Zingler über Bjelica-Verabschiedung - "Dazu gehören dann oft zwei"

Di 07.05.24 | 17:10 Uhr
  35
Dirk Zingler
Video: Der Tag | 07.05.2024 | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Union-Präsident Zingler äußerte sich am Dienstag ausführlich zur Entscheidung des Vereins, Trainer Bjelica zu entlassen. Der Entschluss sei erst zu Wochenbeginn gefasst worden. Zudem kündigte er an, dass Manager Ruhnert dem Klub erhalten bleiben wird.

Der Präsident des 1. FC Union Berlin, Dirk Zingler, hat am Dienstag auf einer Pressekonferenz Stellung zu den Hintergründen der Entlassung Nenad Bjelicas bezogen. Außerdem teilte er mit, dass Oliver Ruhnert, bisher Geschäftsführer Profifußball, dem Bundesligisten auch künftig erhalten bleiben soll.

Union Berlin hatte sich am Montag von Chef-Trainer Bjelica getrennt, einen Tag nach der 3:4-Niederlage im Kellerduell gegen den VfL Bochum. Marco Grote als Interimstrainer soll die Unioner vor dem Absturz in die 2. Bundesliga bewahren. Zum zweiten Mal in dieser Saison trennt sich der Klub damit von seinem Trainer.

Dirk Zingler über...

... das bereits zweite Trainer-Aus in der laufenden Saison:

"Sich zu trennen von Cheftrainern, ist für einen Klub nicht gut. Es ist für einen Verein auch immer eine Niederlage, weil man entweder Angst hat, seine Ziele nicht zu erreichen oder seinen eigenen Ansprüchen vielleicht nicht gerecht zu werden. Es gibt also immer einen Grund, der am Ende von einem Klub vermieden werden sollte."

... den Zeitpunkt der Entscheidung der Trainer-Entlassung:

"Die Entscheidung ist gestern Vormittag getroffen worden. Dann habe ich Nenad Bjelica persönlich informiert. So ist es eigentlich immer. (...) Ich stelle ja fest, dass es immer wieder auch ein Missverständnis gibt zwischen "Treuebekenntnis" und "Unterstützungsbekenntnis". Ich habe in meiner 20-jährigen Amtszeit noch nie einem Mitarbeiter ein "Treuebekenntnis" gegeben, weil ich das gar nicht kann. (...) Bis diese Entscheidung getroffen wird, bis zur allerletzten Sekunde, also von der ersten Sekunde der Verpflichtung bis zur letzten Sekunde vor der Entscheidung, wird der aktuelle Cheftrainer, wird jeder Mitarbeiter, wird jede Führungskraft immer meine vollste Unterstützung haben. (...)"

Wir wollen uns immer gerne sehr wertschätzend und auch wohlwollend von Menschen verabschieden, mit denen wir zusammenarbeiten. Aber dazu gehören dann oft zwei.

Union-Präsident Dirk Zingler

...das Fehlen eines Statements von Bjelica bei der Union-Pressemitteilung zur Entlassung:

"Wenn es der Klub, obwohl er für eine schöne Verabschiedungskultur bekannt ist, nicht tut (den Trainer mit Abschiedsgrüßen zu zitieren, Anm. d. Red.), dann muss es ja einen Grund dafür geben, der nicht bei uns liegt. Wir würden es ja gerne machen. Wir wollen uns immer gerne sehr wertschätzend und auch wohlwollend von Menschen verabschieden, mit denen wir zusammenarbeiten. Aber dazu gehören dann oft zwei. Dann gibt es arbeitsrechtliche Themen, dann gibt es persönliche Themen. Das ist nicht immer möglich. Das bedauern wir. Aber ich würde es auch nicht überbewerten, weil am Ende auch das ein öffentlicher Vorgang ist. Auch in diesem Bereich der Verabschiedung sind manchmal die Dinge, die nicht in der Öffentlichkeit passieren, sehr wohl sehr wertschätzend und auch persönlich."

... Kritik an seiner Glaubwürdigkeit, nachdem er Bjelica am Sonntag noch den Rücken stärkte:

"Das tangiert mich überhaupt nicht. Weil am Ende gibt es Glaubwürdigkeit dann nur zwischen Menschen, die miteinander wirklich reden und kommunizieren und die wissen, was gesprochen wurde. Wenn wir unser Handeln danach richten würden, was geschrieben wird - ob im Forum, auf Plattformen, in Zeitungen - ich muss das leider sagen: Dann wären wir ja schlecht beraten. (...) Es gilt immer nur das, was die Menschen auf direkten Wegen miteinander kommunizieren."

...den Grund des Scheiterns der Zusammenarbeit mit Bjelica:

"Wir müssen eine Überzeugung haben, dass unsere Ziele erreichbar sind. Wir müssen die Überzeugung haben, dass die Konstellation, in der wir arbeiten, auch erfolgreich ist. Und diesen Glauben haben wir verloren. Und den verlierst du mal unterschiedlich hart im Laufe einer langen Saison und auch im Laufe einer langen Zusammenarbeit. Und deshalb gibt es natürlich auch einen regelmäßigen Austausch in dieser Gruppe der Menschen, die Entscheidungen bei uns treffen. Und wenn dann irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, dass wir sagen: "Nein, wir sind nicht mehr überzeugt, wir glauben, dass eine andere Lösung die Wahrscheinlichkeit erhöht" - am Ende geht es immer nur um die Betrachtung von Wahrscheinlichkeiten. (...) Und wenn der Punkt eintritt, dann treffen wir die Entscheidung. Und der ist am Montag eingetreten. Natürlich hat das Spiel gegen Bochum dazu beigetragen, als Mosaikstein eines gesamten Bildes, logisch."

