Vollautomatische Recyclinganlage stellt Dünger aus Kot und Urin her
Eine Firma aus Eberswalde wandelt menschliche Ausscheidungen in nährstoffreichen Dünger um. Nun wurde die erste vollautomatische Recyclinganlage Deutschlands in Betrieb genommen. Die macht aus Kot Humus und aus Urin Flüssigdünger.
Das Unternehmen Finizio aus Eberswalde (Barnim) sammelt auf Festivals die "Rohstoffe" Kot und Urin in Trockentoiletten auf und stellt daraus in einer neuen Recyclinganlage Dünger her. Noch auf den Festivalgeländen werden die Hinterlassenschaften in flüssig und fest getrennt. Beide Materialien werden anschließend in zwei unterschiedlichen Prozessen weiterverarbeitet und von Krankheitserregern und Medikamentenrückständen befreit.
Aus den so gewonnenen Substanzen wird auf dem Gelände der Kreiswerke Eberswalde Dünger hergestellt. Für die Verarbeitung des Kots ist "Tina the Turner", eine Wendemaschine, verantwortlich, die vollautomatisch durch die sogenannten "Humusregale" fährt. Dabei durchwühlt sie einen länglichen Haufen aus Grünschnitt, Tonmineralien und Kot. Dank ihrer Arbeit werden die Bakterien im Haufen mit Sauerstoff versorgt. In sechs bis acht Wochen kann sie so aus dieser schwarzen Mischung wertvollen Humusdünger für die Landwirtschaft herstellen.
Der Bürgermeister von Frankfurt (Oder) setzt im Kampf gegen steigende Kriminalität auf Alkoholverbotszonen. In diesem Jahr erteilte die Oderstadt mehr als 40 Platzverweise. Andere Städte in Brandenburg sehen keinen Anlass für die Maßnahme.
Wichtige Nährstoffe enthalten
"Unser Ziel ist es, aus unseren Ausscheidungen wirklich den höchsten Veredlungsgrad, einen qualitätsgesicherten Humusdünger herzustellen", sagt der Gründer und Geschäftsführer von Finizio, Florian Augustin.
Bei der Verarbeitung des Urins befördert eine Pumpe zunächst eine exakt dosierte Menge in einen Bioreaktor. Dort wandeln Mikroorganismen das vorhandene Ammoniak in das für Pflanzen nützliche Ammoniumnitrat um. Dieses sogenannte "Belebtschlammverfahren" baut zudem schlecht riechende organische Stoffe ab. Im nächsten Schritt entfernen Aktivkohlefilter fast alle Arzneimittelrückstände. Abschließend wird das Wasser aus der Lösung fast vollständig verdampft. Dadurch werden auch Krankheitserreger abgetötet. Zurück bleibt Aurin: eine trübe, dunkelbraune und etwas muffig riechende Flüssigkeit mit einer extrem hohen Konzentration an Stickstoff, Phosphor und Kalium.
Axinja Laubmann war auf einem naturwissenschaftlichen Spezialgymnasium – hat sich aber gegen ein Studium entschieden. Nun lernt sie als erste in Brandenburg den Beruf der Weintechnologin. Lohnt sich das im "kleinen" Weinland Brandenburg?
Vorteile in der Umweltbilanz
Trotz der aufwendig erscheinenden Verfahren hätten die so hergestellten Dünger eine deutlich bessere Umweltbilanz als herkömmliche Produkte, erklärt Augustin: "Er kommt nicht aus fernen Ländern. Er wird lokal hergestellt, und er wird viel energieärmer hergestellt, weil er eben nicht erst energieintensiv synthetisiert werden musste, sondern eben aus etwas hergestellt wird, was sowieso aus uns herauskommt."
Zulassung für Verkauf des Düngers fehlt
Die Nachfrage nach dem Eberswalder Dünger sei jetzt schon hoch, doch bisher darf er nur zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Damit er in Deutschland offiziell als Düngermittel verkauft werden kann, braucht es eine rechtliche Zulassung. Die hängt schon länger an der Frage, ob der hergestellte Dünger wirklich sicher ist und keine Schadstoffe und Krankheitserreger enthält.
"Momentan ist es so, dass die Gesetzgebung uns verbietet diese Dünger zu verkaufen und in Verkehr zu bringen. Deswegen ist es so, dass wir momentan noch wissenschaftliche Feldversuche machen, die für uns leider auch sehr teuer sind." Derzeit sei man bei Finzio dabei, mehrfach und wiederholt zu beweisen, dass eine Schadlosigkeit von dem Dünger ausgeht, so Augustin. "Deswegen muss die Politik da unbedingt Tempo machen, um diese Kreislaufwirtschaft in diesem Land auch zu ermöglichen."