Audio: radioeins vom rbb | 02.11.2024 | Jan Vesper | Quelle: dpa/Pleul
Hoher Krankenstand
Gewerkschaft sieht "kritische Arbeitsbelastung" bei Tesla in Grünheide
Die IG Metall sieht eigenen Angaben zufolge große Arbeitsbelastung der Beschäftigten als eine Ursache für den hohen Krankenstand in der Tesla-Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree). Die Gewerkschaft ließ im Oktober gut 1.200 Mitarbeiter befragen, das entspricht etwa einem Zehntel der Gesamtbelegschaft. Von diesen Befragten hätten mehr als 80 Prozent angegeben, sie fühlten sich überlastet, teilte die IG Metall am Freitag mit.
Zudem klagten neun von zehn Befragten über körperliche Beschwerden wie Kopf-, Nacken-, Gelenk- oder Rückenschmerzen. Etwa ein Zehntel der Befragten gab an, sie glaubten, die aktuelle Arbeitssituation bis zur Rente aushalten zu können.
"Diese Ergebnisse sind erschütternd und machen mich wütend", sagte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze. "Die Umfrage zeigt, wie kritisch die Arbeitsbelastung bei Tesla ist. Die Werksleitung darf diese Zahlen nicht ignorieren."
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - das bedeutet eine Krankschreibung in Deutschland. Die Entscheidung darüber treffen Mediziner. Die Elektroautofirma Tesla in Grünheide allerdings scheint hier eine Schwachstelle zu wittern. Sie macht Kontrollbesuche bei den Kranken.
Zusätzliche Pause gefordert
Die Umfrage zeigt der Gewerkschaft zufolge mögliche Lösungsansätze. Dazu gehöre eine zusätzliche bezahlte Pause, wie sie in vielen anderen Autofabriken üblich sei. Vier von fünf Befragten wünschten sich zudem rückwärts rollierende Schichten.
Das Management der Autofabrik hatte vor einiger Zeit einen zu hohen Krankenstand von zeitweise 15 Prozent und mehr beklagt. Deswegen hatte es im Sommer unangekündigte Hausbesuche bei krank geschriebenen Mitarbeitern veranlasst. Dies war von der IG Metall kritisiert worden.
In der Fabrik arbeiten nach Unternehmensangaben rund 12.000 Menschen. Am Freitag gab Tesla bekannt, in Grünheide 500 weitere Mitarbeitende unbefristet festangestellt zu haben. Es handele es sich um bisherige Leiharbeiter, die nun der Belegschaft dauerhaft erhalten bleiben sollen.
Im April hatte sich Tesla wegen weltweit sinkender Nachfrage für einen Stellenabbau von zehn Prozent der Mitarbeiter entschieden. In Grünheide waren nach Unternehmensangaben davon 400 Stellen betroffen.
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