...die weitere Zusammenarbeit mit Manager Oliver Ruhnert:

"Wir werden unsere Zusammenarbeit mit Oliver Ruhnert fortsetzten. Und wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und entscheiden, in welcher Funktion. Vielleicht bleibt er Geschäftsführer Profifußball. Vielleicht nimmt er eine andere Funktion im Klub ein."

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.05.2024, 15:15 Uhr

35 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 35.

    Super Klasse, wenn geschichtliche Fakten relativiert werden. So kann man eigentlich nur reden, wenn man selbst privilegiert war.
    Herzlichen Glückwunsch

  2. 34.

    Und wer arbeitet nun gern mit dem Exstasiclub BFC zusammen? Das Regiment diente nur der Bewachung von Einrichtungen und Schutz von Personen. Und ein Jugendlicher sah die Chance seine Wehrpflicht in Berlin zu machen. Spioniert und ausgespäht wurde von anderen Abteilungen der Stasi.
    Aber Hauptsache andere mit Dreck bewerfen, um den eigenen Mist nicht ertragen zu müssen.
    Geschichte sollte nicht vergessen werden, aber es sollte auch in Relation stehen.
    Eisernes HaHoHe

  3. 33.

    Sie haben ja eine rege Phantasie. Und was hat das mit der Trainerentlassung zu tun.

  4. 32.

    Korrekt
    Richtig ist, dass mehr ausgegeben wurde für Neuverpflichtungen als duch Verkäufe reinkam.
    Das sind die 30 Millionen.
    Die Bilanz ist positiv. Laut Rechenschaftsbericht hat Union 30% mehr Vermögen als Verbindlichkeiten.

    Also an alle, die hier immer wieder mit falschen Zahlen spielen: schön bei der Wahrheit bleiben oder besser informieren.

  5. 30.

    Ich habe bei ihm,von Panik,nichts gemerkt.Und ihre,immer wieder angeführten, 30 Mio Nasse,können ja wohl auch nicht stimmen.Becker und Behrens wurden bestimmt nicht verschenkt.

  6. 29.

    Ach ja.
    Dass er entscheidenden Anteil an den überraschenden Erfolgen der vorherigen Spielzeiten hat ist schon vergessen?


  7. 28.

    Zingler hat das Desaster dieser Saison genau so mit zu verantworten wie alle anderen im Verein.

  8. 27.

    Sie schreiben:,,Wir''dürfen das Stadion wieder ausbauen?Nicht ihr Ernst.Wer so über uns kommentiert,hat NIEMALS am Ausbau der AF mitgewirkt.Meine Meinung: Trainerentlassung,leider, notwendig. PK,ehrlich und einleuchtend.

  9. 26.

    "andere Funktion" Vielleicht ist noch ein Platz bei der Rasenpflegetruppe für Ruhnert frei.

  10. 25.

    Es gab von Union eine Aussage ,wer mit der Stasi zu tun hatte ,der hat in diesem Verein nichts zu suchen ,das gilt anscheinend nicht für Dirk Zingler.
    Wenn ich die Prosa über die gute Verabschiedungskultur höre die der Verein hat ,nach dem Motto ,wir sind die Guten ,dann bleibt nur zu sagen ,seid ihr nicht ,das hört sich alles so an wie niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen .
    Der Fisch stinkt immer zuerst am Kopf .

  11. 24.

    Jedem Verein würde ein Abstieg wirtschaftlich treffen, weil das Tv-Geld in Liga 2 deutlich geringer ist.

  12. 23.

    Wieso ist es hier relevant, wo Dirk Zingler seinen Wehrdienst absolviert hat?

  13. 20.

    Ich habe den Eindruck, dass hier einige das Prinzip von Führung eines Vereins und die Worte Zinglers nicht verstanden haben.
    Oder eben bewusst stänkern.
    Das hält Union schon aus…

  14. 19.

    Offenbar ist beim ehemaligen Angehörigen des Stasi-Wachregiments Felix Dzierzynski pure Panik ausgebrochen. Kein Wunder, nachdem man in der letzten Transferperiode fast 30 Millionen Euro Minus gemacht, obwohl man keine nennenswerten Rücklagen hatte. Es wurde ein teurer Kader zusammen gekauft, ausdrücklich um in der CL gut aufgestellt zu sein. Ein Abstieg würde Union wirtschaftlich nun schwer treffen.

  15. 18.

    Erstaunlich, dass Sie Volker Braun kennen.
    Bitte doch im Kulturteil kommentieren ich suche den RBB-Artikel dazu immer noch :)

    Ob der RBB das hier veröffentlicht. Ja sicher, ihr fußballfremder Post wurde ja auch veröffentlicht.

  16. 17.

    Sie haben nichts verstanden!
    Passt zur Fußballunkultur!

  17. 16.

    also der D.Z. wirkt auf mich jetzt nicht wie der Standardmanager, was er sagt wirkt relativ bodenständig. Angenehm ist seine Situation bestimmt nicht... da muss er das große Ganze im Auge behalten.

    Wer sich an die PK zur Vorstellung von N.B. erinnert, wirkte es da schon nicht nach der großen Liebesheirat...
    schade das die Luft schon wieder raus ist... U.F. nachzufolgen war ohnehin schwer möglich.

    Das wird schon, in die ein oder andere Richtung!

Nächster Artikel