Landwirtschaft
Kartoffeln werden in Brandenburg immer seltener angebaut. Die Anbaufläche nimmt stetig ab. Hoffnung macht neue Technik: Damit können bis zu 300 Tonnen Kartoffeln pro Tag geerntet werden. Von Alexander Goligowski und Philipp Rother
Erntehelfer sind kaum noch zu finden, immer mehr Brandenburger Landwirte stellen den Kartoffelanbau ein. Nicht so die Märkische Agrargenossenschaft Mittenwalde (MAG). Sie zählt zu den größten Kartoffelproduzenten des Landes und hat nun massiv in neue Technik investiert.
Es wurden zwei sogenannte Airsep Evo 290 gekauft. Meter für Meter fräsen sich die mächtigen Vollerntemaschinen durch das Feld. Sie ernten die Kartoffeln dabei dank modernster Technik in nur einem Arbeitsschritt. Mit einer Maschine können fünf Hektar pro Tag abgeerntet werden - der Abtransport kommt da kaum hinterher. Das hat aber seinen Preis: Fast 500.000 Euro kostet ein Gerät. Nur größere Kartoffelbauern wie die MAG können sich das leisten. Auf 300 Hektar baut sie in Dahme-Spreewald Kartoffeln an.
Für Geschäftsführerin Cornelia Brinkmann hat der Vollernter auch mit Blick auf Klimawandel und Wetterumschwünge einen strategischen Vorteil: "Durch die Vollerntemaschinen sind wir wetterunabhängig und können in der gleichen Zeit die doppelte Menge schaffen." Das sei vor allem ein großer Vorteil, wenn nicht so viele Erntetage zur Verfügung stehen.
Der "Airsep Evo 290" wird hinter einen Traktor gespannt und über das Feld gezogen. Nur ein Arbeiter ist nötig. Er fährt den Traktor und kontrolliert in einem Display, ob die Sortierung funktioniert. Das ist die Königsdisziplin und ausgeklügelt: Eine kräftige Turbine bläst die Kartoffeln auf dem Sortiertisch im Inneren der Maschine von unten an, sodass sie anfangen zu schweben. Die schweren Steine bleiben unten und werden abtransportiert. Den Luftstrom stellt der Fahrer per Hand ein.
Ist alles perfekt eingestellt, landen die Kartoffeln fein säuberlich sortiert im sogenannten Bunker. Er fasst neun Tonnen. Die aussortierten Steine fallen in einen separaten Speicher. Wenige Kartoffeln landen am falschen Ort. Nur Handarbeit könnte noch genauer sein, aber dafür findet die Märkische Agrargenossenschaft Mittenwalde wie viele andere kein Personal mehr.
Kartoffelvollerntemaschinen sind auf den brandenburgischen Feldern natürlich allgegenwärtig. Die älteren Modelle brauchen neben dem Traktorfahrer aber auch noch wenigstes zwei Menschen, die auf der Maschine stehen und sortieren. Sie trennen Steine und Erdklumpen von den Kartoffeln. "Ich stand früher selbst da oben drauf - schön ist anders", berichtete Fachagrarwirt Christopher Klaus. "Der Staub kommt in die Lunge, im Herbst wird es dann kalt. Dann regnet es auch noch. Jetzt macht es die Maschine alleine."
Mit ihren Kartoffeln beliefert die MAG die Einzelhändler der Region im großen Stil. Das geht nur noch, weil die Hightech-Maschinen zum Einsatz kommen. Sie ernten bis zu 300 Tonnen Kartoffeln pro Tag und konnten die personellen Engpässe mehr als auffangen. Von den Maschinen sind bisher aber nur wenige in Brandenburg im Einsatz.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 5.10.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Alexander Goligowski und Philipp Rother
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