Herbstumfrage
Die Mehrheit der Handwerker in Brandenburg schätzt ihre wirtschaftliche Lage als gut ein. Die Auftragslage sei stabil und Mitarbeiter müssen nicht entlassen werden. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturumfrage der drei Handwerkskammern des Landes für den Herbst hervor.
Demnach sehen 80,3 Prozent der 13.400 befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend an. Allerdings entspricht das einem leichten Rückgang von 82,4 Prozent im Vorjahr. "Die wirtschaftliche Lage im brandenburgischen Handwerk bleibt angespannt", teilte Präsident Robert Wüst mit. "Insbesondere die Bau- und Ausbaugewerke, die lange Zeit als Konjunkturmotoren galten sowie die Lebensmittelhandwerke kämpfen mit weiteren Auftragsrückgängen und steigenden Kosten." Er zeichnet für den Rückgang höhere Preise für Energie, Lohn sowie bürokratische Hürden verantwortlich.
Im Bereich Ostbrandenburg bewerten 17 Prozent die Lage als schlechter als im Vorjahr. "Natürlich wird es Betriebe geben, die stärker von Konjunktureinbrüchen betroffen sind", sagt Michael Thieme von der Handwerkskammer Ostbrandenburg dem rbb. "Aber der großen Masse geht es stabil gut."
Noch zu Beginn dieses Jahres demonstrierten unter anderem Handwerker und Landwirte gemeinsam gegen Sparmaßnahmen des Bundes. Die Handwerker kritisierten damals vor allem mangelnde Wertschätzung und Sorgen für künftige Entwicklungen. "Die Erwartungen aus dem Frühjahr sind nicht so negativ eingetreten, wie die meisten erwartet haben", erklärt Michael Thieme.
Mit Blick in die Zukunft sehen 10,2 Prozent der befragten Brandenburgischen Unternehmen eine Verbesserung der Geschäftslage. Dennoch gehen 26.7 Prozent von einer Verschlechterung aus. Im Vorjahr waren es noch 30,2 Prozent. Schon jetzt beklagten viele Unternehmen über alle Branchen hinweg in den vergangenen Wochen einen Rückgang der Auftragsvorläufe. Für die Kunden bedeutet dies aber auch, dass sie im Schnitt nun rund zehn statt wie bisher elf Wochen auf Termine warten müssen. Am längsten ist die Wartezeit mit noch zwölf Wochen im Westen der Mark.
Problematisch bleibe hingegen die Suche nach Fachkräften und rückläufige Investitionen, sagt Thieme. Allgemein fordert die Brandenburger Handwerkskammer eine Entlastung des Mittelstandes. Viele Unternehmen wünschten sich eine Stärkung der heimischen Wirtschaft, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dazu zählen Thieme zufolge, keine Kostensteigerungen durch höhere Sozialabgaben, eine verlässliche Energieversorgung und Steuererleichterungen sowie der Abbau von Bürokratie. "Das 'Tesla-Tempo' muss auch für Handwerksbetriebe zum Standard werden", heißt es in einer Mitteilung der HWK. Und auch bei der Ausbildung müssen nachgesteuert werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.10.2024, 12:30 Uhr
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