Berlin und Brandenburg
Nach dem Auslaufen der Friedenspflicht im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie kommt es auch in Berlin und Brandenburg zu ersten Warnstreiks.
Mehrere hundert Beschäftigte legten am Dienstagmorgen etwa bei Mercedes-Benz in Marienfelde für rund zwei Stunden die Arbeit nieder, wie IG-Metall-Sprecher Philipp Singer sagte. "Das ist der Auftakt in einer heißen Phase der Tarifrunde hier in Berlin", sagte er. Die Beschäftigten stünden hinter den Forderungen der Gewerkschaft.
Die IG Metall fordert für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn und hält das Arbeitgeberangebot für deutlich zu niedrig.
Beim Autozulieferer ZF in Brandenburg an der Havel war die Frühschicht von 5.00 Uhr an für zwei Stunden zum Warnstreik aufgerufen. Auch hier seien zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Aufruf gefolgt, sagte eine Gewerkschaftssprecherin.
Auch der Verhandlungsführer für Berlin und Brandenburg, Dirk Schulze, nahm an der Versammlung teil. Er sprach von einem "starken Start" in die Wanstreik-Phase. "Zwei Verhandlungsrunden haben gezeigt, dass wir ohne Druck nicht zu einem überzeugenden Ergebnis kommen. Wir brauchen einen Abschluss, der die Kaufkraft stärkt und damit auch der Konjunktur hilft."
Die Arbeitgeber müssten "diese klaren Signale aus ihren Belegschaften ernst nehmen" und rasch ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen, forderte Schulze. Während die IG Metall sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten verlangt, boten die Arbeitgeber zuletzt eine Tariferhöhung in zwei Stufen um 3,6 Prozent - bei einer Laufzeit von 27 Monaten.
Weitere Aktionen waren beim Zugbauer Stadler in Berlin-Pankow sowie bei Airbus Defence und Space in Potsdam geplant. In den nächsten Tagen sollen weitere Warnstreiks folgen.
Die Arbeitgeberseite kritisierte die Arbeitskämpfe. "Warnstreiks angesichts der aktuellen Lage der Metall- und Elektroindustrie sind alles andere als hilfreich", teilte der Verhandlungsführer für den Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), Stefan Moschko, mit. "Sie führen zu Produktionsausfällen und zu zusätzlichen Kosten. Das schadet vielen schwer belasteten Betrieben in dieser Zeit zusätzlich und damit letztlich den Beschäftigten."
In bisher drei Tarifrunden gab es für die rund 100.000 Mitarbeiter in der Branche keine Einigung. Die Industriegewerkschaft fordert unter anderem sieben Prozent mehr Geld sowie eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Der VME hatte wie zuvor schon in anderen Bezirken bei der jüngsten Verhandlungsrunde Mitte Oktober insgesamt 3,6 Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von 27 Monaten angeboten.
Sendung: rbb|24 Brandenburg Aktuell, 29.10.2024, 19:30 Uhr
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