuereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Das hat Bürgermeister Michael Grubert (SPD) dem rbb am Donnerstag auf Nachfrage bestätigt. Grund dafür ist der Umzug der Online-Unternehmen Kleinanzeigen und Mobile.de nach Berlin-Charlottenburg zum Jahresende. Bislang hatten sie ihren Geschäftssitz im Gewerbegebiet Europarc Dreilinden.

Zuvor hatte Pierre Du Bois, Sprecher der beiden Unternehmen, den rbb bereits über den Umzug an den Lietzensee informiert.

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Gewerbesteuereinnahmen gehen drastisch zurück

Die Gemeinde wurde am Mittwoch von den Unternehmen informiert - "frühzeitig und rechtzeitig vor den Haushaltsplanungen", erklärte Du Bois. Auf die hat der Weggang von Kleinanzeigen und Mobile.de nun gravierende Auswirkungen: Kalkuliert werde in der Gemeinde Kleinmachnow mit Gewerbesteuereinnahmen im Wert von 28 Millionen Euro pro Jahr. "Ein erheblicher Batzen" werde durch den Weggang der beiden Unternehmen nun wegfallen – er werde an die 50 Prozent rangehen, erläuterte Grubert.

"Wir werden drastische Haushaltseinsparungen machen müssen im nächsten Jahr – viele freiwillige Leistungen werden wir uns künftig nicht mehr leisten können bzw. einschränken müssen", so der SPD-Politiker. Er rechnet damit, dass in vielen Bereichen 25 Prozent weniger ausgegeben werden können als bislang.

Weckruf für die Region?

"Der Verlust von Kleinanzeigen und Mobile.de ist ein Weckruf für die Region. Es zeigt deutlich, wie dringend notwendig eine bessere Anbindung des Gewerbegebiets Europarc Dreilinden und Kleinmachnows an den öffentlichen Schienennahverkehr ist", sagte Alexandra Pichl, Landesvorsitzende der Brandenburger Grünen und Fraktionsvorsitzende in der Kleinmachnower Gemeindevertretung: "Die Reaktivierung der Stammbahn darf nicht weiter verzögert werden."

Eine schnelle und zuverlässige Verkehrsanbindung sei entscheidend, um Unternehmen und ihre Mitarbeiter zu halten. Die Reaktivierung der Stammbahn würde laut Pichl die Attraktivität des Standorts Kleinmachnow erheblich steigern: "Wir können es uns nicht leisten, dass weitere Unternehmen abwandern, weil die Verkehrsinfrastruktur nicht ausreicht."

Moratorium beschlossen

Kleinmachnow vertagt Entscheidung über Schulschließung

Die Maxim-Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow platzt aus allen Nähten. Daher soll die Seeberg-Grundschule geschlossen werden. Ob es wirklich so kommt, wird frühestens im Oktober entschieden - die Gemeindevertreter haben ein Moratorium beschlossen.

Mietvertrag läuft im Sommer 2025 aus

Ganz überraschend sei die Umzugsankündigung nicht gewesen, so Bürgermeister Grubert: "Es zeichnete sich zuletzt schon ab." Die Gemeinde habe aber alles getan, um Mobile.de und Kleinanzeigen in Kleinmachnow zu halten. Zuletzt seien auch regelmäßig Angebote gemacht worden, um die Verkehrssituation zu verbessern.

Letztlich sei die Entscheidung aber nicht in Kleinmachnow gefallen, ergänzte Grubert: "Es ist auch keine Entscheidung gegen Kleinmachnow, die Entscheidung ist auch nicht gefallen, weil die Stammbahn nicht fährt - letztlich war es eine unternehmerische Entscheidung."

Der Standort in Berlin sei zentraler und besser zu erreichen, sagte Du Bois: "Es fiel uns zunehmend schwer, Mitarbeiter für Kleinmachnow zu gewinnen." Die Teams seien sehr international: "Viele wussten gar nicht, wo Kleinmachnow liegt." Daher sei das Büro in Berlin eröffnet worden. Nun werden aufgrund des im Juni 2025 auslaufenden Mietvertrags in Potsdam-Mittelmark beide Standorte zusammengelegt.

Die beiden Unternehmen beschäftigen in der Region fast 1.000 Mitarbeiter. Viele von ihnen arbeiten mobil, nur wenige fanden zuletzt den Weg in den Europarc Dreilinden. Drei Etagen seien bereits leer, zwei könnten bis Jahresende noch genutzt werden.

"Das Büro genügt nicht mehr unseren Anforderungen", so der Sprecher. Offenere Raumkonzepte seien nötig. Durch Corona habe sich viel in der Arbeitswelt verändert.

Die Gemeinde will nun mit Ebay, dem Hauptmieter der Gebäude, Kontakt aufnehmen. Das Unternehmen hatte laut Grubert aber bereits verkündet, dass es langfristig in Kleinmachnow bleiben wolle.

Zuerst hatte die Märkische Allgemeine von Gemeindevertretern von dem Umzug erfahren.

Mobile ist ebenso wie Kleinanzeigen ein Tochterunternehmen von Adevinta, einem weltweit führenden Anbieter für Online-Kleinanzeigenportale.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.07.2024, 19:30 Uhr

 

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