Fernwärme - Verbrannter Müll aus Premnitz erwärmt Wasser in Brandenburg an der Havel

Mi 11.12.24 | 16:19 Uhr
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Müllverbrennungsanlage in Premnitz. (Quelle: rbb/Claudia Baradoy)
rbb/Claudia Baradoy
Audio: Antenne Brandenburg | 11.12.2024 | Franziska Maushake | Bild: rbb/Claudia Baradoy

Abfall statt teures Gas: Fernwärme aus der Müllverbrennungsanlage in Premnitz versorgt künftig über eine 20 Kilometer lange Leitung Teile der Stadt Brandenburg an der Havel. Die profitiert davon gleich mehrfach.

Wenn bei der Premnitzer Abfallverwertungsgesellschaft im Havelland Restmüll verbrannt wird, entsteht viel Wärme. Die blieb bisher zum großen Teil ungenutzt. Nun wird damit Wasser erhitzt und durch eine 20 Kilometer lange Leitung nach Brandenburg an der Havel geschickt.

"Das war ein Zeitraum von acht Jahren, den wir gebraucht haben, um zu planen, zu realisieren", sagt Brandenburgs Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) dem rbb bei einer Begehung vor Ort. "Wir bekommen jetzt Fernwärme aus Premnitz und verbrennen kein Gas mehr und sparen CO2. Das ist ein tolles Ergebnis", sagte Scheller und erklärte, dass es eines der Ziele gewesen sei, weg vom Gas zu kommen. "Es ist ein großes, innovatives Klimaschutzprojekt." Durch die Umstellung spare seine Stadt jährlich 70.000 Tonnen CO2-Austoßes ein.

Zusatzgewinn: Niedrigere Preise für die Kunden

12.000 Brandenburger Wohnungen, die bisher mit Gas geheizt wurden, bekommen künftig die Premnitzer Fernwärme. Positiver Nebeneffekt für die Kunden: Die Preise für diese Fernwärme sind niedriger als die für Gas. Denn bei der Fernwärmeerzeugung aus Gas, so Scheller, werde das Gas eingekauft zu einem Preis, der stetig schwanke, was teurer ist als die nun gefundene regionale Lösung, die erst einmal im Probebetrieb läuft und jetzt nach und nach hochgefahren wird. "Hier haben wir sehr lange Preissicherheit und niedrigere Preise", sagte der Oberbürgermeister.

Auf rbb-Nachfrage teilten die Stadtwerke Brandenburg Havel mit, dass der derzeitige Preis für die Wärmeversorgung über Gas bei 140 Euro pro Megawattstunde liege. Ab Januar werde er aufgrund der neuen Fernwärme-Leitung zwischen Premnitz und Brandenburg an der Havel bei unter 100 Euro pro Megawattstunde liegen.

Idee, Wärme vor Ort zu nutzen, entstand in der Kneipe

Auf die Idee, die vorhandene Wärme vor Ort zu nutzen, kamen der Geschäftsführer der Stadtwerke Brandenburg an der Havel, Gunter Haase, und der Geschäftsführer der Abfallverwertungsanlage in Premnitz, Klaus Piefke, vor vielen Jahren in der Kneipe. Um sie zu verwirklichen, mussten im Werk neue Anlagen installiert und eine 20 Kilometer lange Leitung von Premnitz nach Brandenburg an der Havel gebaut werden. Solch lange Fernwärmeleitungen sind selten.

Der Bau war von etlichen technischen Problemen begleitet, berichten die Geschäftsführer dem rbb. Zudem mussten zum Schutz der Vögel und Tiere Maßnahmen umgesetzt werden. "Wir haben ursprünglich gedacht, wir sind in drei, vier Jahren fertig", erinnert sich Gunter Haase. "Es sind nicht acht Jahre geworden, weil wir langsam sind, sondern weil dieses Projekt uns einfach gefordert und an unsere Leistungsgrenze gebracht hat", sagt Haase.

