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Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 13.09.2024 | Schöning, Tino | Quelle: dpa/P.Pleul

Scholz' Reise nach Zentralasien

Bundesregierung will PCK Schwedt mit mehr Öl aus Kasachstan versorgen

Die Versorgung mit Rohöl der PCK-Raffinerie in Schwedt soll durch höhere Mengen aus Kasachstan gesichert werden. Bei einer Reise des Bundeskanzlers nach Zentralasien geht es aber auch um Wasserstoff-Lieferungen.

Die Bundesregierung strebt höhere Importe von Öl aus Kasachstan an. "Die mögliche Ausweitung der Ölversorgung aus Kasachstan begrüßen wir", sagte ein Regierungsvertreter am Donnerstag zur Reise von Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach Usbekistan und Kasachstan. Man wolle der PCK-Raffinerie in Schwedt mehrere Optionen für die Versorgung ermöglichen. Bisher wird die Raffinerie in Schwedt zu 20 Prozent mit Öl aus Kasachstan versorgt.

Bei dem Termin geht es laut der Nachrichtenagentur Reuters um die Verlängerung der kasachischen Rohöllieferungen. Diese soll bis Ende 2025 verlängert werden. Zudem solle die Lieferung um weitere 50.000 Tonnen Rohöl pro Monat aufgestockt werden - eine gute Nachricht für die Raffinerie in Schwedt.

Das bringe Planungssicherheit und sei ein Erfolg und ist eine "gute Nachricht für die Beschäftigten in der Raffinerie", sagte der Wirtschafts-Statssekretär Michael Kellner (Grüne) dem rbb. Laut Kellner gab es bereits in den vergangenen Monaten eine Aufstockung der Liefermengen über die bis Ende 2024 vereinbarten 100.000 Tonnen kasachisches Öl pro Monat.

Rosneft-Anteile

PCK-Raffinerie Schwedt bleibt weiterhin unter deutscher Kontrolle

Der katarische Staatsfonds wolle bei Rosneft Deutschland einsteigen, hieß es letzte Woche - doch bisher konnte ein Verkauf der Anteile nicht realisiert werden. Nun will der Bund die Treuhandschaft über die Rosneft-Anteile in Schwedt verlängern.

Die PCK-Raffinerie kann theoretisch etwa eine Million Tonnen Öl pro Monat verarbeiten. Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde die Raffinerie mit russischem Öl über die Pipeline "Druschba" versorgt. Seit Anfang 2023 gilt ein Embargo gegen das russische Öl.

Die Raffinerie wird aktuell mit Ölimporten über zwei Pipelines versorgt: Eine davon bringt Öl über den Hafen in Rostock – das ist derzeit die mit Abstand größte Quelle. Zudem versorgt die Druschba-Ölleitung Schwedt mit Importen aus dem Hafen in Danzig sowie direkt aus Kasachstan. Laut Angaben der Bundesregierung lag die Auslastung der Anlage im ersten Halbjahr 2024 im Durchschnitt bei 76,2 Prozent.

Staatssekretär Kellner betonte, dass die anderen Ölquellen sehr wichtig seien. Denn das kasachische Öl komme nach Schwedt durch eine Pipeline, die über russisches Territorium verläuft. "Wir wissen, dass auch diese Ölversorgung unterbrochen werden kann." Es sei deswegen wichtig, die Ölleitung zwischen Rostock und Schwedt vollständig auszulasten und weiterhin genug Öl über den Hafen im polnischen Danzig zu erhalten.

Klarheit soll es laut Bundeskanzler Olaf Scholz bis Ende des Jahres auch über die Zukunft der Eigentümerstruktur der PCK-Raffinerie in Schwedt geben. "Wir hoffen, dass bis Jahresende alles klar ist", sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einem Bürgerdialog in Prenzlau. Man habe dem russischen Miteigentümer Rosneft klar gemacht, dass der unter Treuhand der Bundesregierung stehende Anteil verkauft werden müsse. Alle in der Region könnten sich darauf verlassen, dass die Bundesregierung und die brandenburgische Landesregierung den Erhalt der Raffinerie sichern würden, so Scholz weiter.

Wasserstoff ebenfalls Thema

Die Gasversorgung aus Zentralasien werde bei dem Besuch von Scholz auch eine große Rolle spielen, sagte ein Sprecher der Bundesregierung. Mit Blick auf die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke sei klar: "Wir müssen irgendwo Gas herkriegen und da ist natürlich die Region sehr reich", sagte er mit Blick auf Zentralasien.

Bisher sei die Frage der Infrastruktur schwierig zu lösen. Aber man lote alle Wege aus, um Deutschlands Gasquellen zu diversifizieren. Außerdem sei etwa Kasachstan beim Thema Wasserstoff ein interessantes Land. "Das Potenzial an Erneuerbaren Energien in Kasachstan beispielsweise ist enorm groß." Deutschland müsse 2030 rund 50 bis 70 Prozent seines Wasserstoff-Bedarfs importieren und werde dann zum größten Wasserstoff-Importeur der Welt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.09.2024, 10:00 Uhr

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