Folgevertrag
Die PCK-Raffinerie in Schwedt erhält weiterhin Rohöl aus Kasachstan. Ein entsprechender Vertrag wird jetzt unterzeichnet. Die vereinbarten Mengen entsprechen ungefähr dem, was derzeit bereits geliefert wird.
Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird auch über dieses Jahr hinaus mit kasachischem Rohöl beliefert. Das wurde nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der kasachischen Hauptstadt Astana am Montag bekannt.
"In Kasachstan wird jetzt durch Rosneft Deutschland ein Folgevertrag unterzeichnet", bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage. Ziel sei, "die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Geschäftsbetrieb von Rosneft Deutschland und der PCK Schwedt sowie der Raffinerien Miro und Bayernoil verlässlich und auf Dauer zu sichern".
Rosneft-Sprecher Burkhard Woelki sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Vertrag mit Kasachstan sei verlängert worden über eine Öllieferung von 100.000 Tonnen im Monat bis Ende 2025. Er fügte aber hinzu, es sei möglich, mehr Mengen zu bekommen, das werde flexibel gestaltet.
Der Linken-Bundestagsabgeordnete Christian Görke zeigte sich enttäuscht. Er sagte unter Hinweis auf eigene Quellen, der Vertrag sei nur um ein Jahr verlängert und die Menge nur minimal erhöht worden. Dabei habe Kasachstan die Lieferung von zwei Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr angeboten. "Warum die Bundesregierung das kasachische Angebot nicht angenommen hat, bleibt ihr Geheimnis", sagte Görke.
Kasachstan hatte nach Angaben aus Regierungskreisen im vergangenen Jahr rund eine Million Tonnen Rohöl an PCK geliefert. Für das laufende Jahr seien 1,4 Millionen Tonnen vereinbart, hieß es.
Kasachstan ist nach Norwegen und den USA mit einem Anteil von 11,7 Prozent der drittgrößte Öllieferant Deutschlands und hat den Ausfall russischer Lieferungen an die PCK-Raffinerie nach dem Angriff auf die Ukraine teilweise kompensiert.
Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde die Raffinerie mit russischem Öl über die Pipeline "Druschba" versorgt. Seit Anfang 2023 gilt ein Embargo gegen das russische Öl.
Aktuell wird die Raffinerie mit Ölimporten über zwei Pipelines versorgt. Rund 70 Prozent des Rohöls kommen über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock. Die restlichen 30 Prozent werden aus dem Hafen Danzig und direkt aus Kasachstan über die Röhren der Druschba zur PCK geliefert.
Laut Bundesregierung lag die Auslastung der Anlage im ersten Halbjahr 2024 im Durchschnitt bei 76,2 Prozent. Die PCK-Raffinerie kann theoretisch etwa eine Million Tonnen Öl pro Monat verarbeiten.
Die Mehrheit von 54 Prozent der Anteile an PCK halten zwei deutsche Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft. Diese stehen seit September 2022 unter Treuhandverwaltung des Bundes. Wie Bundeskanzler Scholz am Wochenende bestätigte, laufen über die Rosneft-Töchter Verkaufsverhandlungen, die bis zu Jahresende abgeschlossen sein sollen. Ein Gesprächspartner ist Katar.
Der geplante Eigentümerwechsel könnte nach Darstellung des Wirtschaftsministeriums Einfluss darauf haben, ob die EU-Kommission eine geplante Beihilfe des Bundes für den Ausbau einer Pipeline vom Hafen Rostock nach Schwedt genehmigt.
Die PCK beliefert weite Teile Nordostdeutschlands mit Heizöl, Benzin, Diesel und anderen wichtigen Produkten. Seit der Abkehr Deutschlands von russischem Öl 2023 hat die Anlage auf andere Bezugsquellen umgestellt. Sowohl der Liefervertrag mit Kasachstan als auch die Rostock-Pipeline sollen dazu beitragen, dass die Raffinerie ausgelastet und wirtschaftlich ist.
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 16.09.2024, 19:00 Uhr
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