Bahn will kein ICE-Werk mehr in Stahnsdorf bauen - Gemeinde kritisiert Kommunikation
Nach der Entscheidung der Deutschen Bahn, kein Instandhaltungswerk in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) zu bauen, hat die Gemeinde das Unternehmen wegen seiner Kommunikation kritisiert.
Die Kommune habe die Absage des Bauvorhabens aus der Presse erfahren, heißt es in einer Mitteilung. Auch habe es generell in der Kommunikation mit der Deutschen Bahn gehakt, weil es für die Gemeinde von Anfang an keinen Ansprechpartner für das Projekt gegeben habe. Selbst den Plan, das Bahninstallationswerk in Stahnsdorf zu bauen, habe die Gemeinde seinerzeit aus den Medien erfahren.
Erst auf Nachfrage erhielt demnach die Gemeindeverwaltung im Frühjahr 2022 grundlegende Informationen von der Bahn. In den politischen Gremien sei das Projekt nie vorgestellt worden.
Eine bessere Verbindung ins Ausland und mehr Züge auf ausgewählten Strecken in deutsche Großstädte - von und nach Berlin sind deutlich mehr Verbindungen im neuen Fahrplan vorgesehen. Einige Tickets werden aber auch teurer.
Über die Neubauten in Cottbus und Dortmund hinaus gebe es momentan keinen Bedarf an neuen Standorten, hieß es von der Bahn. Die Sondierungen für den Neubau eines ICE-Werkes im Raum Berlin-Brandenburg würden deshalb nicht weiter verfolgt.
Bürger und Politiker freuen sich über Entscheidung
Gegen das Bauvorhaben auf den früheren Berliner Rieselfeldern hatte es erheblichen Widerstand von Anwohnern gegeben. Kritisiert wurden Naturzerstörung und großflächige Versiegelung. Es sollten unter anderem 20 Abstellgleise und Waschanlagen entstehen, erklärte Martin Lohrke, Sprecher der Initiative, dem rbb. Durch das Werk seien auch rund 400 neue Arbeitsplätze erwartet worden, aber in der Region herrsche nahezu Vollbeschäftigung. Viele der 1.200 Mitglieder der Bürgerinitiative Lebensraum Stahnsdorf hätten sich über die Entscheidung erfreut gezeigt.
Auch Bürgermeister Bernd Albers nahm die Entscheidung laut Gemeinde ohne Bedauern auf. Das Gebiet sei "ein einzigartiger schützenswerter Landesbestandteil, den es für die Naherholung der Bürger zu erhalten gilt", sagte Albers.
Die oppositionelle CDU/FDP-Fraktion in Stahnsdorf befürwortete die Entscheidung am Donnerstag ebenfalls und bezeichnete sie als erfreulich. Die von der Bahn geplante Anlage hätte erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner gehabt. Wegen der Größe und der damit verbundenen Infrastruktur hätte das Vorhaben in die Rieselfelder als Kulturlandschaft und in die gesamte Gemeindestruktur "erheblich eingegriffen", teilte der Fraktionsvorsitzende Richard Kiekebusch mit.
Rummelsburg soll ausgebaut werden
Von der Bahn hieß es, das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren verschiedene Optionen für "eventuelle weitere neue Werkestandorte" geprüft. Neben Nürnberg sei auch die Region Berlin/Brandenburg im Gespräch gewesen.
Hintergrund ist, dass die ICE-Flotte der Bahn wächst. Nach Angaben des Konzerns sollen zudem bestehende Standorte besser genutzt und erweitert werden. So werde in Berlin das ICE-Werk Rummelsburg weiter ausgebaut, und in Berlin-Schönholz sei eine Abstellanlage geplant. Baubeginn soll dort 2026 sein. Damit sei der Bedarf für die nächsten zehn Jahre in jedem Fall gedeckt.