Auch finanziell ist es anspruchsvoll: Nach Angaben der Stadt Brandenburg an der Havel wurden 45 Millionen Euro in das Projekt investiert.

In der Abfallverwertung in Premnitz werden nach Angaben des Betreibers Energy from Waste GmbH (EEW) jährlich bis zu 300.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe und Siedlungsabfälle aus sechs Brandenburger Landkreisen verwertet. Dabei entstehen unter anderem 136.000 Megawattstunden pro Jahr für die Stromerzeugung für rund 43.000 Haushalte sowie 139.000 Megawattstunden pro Jahr Fernwärmeerzeugung.

Mit Material von Claudia Baradoy und Michaela Grimm

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.12.2024, 15:30 Uhr

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7 Kommentare

  1. 7.

    „Ersatzbrennstoffkraftwerke“ gibt’s schon länger. Hätte man die Müllverbrennungsanlage dorthin gebaut, wo die Wärme verwendet werden kann… Müll brennt auch selten von selbst. Ich fürchte, eine bischen Gas wird wohl doch im Spiel sein.

  2. 6.

    Wo haben sie bitte die 40% Leitungsverluste her? Selbst die DUH, und die muss es ja wissen, geht von einem Mittelwert von rd. 17% aus. Der Anbieter im Bericht hat rd. 15% veröffentlicht.

  3. 5.

    Es ist natürlich sinnvoll, wenn eine sonst nicht verwertbare Energiequelle genutzt wird. Ob dies günstiger ist, wie die bisherige Erwärmung mit eigenem Gasbrenner im Hause bleibt abzuwarten. Berlins 1,3 Millionen Haushaltskunden der Vattenfall Fernwärme müssen sich in diesem Jahr auf 50 Prozent höhere Preise einstellen. Und ob die Sache CO2 mäßig in der Gesamtbetrachtung günstig ist, wäre bei 40 % Wärmeverlusten in den Leitungen zu hinterfragen. Hier wird mehr Energie für den eigentlich früheren Abfall, jetzt Fernwärme, als für die eigentliche Stromerzeugung erzeugt. Fernwärme könnte sich als die Cashcow des Monopolisten Fernwärmeerzeuger entwickeln.

  4. 4.

    Das Argument mit der "preiswerten Fernwärme" ist natürlich durchsichtig. Die Abnehmer von Fernwärme sind natürlich an einen Monopolisten gekettet und haben keinerlei Möglichkeit den unabwendbaren Preissteigerungen zu entgehen. Na dann, lieber ein breites Spektrum von Gas- oder Heizölanbietern, das den Kunden Wahlmöglichkeiten bietet.

  5. 3.

    Schon mal auf den Seiten der Stadtwerke oder von EEW nachgesehen? Die Erfolgsaussichten sollen hoch sein, sagt man.
    Wenn Müll verbrannt wird, entsteht nunmal Wärme. Diese wird zur Erzeugung des Dampfes genutzt. Folglich brauche ich weniger Gas dafür extra zu verfeuern. So ganz laienhaft ausgedrückt natürlich.

  6. 2.

    Macht das Sinn, wieviel kosten 20 km Fernwärmerohr?

    Was ist mit Wärmeverlust unterwegs? Was ist in Sommer?

  7. 1.

    "Wir bekommen jetzt Fernwärme aus Premnitz und verbrennen kein Gas mehr und sparen CO2". CO2 entsteht immer, hier dann bei der Müllverbrennung in Premnitz. Interessant wäre die Angabe, wie groß die Wärmeverluste bei der in Rede stehenden 20 km langen Warmwasserleitung sind. In der AVB Fernwärme-Verordnung2 ist eine Veröffentlichungspflicht für die Netzverluste verankert. Versorger müssen die Differenz zwischen der ins Wärmenetz eingespeisten und der von Kunden entnommenen Wärme im Internet veröffentlichen.

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