Berlin
Dem Berliner Krankenhaus Waldfriede droht die Zahlungsunfähigkeit - Grund seien vor allem gestiegene Fixkosten. Ein Schutzschirmverfahren soll das Haus nun retten, die Behandlung von Patienten soll währenddessen weiterlaufen.
Dem Berliner Krankenhaus Waldfriede droht die Zahlungsunfähigkeit. Man wolle sich mit einem Schutzschirmverfahren nachhaltig sanieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Krankenhauses. Zunächst hatte die "B.Z." berichtet.
Das Krankenhaus Waldfriede liegt an der Argentinischen Allee in Zehlendorf, jährlich werden hier nach eigenen Angaben 15.000 Patienten stationär und 120.000 Patienten ambulant behandelt. Das Haus wurde 1920 eröffnet. Es beschäftigt derzeit 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ein Sprecher des Krankenhauses bestätigte am Mittwoch dem rbb, dass beim Amtsgericht Charlottenburg ein Restrukturierungsantrag für ein Schutzschirmverfahren gestellt worden sei. Das Gericht habe den Antrag angenommen. Ein Schutzschirmverfahren ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.
Das Krankenhaus begründet die finanziellen Engpässe mit gestiegenen Energiepreisen, dem Unterhalt von Gebäuden und medizinischen Geräten und beim (Leasing-) Personal. Die Vergütung der medizinischen Leistung - vor allem über die Fallpauschalen - seien nicht im erforderlichen Umfang angepasst worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Mithilfe des Schutzschirmverfahrens wolle man das Krankenhaus zurück in die schwarzen Zahlen führen. Man werde "in den kommenden Wochen verschiedene Optionen sehr genau prüfen, mit denen wir uns wieder zukunftsgerecht aufstellen werden", wird Bernd Quoß, Vorstand des Vereins Krankenhaus Waldfriede, in der Pressemitteilung zitiert.
Der Klinikbetrieb werde uneingeschränkt fortgeführt, "für die Patienten werden sämtliche Behandlungen und Therapien weiterhin unter den höchsten Qualitätsstandards durchgeführt. Die Finanzierung dafür ist gesichert. Unsere Patientinnen und Patienten werden von dem Verfahren nichts spüren", erläutert Quoß.
Die Krankenhausleitung geht davon aus, dass die Sanierung bis zum Sommer 2025 abgeschlossen sein kann. Wichtig sei gleichwohl, dass zuvor Klarheit über die Rahmenbedingungen der Krankenhausreform herrsche.
Die Gewerkschaft Verdi reagiert bestürzt auf den Schritt des Krankenhauses und fordert die Politik zum Handeln auf.
Die Welle von Insolvenzverfahren habe nun auch Berlin erreicht, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Leidtragende seien die Beschäftigten und indirekt auch die Patienten. Der Berliner Senat müsse schnell handeln und den Krankenhäusern aus ihrer Finanzierungsmisere helfen.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sieht derweil den Bund in der Pflicht. Der Fall des Krankenhauses Waldfriede zeige, dass die geplante Krankenhausreform endlich verabschiedet werden müsse. "Es bleibt zu hoffen, dass Zugeständnisse des Bundes die Zustimmung der Länder ermöglichen, um einen weiteren Zeitverlust zu verhindern - mit der damit verbundenen Gefahr, dass weitere Krankenhäuser in die Schieflage geraten", teilte Czyborra auf rbb-Anfrage mit.
Sendung: rbb 88,8, 09.10.2024, 15:34 Uhr
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