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Video: rbb24 Abendschau | 30.08.2024 | Nural Akbayir | Quelle: dpa/Schoening

Berliner Nahverkehr

BVG erwägt längere Takte auf U-Bahn-Linien im Berufsverkehr

"Das System ist nicht so stabil, wie ich mir das vorstelle", räumt BVG-Chef Falk im Gespräch mit dem rbb ein. Bevor das Unternehmen weiter wachse, müssten Fuhrparks erneuert und das Angebot konsolidiert werden. Von Thorsten Gabriel

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist in den nächsten Jahren nicht mit einem weiteren Zuwachs des Angebots zu rechnen. Die BVG sei so schnell gewachsen wie kein anderes Unternehmen in der Stadt, sagte der Vorstandsvorsitzende der Verkehrsbetriebe, Henrik Falk, dem rbb. Jetzt aber sei die Zeit, sich zu konsolidieren.

"Wir fahren - Stand heute - so viel Angebot wie noch nie." Nun gehe es darum, dieses bestehende Angebot "viel stabiler, viel sauberer, viel sicherer" zu machen und "jetzt nicht einfach zu sagen, ich packe noch ein, zwei, drei Prozent drauf."

Zur Person

Ausfälle durch überalteten Fuhrpark

Zuletzt hatten Personalengpässe im Busbereich sowie technische Probleme bei den U-Bahnen dazu geführt, dass das Angebot eingeschränkt werden musste. Nach Falks Worten zeigt dies, dass es der BVG an einer "Grundstabilität" fehlt. "Das System, was wir momentan haben, ist nicht so stabil, wie ich mir das vorstelle, um souverän weiter wachsen zu können, selbst wenn ich es wollte."

Im U-Bahn-Bereich wartet das Unternehmen weiterhin händeringend auf die Lieferung bestellter neuer Züge, da der bestehende Fuhrpark zu großen Teilen überaltert ist und es so zu Ausfällen kommt. Mit verschiedenen Maßnahmen will die BVG nach den Worten Falks versuchen, bis zur Erneuerung des Fuhrparks das Angebot zu stabilisieren.

Als ein Beispiel nannte er Taktverlängerungen von vier auf viereinhalb Minuten. "Den Unterschied von 30 Sekunden, den nimmt ein Fahrgast kaum wahr, für uns allerdings ist das im Hintergrund eine wahnsinnige Erleichterung, diese 30 Sekunden zu haben." Damit bekäme man Wagen frei, um anderswo im Netz ebenfalls für Stabilität zu sorgen.

Über den Umfang des Angebots entscheidet die BVG allerdings nicht selbst, sondern das Land Berlin bestellt bei den Verkehrsbetrieben die entsprechenden U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnangebote. Deshalb sind Falks Äußerungen auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass das Land Berlin als Eigentümer der BVG unter enormem Spardruck steht.

Berliner Verkehrsbetriebe

BVG schafft Barzahlung in Bussen ab

Drei Tickets pro Bus am Tag - das lohnt den Aufwand für die Berliner Verkehrsbetriebe nicht. Die BVG verzichtet deshalb ab 1. September auf die Barzahlung in Bussen. Demnach haben fast alle Fahrgäste ohnehin bereits einen gültigen Fahrschein.

Wegner will keine Abstriche machen

Erst am Mittwoch hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärt, dass er zwar bei geplanten Streckenerweiterungen, etwa bei der U-Bahn, keine Abstriche machen will, in den mit BVG und S-Bahn abgeschlossenen Verkehrsverträgen aber großes Sparpotenzial sieht. Die Verträge sehen unter anderem jährliche Wachstumsraten bei den gefahrenen Kilometern - und damit den Zuschüssen aus dem Landeshaushalt - vor.

Falk sagte zu möglichen Kürzungen beim Verkehrsvertrag mit der BVG: "Wir reden nicht erst seit heute, sondern seit Wochen und Monaten darüber. Würden wir auch darüber reden, wenn die Haushaltssituation eine andere wäre? Ja, weil auch dies mit Stabilität zu tun hat." Er zeigte sich zuversichtlich mit dem Senat zu guten Lösungen zu kommen. "Ich bin guter Dinge, dass wir das Ist-Angebot auch finanziell ausfinanziert bekommen."

Neueinstellungen dennoch notwendig und geplant

Dass es trotzdem harte Verhandlungen werden könnten, lässt ein Blick in den Geschäftsbericht der BVG für 2023 erahnen, der im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht wurde. Dort wird unter anderem als ein Geschäftsrisiko aufgeführt, dass künftig Mehrkosten, etwa für Energie oder Zinszahlungen, nicht wie bisher vom Land ausgeglichen werden könnten. "Das Risiko wird aufgrund der umfassenden Auswirkungen im Falle eines Eintritts als hoch eingeschätzt", heißt es dazu im Bericht.

Trotz Konsolidierung wird die BVG aber auch in den nächsten Jahren neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Allein in diesem Jahr seien 1.450 neue Beschäftigte hinzugekommen, davon allein 500 im Busbereich. Tausende Neueinstellungen braucht es nach den Worten Falks auch weiterhin, um die bei der BVG abgesenkte Wochenarbeitszeit auf 37,5 Stunden sowie Rentenabgänge personell auszugleichen.

Video | rbb|24-Explainer

Bus ohne Fahrer:innen - Wer will den Job noch machen?

Schon jetzt fahren wegen des Personalmangels weniger Busse in Berlin. 10.000 Menschen will die BVG in den kommenden 5 Jahren einstellen, die Hälfte davon Fahrer:innen. Aber wie ist der Job als Busfahrerin oder Tramfahrer? Welche Vorteile und Nachteile gibt es?

Krankenstand höher als vor Corona

Auch der Krankenstand sei ein Thema. Wie überall in Deutschland seien auch bei der BVG die Krankenstände höher als vor der Corona-Zeit. "Ein Prozent Krankenstand mehr oder weniger macht einen Unterschied von knapp 50 Fahrerinnen und Fahrern", rechnet Falk vor.

Angesichts wiederkehrender Meldungen über Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von neuem Fahrpersonal, widersprach Falk allerdings dem Eindruck, dass sich kaum Menschen bei den Verkehrsbetrieben um Jobs bewerben würden. "Wir hatten letztes Jahr 30.000 Bewerbungen, in diesem Jahr waren es, Stand Juli, knapp 22.000", so der Vorstandschef. "Nichtsdestotrotz haben wir natürlich große Herausforderungen. Wir stellen viel Leute ein, aber natürlich gehen auch mehr Leute als früher."

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.08.2024, 19 Uhr

 

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Beitrag von Thorsten Gabriel

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