Bahn vergibt Bauaufträge für Sanierung von Hamburg-Berlin-Strecke
Die Deutsche Bahn hat die ersten Bauaufträge für die Modernisierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin ab August 2025 vergeben. Am Zeitplan hält sie offiziell trotz laut gewordener Zweifel fest. Die Auftragsvergabe betreffe die Abschnitte zwischen Berlin-Spandau und Nauen sowie zwischen Nauen und Büchen, teilte die Bahn am Montag mit.
Das Baupensum sei "anspruchsvoll", erklärte das Unternehmen. Gebaut werden sollen etwa auch sechs zusätzliche sogenannte Überleitstellen, die dafür sorgen, dass schnellere Züge des Personenverkehrs langsamere Güterzüge überholen können.
Den Zuschlag erhielten insgesamt vier Unternehmen, darunter auch die zur DB gehörende Bahngruppe Bau. Für den verbleibenden Abschnitt zwischen Büchen und Hamburg soll die Vergabe im April 2025 erfolgen. Die Planungen dafür liefen. "Auf den Zeitplan für die Generalsanierung hat dies keinen Einfluss", hieß es.
Seit Freitag wird auf der Bahnstrecke Berlin-Hamburg groß gebaut. Für Pendler und Urlauber heißt das: Umwege und mehr Fahrzeit. Nördlich von Wittenberge rollt kein Zug mehr. Am Montagmorgen hatte der Ersatzverkehr seine erste Belastungsprobe. Von Björn Haase-Wendt
Strecke für knapp dreiviertel Jahr gesperrt
Die Bauarbeiten sollen im August des kommenden Jahres beginnen und bis April 2026 dauern. Die Strecke zwischen Hamburg und Berlin wird während dieser Zeit komplett gesperrt. Der Güter- und Personenverkehr wird weitläufig umgeleitet. Insgesamt will die Bahn dort 181 Kilometer Gleise, mehr als 200 Weichen und rund 70 Kilometer Oberleitung erneuern.
Die Streckenabschnitte zwischen Berlin und Nauen sowie zwischen Hamburg und Büchen rüstet die Bahn mit dem digitalen Zugsicherungssystem ETCS auf. Der verbleibende Abschnitt zwischen Büchen und Nauen soll mit dieser Technik erst ab 2030 ausgestattet werden. Die Bahn erklärte dies mit der "aktuellen Marktsituation". Auf dem Streckenabschnitt sei eine "teurere Doppelausrüstung" mit analoger und digitaler Signaltechnik "in dem Maße nicht gerechtfertigt".
Die Generalsanierung nutzt die Bahn nach eigenen Angaben auch, um Funkmasten für den künftigen Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication) zu errichten - die Reisenden sollen dann "in bester Qualität" telefonieren und surfen können. Außerdem sollen 28 Bahnhöfe an der Strecke "aufgewertet" werden.
Zweifel am Zeitplan
Der stark befahrene Korridor, auf dem täglich rund 30.000 Fahrgäste unterwegs sind, ist Teil eines groß angelegten Sanierungsprogramms der Deutschen Bahn. In den kommenden Jahren sollen in diesem Rahmen mehr als 40 vielbefahrene Strecken modernisiert werden, um die Bahn wieder zuverlässiger zu machen.
Aufgrund des Ampel-Aus waren zuletzt Zweifel laut geworden, ob der Zeitplan für die Sanierungen noch einzuhalten ist. Bisher fehlen für viele Strecken die Zusagen des Bundes zur Finanzierung, weil der Nachtragshaushalt bisher nicht verabschiedet wurde. Dabei ist die Minderheitsregierung aus SPD und Grünen auf die Stimmen der Opposition angewiesen.
Der Obmann der Union im Verkehrsausschuss, Christoph Ploß, kündigte nun an, die Rundum-Sanierung zwischen Hamburg und Berlin weiter finanziell zu unterstützen. "Die Sanierung kann auch 2025 stattfinden", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". "Es ist gut, dass die amtierende Regierung und die Union bei der Generalsanierung Berlin-Hamburg an einem Strang ziehen", teilte der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege, mit.