Grünheide
Die Züge des Tesla-Shuttles zwischen Berlin und dem Werk in Grünheide wurden auf Batterie-Elektrik umgestellt. Für den Betreiber ein Pilot-Projekt, um zukünftig mehr E-Züge auf die Brandenburger Gleise zu bringen. Von Martin Krauß und Tony Schönberg
Auf der Strecke zwischen Erkner und dem Tesla-Werksgelände in Grünheide (Oder-Spree) ist seit Mittwochmorgen ein neuer, vollelektrischer Zug-Shuttle im Einsatz, mit dem Mitarbeiter, aber auch unternehmensfremde Personen kostenlos fahren können.
Der sogenannte "Giga-Train" ist der erste vollelektrische, batteriebetriebene Zug in Berlin und Brandenburg, wie es sowohl vom US-Autobauer als auch der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft (NEB) als Betreiberin heißt. Die Wagen bieten pro Stück 120 Sitzplätze. Da für Tesla jeweils zwei aneinandergehängt werden, können so pro Fahrt inklusive Stehplätzen 500 Menschen transportiert werden. Außerdem verfügen die Züge über Fahrradabteile, ebenerdige Zugänge und ein Informationssystem für die Fahrgäste.
Theresa Eggler, Projektmanagerin bei Tesla, sagte dem rbb am Mittwoch dazu: "Wir freuen uns ganz besonders, dass der Tesla-Zugshuttle jetzt batterieelektrisch ist, weil es einfach für uns in Einklang ist, mit unserer Unternehmens-Mission: den Übergang zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen." Eggler zufolge werden mit den neuen Triebwagen nun 50 Tonnen CO2 pro Woche im Vergleich zum alten Zugtypen eingespart.
Der Betrieb des Zuges sollte ursprünglich schon am Montag erfolgen, wurde jedoch wegen anhaltender Bauarbeiten der Deutschen Bahn kurzfristig verschoben. Bis diese beendet sind, wird der Tesla-Shuttle daher zunächst nur von und nach Erkner fahren. Nach Beendigung der Bauarbeiten ist eine Personenbeförderung einmal täglich ab Berlin-Lichtenberg geplant.
Seit September vergangenen Jahres hatte Tesla auf eigene Kosten bereits einen Zug-Shuttle zwischen Erkner und dem Werksgelände in Grünheide, später dann ab Berlin-Lichtenberg im Einsatz. Bis Mitte Juni war dafür ein Diesel-Triebwagen unterwegs.
Laut Tesla hatte die Zugverbindung bis Juni mehr als 3.500 Personen täglich befördert. Zukünftig sollen es laut Projektmanagerin Eggler noch mehr werden. "Für uns ist das Wichtigste, dass die Anbindung für die Mitarbeiter bestmöglich ist. Das heißt, dass die Taktung vom Zug zum RE 1 optimal ist. Nur dadurch kriegen wir eine möglichst hohe Auslastung auf den Zug. Ziel ist natürlich, dass der Zug zumindest zu Schichtzeiten möglichst voll und optimal ausgenutzt ist."
Die NEB will ab Ende des Jahres weitere Züge mit nachhaltigen Antriebstechnologien einsetzen und damit nach und nach die alte Dieselflotte ersetzen. Laut Geschäftsführer Sebastian Achtermann ist das zunächst in den Netzen Ostbrandenburg und der Heidekrautbahn der RB 27 zwischen Berlin und Groß Schönebeck (Barnim) geplant.
"Wir werden 31 batterieelektrische Triebzüge und sieben Wasserstoff-Triebzüge in Betrieb nehmen, und damit auch sukzessive unsere heute eingesetzte Diesel-Flotte ersetzen", sagte Achtermann am Mittwoch. Erste Erfahrungen können man nun mit den zwei für Tesla angemieteten Zügen sammeln, bevor im September weitere Probe- und Ausbildungsfahrten folgen sollen.
Die neuen Triebwagen selbst werden von der im Februar gegründeten Smart Train Lease GmbH zur Verfügung gestellt. Auch deren Geschäftsführer Benjamin Dobernecker sieht in den Elektroantrieben Potential für die Zukunft: "In Deutschland gibt es noch circa 2.800 Dieselzüge, und die sollen in den nächsten Jahren alle ersetzt werden", sagte er. "Da sind Batterie-Züge die bevorzugte Wahl."
Dobernecker zufolge hat sich die Technik in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Die Züge könnten grundsätzlich überall in Deutschland eingesetzt werden. "Es braucht eine Ladeinfrastruktur, aber im Regelfall gibt es irgendwo auf dem Netz eine Oberleitung, wo man nachladen kann."
Sendung: rbb24, 07.08.2024, 13:00 Uhr
Beitrag von Martin Krauß und Tony Schönberg
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