Neue Studie des IW
Ohne Ausländer schrumpft die ostdeutsche Bruttowertschöpfung: Das ist das Fazit einer neuen Studie des IW. Allein in Brandenburg tragen sie fast sieben Milliarden Euro zur märkischen Wirtschaft bei - anderswo im Osten ist es sogar mehr.
Ausländische Arbeitnehmer tragen fast sieben Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in der Brandenburger Wirtschaft bei. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ausgerechnet. Sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsangehörigkeit machen demnach 7,6 Prozent der Brandenburger Wirtschaftsleistung aus, so die Studie des IW. In allen ostdeutschen Flächenländern zusammengenommen liege die Bruttowertschöpfung von nicht-deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei fast 25 Milliarden Euro.
"Ausländische Beschäftigte stützen die ostdeutsche Wirtschaft", sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. "Umso wichtiger ist es, dass die Region weltoffen bleibt - denn nur so bleibt der Osten wirtschaftlich erfolgreich."
Denn ohne neu hinzugekommene Ausländer wäre die Wirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern aus Sicht des IW spürbar zurückgegangen - stattdessen sei sie gewachsen. Die Neuankömmlinge gleichen demnach den Wegfall deutscher Arbeitskräfte mehr als aus: Deren Zahl sei zwischen 2018 und 2023 um 116.000 gesunken, während im gleichen Zeitraum rund 173.000 Arbeitnehmende, die keinen deutschen Pass haben, dazugekommen seien. Sie kamen laut IW vor allem aus Polen und Tschechien, aber auch aus Rumänien und der Ukraine, sowie aus Indien und Vietnam. Sie arbeiteten vor allem im Baugewerbe, aber auch im Verkehrssektor und über Zeitarbeitsfirmen in Deutschland.
Davon profitierte vor allem Sachsen, wo Ausländer rund 7,9 Milliarden Euro erwirtschaftet hätten. In Thüringen seien es immerhin noch 3,9 Milliarden Euro, in Mecklenburg-Vorpommern 2,4 Milliarden Euro." Berlin wurde aufgrund seiner speziellen demografischen Entwicklung in der Studie nicht betrachtet.
Ostdeutschland habe in puncto Gastfreundschaft allerdings nicht den besten Ruf, stellt das IW vor Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg fest. "Die AfD arbeitet sich an Migranten unermüdlich ab und freut sich über gute Umfragewerte - während viele Migranten die Sorge umtreibt. Dabei stützen gerade Ausländer die ostdeutsche Wirtschaft", so das Institut.
Die Bundesregierung hatte sich im Juli bei ihren Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025 darauf geeinigt, die bürokratischen Hürden für die Arbeitsaufnahme von Ausländern zu senken. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte damals, es gehe darum, die Zulassungskompetenz der Ausländerbehörden umzudrehen. In Zukunft solle gelten: "Wenn sie nicht nach 14 Tagen widersprechen, dann gilt die Arbeit von Ausländern als genehmigt." Die Grünen wollen laut Medienberichten innerhalb der Koalition nun erneut dafür werben, dass das Arbeitsverbot für Geflüchtete abgeschafft wird. Zudem soll eine zentrale Einwanderungsagentur die Vermittlung von Ausländern in den deutschen Arbeitsmarkt beschleunigen.
Sendung: Radioeins, 25.08.2024, 14:00 Uhr
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