Eberswalde
Das Holzbauunternehmen timpla GmbH hat auf dem Gewerbepark in Eberswalde sein neues Werk eröffnet. Hier sollen durch den Einsatz vollausgestatteter Holzmodule bis zu 200 Wohnungen jährlich entstehen.
In Eberswalde (Barnim) enstehen jetzt fertige Wohnungen aus Holz. Am Donnerstag wurde das neue Produktionswerk des Holzbauunternehmens timpla GmbH im Technologie- und Gewerbepark eröffnet. Hier sollen schon bald 200 Beschäftigte bis zu 2.000 Holzmodule beziehungsweise Wohnungen im Jahr herstellen, sagte Sven Schwartz, Marketingleiter des Unternehmens.
Zur Eröffnung waren die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz und Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (beide SPD) vor Ort. Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) hatte bereits am Samstag der vorangegangenen Woche das neue Werk besucht.
Das Konzept des Unternehmens besteht nach eigenen Angaben darin, anhand identisch hergestellter einzelner Holzbau-Elemente möglichst effizient mehrgeschossige Wohngebäude wie Hotels, Wohnheime und Mehrfamilienhäuser als auch Schulen und Bürogebäude herzustellen.
Ein Raummodul entspricht einem vollständigen Wohnraum, wie Marketingleiter Schwartz gegenüber dem rbb sagte: "Wenn wir beispielsweise Raummodule mit Bädern erstellen, dann ist das Bad komplett mit drin. Wir bauen den Fußboden mit Fußbodenheizung, Fenster, Elektrik und Sanitär mit ein. Im Idealfall werden die Raummodule nur an die Baustelle geliefert und dort montiert."
Unter den neuen Mitarbeitern im Werk sind auch viele Quereinsteiger. Das liegt laut dem Geschäftsführer von timpla Roland Kühnel daran, dass es in Brandenburg noch nicht ausreichend Holzbau-Fachkräfte für die Produktion gibt. Er sagte dazu: "Unsere industrielle Produktion ermöglicht den Quereinstieg, weil nicht für alle Schritte Zimmerleute benötigt werden. Frühzeitig haben wir den Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit gesucht, um die erforderlichen Anpassungsqualifikationen zu ermöglichen. Dadurch konnten wir auch arbeitsuchende Menschen für eine Tätigkeit bei timpla begeistern."
Bei der Eröffnung am Donnerstag wurde eines der ersten Projekte bei timpla gefeiert: Der Landkreis Barnim hat den Bau zweier Gebäude zur Unterbringung von Geflüchteten und Asylsuchenden am Standort Stadtsee in Eberswalde beauftragt. Das Bauprinzip mit individuell einsetzbaren Holzmodulen soll sich dafür besonders gut eignen, da diese auch zu einem anderen Zeitpunkt an andere Standorte versetzt werden könnten. So sollen die Wohnelemente aktuell akuten Unterbringungsbedarfen dienen und später möglicherweise für andere Zwecke eingesetzt werden.
Schon zuvor beauftragte die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG timpla damit, vier Eingangspavillons mit Holzbauelementen zu errichten. Dies ist Teil eines Revitalisierungsprojekts von DDR-Plattenbauten.
Der steigende Bedarf an kleinen Wohnungen in deutschen Großstädten werde im Konzept des Unternehmens berücksichtigt: "Ein Raummodul ist 13 Meter lang und 3,50 Meter breit – also ein Mikro-Appartement mit Küche, Bad und Wohnbereich. Das wäre dann eine Einzimmerwohnung", sagte timpla-Marketingleiter Schwartz.
Fehlender Wohnraum war auch Thema bei der Eröffnung. Bundesbauministerin Geywitz sagte: "Das neue Produktionswerk von timpla ist ein tolles Beispiel dafür, wie wir in Deutschland mit seriellem Bauen mehr Wohnraum erzeugen können." Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach sprach von einer Kombination aus dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe wie Holz und digitalen Fertigungsprozesse: "Damit wird die Bauwende, insbesondere mit dem seriellen Bauen, konsequent auf den Weg gebracht."
Die Produktionsdichte soll steigen, wie Schwartz dem rbb sagte: "Zu Beginn bauen wir am Tag fünf solcher Module, später dann im Zwei-Schichtbetrieb zehn. Also je nachdem, wie so ein Gebäude gestaltet sein soll, bauen wir bis zu zehn Wohnungen am Tag. Wenn es größere Wohnungen sein sollen, entsprechend weniger."
Das Werk arbeitet auf einer Produktionsfläche über 20.000 Quadratmeter. Es zeichnet sich laut Angaben des Unternehmens durch moderne Fertigungsanlagen, hochautomatisierte Produktionslogistik und nachhaltige Energieversorgung aus. Durch eine Photovoltaikanlage und die Verbrennung eigener Holzabfälle werde der Wärmebedarf des Werks ohne zusätzliche fossile Brennstoffe abgedeckt.
Sendung: rbb24, 19.09.2024, 18:00 Uhr
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