Antenne-Stammtisch - Grenzregion hofft auf mehr Tourismus auf beiden Seiten der Oder

Mi 08.05.24 | 15:14 Uhr | Von Maximilian Devantier
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Archivbild: Hell erleuchtet zeigen sich am 02.12.2017 die Straßen und die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und dem polnischen Slubice (r). In der Mitte fließt die Oder. (Quelle: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
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Audio: Antenne Brandenburg | 08.05.2024 | Robert Schwaß | Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Seit dem EU-Beitritt Polens sind beidseits der Oder viele Tourismus-Projekte entstanden. Doch es gibt Luft nach oben. Beim Antenne-Stammtisch wurde über neue Radwege, EU-Fördergelder und Grenzkontrollen diskutiert. Von Maximilian Devantier

20 Jahre nach dem polnischen EU-Beitritt ist der Tourismus in der Region an der deutsch-polnischen Grenze ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Experten, Politiker und Unternehmer diskutierten am Dienstagabend beim Antenne Stammtisch im Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) über die Möglichkeiten und Herausforderungen für den Tourismus in der Grenzregion.

Die 2022 eröffnete Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki wurde als Beispiel für ein gelungenes Projekt herangezogen. Laut Michael Rubin (Weitblick Oderaue), Bürgermeister der Gemeinde Oderaue (Märkisch-Oderland), haben sich die Anstrengungen und der harte Kampf bei der Projektfinanzierung gelohnt, denn es gebe eine Zunahme an polnischen Touristen. Kritisch kommentierte er das nach wie vor vorhandene Preisgefälle im gastronomischen Bereich. Auch Piotr Głowniak, Bürgermeister von Ceydnia auf der polnischen Seite, stellte die Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer als Symbol für eine gelungene Zusammenarbeit heraus.

Zusammenarbeit mit Polen könnte besser werden

Dass sich die Anstrengungen und Investitionen im Grenzbereich lohnen, bestätigte auch Maja Kühn von der deutsch-polnischen Tourist-Information. Es sei gelungen, mehr Touristen in die Frankfurter Innenstadt zu locken, die dort an Stadtführungen und Radtouren teilnehmen würden. Dank EU-Geldern sei das Gebäude für die Touristen-Information gebaut worden. Außerdem konnte der Kleistturm in Słubice fertiggestellt und die Beleuchtung der Stadtbrücke erneuert werden.

Verbesserungsbedarf sieht Kühn nach eigener Aussage bei der Zusammenarbeit mit der polnischen Seite. Dort vermisse sie manchmal die richtigen Ansprechpartner. Sie sagte, dass immer "versucht werde, die Produkte auf beiden Seiten gleichermaßen anzubieten."

Fahrradtourismus soll wachsen

Ellen Rußig, Geschäftsführerin des Vereins Seenland-Oder-Spree, sagte, dass "die Oder ein verbindendes als auch trennendes Glied für die Region ist, da man immer auf Brücken und Fähren angewiesen ist". Für die Erkundung der Region habe sie mit ihrem Verein einen mehrsprachigen Ausflugsplaner erstellt, in dem sich viele Fahrradrouten finden lassen.

Auf der polnischen Seite der Oder soll der Fahrradtourismus gefördert werden, sagte Łukasz Kozłowski, Leiter der Tourismus-Information im polnischen Nowa Sol. So seien vor kurzem in der Gemeinde weitere 50 Kilometer Fahrradstrecke und eine Fahrradbrücke in Nowa Sol freigegeben worden. "Die Effekte dieser Projekte sind sofort erkennbar", so Kozłowski.

Grenzkontrollen wurden kritisiert

Die EU-Fördermittel spielten dabei eine wichtige Rolle, betonte auch Anna Tille, Betreiberin des Maschinenhauses in Groß Neuendorf. Diese ermöglichen laut Tille Großprojekten wie dem Umbau eines alten Maschinenhauses in ein Hotel. Sie sagte, dass sie trotz der Verbesserung der grenzübergreifenden Infrastruktur kaum polnische Gäste habe. Den Grund dafür sehe sie in der Entfernung zur nächsten Oderüberquerung, die erst 20 Kilometer entfernt liege.

Kritik gab es hingegen an den wiedereingeführten Grenzkontrollen: Sören Bollmann, Leiter des Frankfurt-Slubicer Kooperationszentrums, sagte, er hoffe darauf, dass sie bald abgeschafft und eine andere Lösung gefunden werde. Auch Bürgermeister Kozłowski äußerte sich kritisch zu den Kontrollen. Er gehe davon aus, dass sie sich negativ auf den Tourismus auswirkten. Die Sicherheitsbedenken der Bevölkerung erachte er dennoch als legitim, sagte er.

Die Oder ist nicht massentauglich

Auch der Ausbau des Oder-Fährbetriebs wurde am Dienstag diskutiert. Trotz der Schwankungen des Wasserpegels sei ein dauerhafter Fährbetrieb denkbar, sagte Dirk Wesuls, Amtsdirektor von Brieskow-Finkenheerd. So sei der neu aufgenommene Fährbetrieb zwischen Aurith und Urad nur durch den Einsatz eines speziellen Bootes möglich, dass oft auch bei Niedrigwasser fahren könnte.

Dass die Oder nicht massentauglich ist, sollte als Vorteil gesehen werden, sagte Toralf Schiwietz, Geschäftsführer Euroregion Pro Europa Viadrina. Dennoch gäbe es Wege, den Tourismus in der Region zu stärken. Als erstes müsse man die grenzübergreifenden Angebote erweitern. Als nächstes könnte man den Fluss für Bildungszwecke, als Bestandteil des Unterrichts nutzen. Außerdem "könnten die über 80 Erinnerungsorte in der Region erschlossen werden", sagte Schiwietz.

In drei Punkten waren sich sich am Dienstagabend alle einig: Die Zusammenarbeit habe sich in den letzten zwanzig Jahren positiv entwickelt, weitere Projekte sollen in Zukunft umgesetzt werden und die EU leiste mit ihren Förderungen einen wertvollen Beitrag für die Region.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.05.2024, 14:10 Uhr

Beitrag von Maximilian Devantier

2 Kommentare

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  1. 2.

    das Oderbruch ist immer noch ein Geheimtipp, viele Berliner haben keine Ahnung, wie schön man hier auf einer Radtour in der Natur entschleunigen kann. Meine Empfehlung sind (unsere)Touren von Bad Freienwalde aus. Der Ort wird jetzt auch durch den Abriss der Brücke immer attraktive und vermutlich demnächst auch von "Neuberlinern" besiedelt.

  2. 1.

    Wenn dann endlich die Ostbahn wieder nach Gorzow (Landsberg) fahren würde, könnte man von dort aus super starten. Lieber VBB, wieso geht’s denn nicht alle 2 Stunden direkt ab Berlin dorthin?

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