Ostprignitz-Ruppin
Der Reisanbau in Linum war im Vorjahr ein Experiment, in diesem Jahr konnte der Ernteertrag deutlich gesteigert werden. Und es soll weitergehen - dank spezieller Technik aus China. Von Alexander Goligowski
Damian Widz sitzt auf einem Minimähdrescher. Das nigelnagelneue Gerät ist speziell für die Reisernte konzipiert und direkt aus China nach Ostprignitz-Ruppin importiert worden. Gemächlich erntet der Landwirt die letzten Quadratmeter des Reisfeldes in Linum ab - früher war es mal ein Karpfenteich. Der kleine Raupendrescher sinkt nicht ein, denn für den feuchten Boden ist er perfekt geeignet.
Trotz der geringen Größe war die rund 35.000 Euro teure Erntemaschine für den jungen Reisbaubetrieb eine nennenswerte Investition. Dafür ist aber auch die Anbaufläche von einem Hektar im Vorjahr auf dreieinhalb Hektar angewachsen.
Beim Auspacken der Maschine tauchte aber ein Problem auf: Die Anleitung war auf Chinesisch. Widz hat sich aber reingefuchst: "Für mich ist alles, was einen Motor hat und fährt, der pure Spaß", sagt der Technikfan lachend und dreht dabei weiter seine Runden über das sumpfige Reisfeld.
Beobachtet wird er dabei von Betriebsleiter Robert Jäkel. Seine zweite Reisernte ist die erste richtige. Nach etwas über 100 Kilogramm im Jahr 2023 kann sich der jetzige Ertrag mit zweieinhalb Tonnen schon sehen lassen. "Im letzten Jahr haben wir wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte", fasst Jäkel die Erfahrungen aus dem Vorjahr zusammen. Man habe aus den Fehlern aber gelernt. Dennoch würden auch in diesem Jahr wieder welche gemacht, so Jäkel. Aber auch aus denen könne sein Ökobetrieb "Natur Konkret" wieder neue Rückschlüsse ziehen.
Im Frühjahr hatten Gänse und Enten die frischen Reistriebe abgefressen. Zudem haben sich Spatzen kurz vor der Ernte über die reifen Körner hergemacht. Zuletzt wüteten auch noch Wildschweine auf dem Feld. "Die Tiere wollen halt auch mal was Exotisches", vermutet Jäkel und lächelt dabei. Eine Lösung für das nächste Jahr hat er aber schon im Blick. Das bleibt vorerst aber sein Geheimnis.
Reis wird weltweit in verschiedenen Regionen angebaut, die bedeutendsten Anbaugebiete liegen in Asien. Reis aus Brandenburg beziehungsweise aus Deutschland ist weiterhin eine Rarität. Daher sei die Nachfrage groß, so Jäkel. Auch deshalb soll der Anbau im Teichland Linum definitiv weitergehen. Weil die Karpfennachfrage sinkt, sollen sogar noch weitere der 36 Teiche in Reisfelder umgewandelt werden. Möglich ist das, weil die Bewässerungstechnik in den Teichanlagen bestens für den Reisanbau geeignet ist. "Der Reis ist gekommen, um zu bleiben", sagt Betriebsleiter Jäkel.
Dass in Linum Pionierarbeit für einen großflächigen Reisanbau in Brandenburg geleistet wird, glaubt Firmenchef Guido Leutenegger aber nicht: "Wir machen aus unseren Gegebenheiten hier einfach das Beste, auch im Sinne der Artenvielfalt." Zuletzt seien Schnepfenvögel und Rotbauchunken im Flachwasser gesichtet worden. Diese Tiere finden auf den Reisfeldern ideale Bedingungen vor.
In den Säcken landet Reis der Sorte "Loto" - Massenware ist es gewiss nicht. Daher wird der Reis aus Linum auch nur in Linum im Hofladen verkauft. Touristen nehmen ihn laut Leutenegger oft als Geschenk mit. 9,80 Euro kostet das Kilo vor Ort aktuell. Wenn die Effizienz beim Anbau gesteigert werden kann und die Anbaufläche weiter wächst, dann werde sich der Preis noch reduzieren, berichtet der Firmenchef. Spätestens dann öffnet sich auch ein weiterer Verkaufskanal: Gastronomen aus der Region haben schon Interesse angemeldet, Risotto mit Reis aus Brandenburg anbieten zu wollen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.10.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Alexander Goligowski
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