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Audio: rbb24 Inforadio | 29.11.2022 | Hendrik Schröder | Quelle: dpa/photoshot

Konzertkritik | Bryan Adams in Berlin

Herzlich und harmlos

Bryan Adams ist einer der ganz wenigen Künstler, der auch nach Jahrzehnten noch die großen Hallen füllt und seine Fans dabei nie enttäuscht. Am Montag war er in Berlin und lieferte. Hendrik Schröder fehlte trotzdem etwas ganz Wesentliches.

Bevor es überhaupt los geht, fliegt Doris über die Köpfe der Fans. Doris ist ein aufblasbares Chrysler-Plastikcabrio und es schwebt vor jedem Konzert dieser Tour ein paar Minuten über die Köpfe durch die Halle. Fast vergessen die Leute, weswegen sie eigentlich hier sind, so dringend muss Doris gefilmt werden.

Dann bollert eine übertrieben tiefe Stimme aus den Boxen und sagt sinngemäß im Stil eines US-Werbeansagers: "Er kam in Stiefeln und Lederjacke, um die Welt von schlechter Musik zu befreien. Und er kam für den Rock". Und in dem Moment gehen die Lichter an und Bryan Adams steht wie aus dem Nichts ganz vorne auf der Bühne und rockt los, als ginge es um sein Leben. Bass, Schlagzeug, Piano setzen nacheinander ein, die zweite Gitarre. Und ab geht die Party.

Quelle: dpa/J. Kalaene

Puristisch ohne Brimborium

Bryan Adams trägt (natürlich) eine schwarze Lederjacke, hat das Haar zum Scheitel gegelt. Die ersten paar Songs gehen Schlag auf Schlag, Ende an Anfang, ohne Ansagen. Los geht es mit dem neuen "Kick Ass", dann "Can't stop the Thing we started", die Leute zieht es dabei immer wieder von den Sitzen. Bryan Adams funktioniert ohne Brimborium. Keine Backgroundsänger, keine zusätzliche Percussion oder was Künstler, die mal eben die Mercedes-Benz-Arena fast ausverkaufen, sonst so mit auf Tour schleppen.

Es ist wirklich einfach verdammt gut gespielte Rockmusik. Früher hätte man dafür Begriffe wie "kernig", "handgemacht" oder "gut abgehangen" benutzt. Und darin liegt auch ein bisschen das Problem. Dazu später mehr.

Berliner Ensemble | Iran-Solidaritätsveranstaltung

"Wenn ihr nicht mehr hinseht, werden sie uns töten"

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"Hallo, ich bin Bryan, der Sänger heute Abend"

Zunächst mal muss gesagt werden: Bryan Adams ist ein mega sympathischer Bühnenmensch. Schon seine erste Ansage - "Hallo, ich bin Bryan, ich bin hier der Sänger heute Abend" - ist wirklich sehr süß und selbstironisch. Lustig ist er, agil ist er, produziert sich nicht mehr als nötig, gibt seinem genialen Gitarristen Keith Scott ganz viel Platz für witzige Rumhampelei und mega Gitarrenparts.

Scott wird das Konzert über zu einer Art Counterpart von Adams. Er könnte in seinen schluffigen Jeans und im T-Shirt rein optisch kaum weiter weg sein von einem Rockstar, aber er und Adams teilen sich den Vorderteil der Bühne raumfüllend und quasi nie still stehend auf.

Und Bryan Adams kann mit seinen mittlerweile 63 Jahren noch singen wie früher. Das ist wirklich handwerklich ganz stark.

Konzertkritik | Kae Tempest im Admiralspalast 

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Keine Gefahr, nirgends

Aber: Dieser Auftritt mit diesen Songs, einige gut funktionierende Stücke übrigens auch vom neuen Album "So happy it hurts", der will so gar nichts außer irgendwie nett unterhalten und eben rocken. Da gibt es keine Ecke, keine Kante, keine Herausforderung, keine zweite Ebene, keine noch so kleine Grenzüberschreitung, keine Gefahr, keine Fallhöhe. Nichts.

Ja nun, kann man einwenden, stehen da nicht mehrere tausend Menschen, die es nicht mehr auf ihren Sitzen hält und die jeden Song rhythmisch mitklatschen und an den richtigen Stellen ("Shine a Light") mit den Handytaschenlampen winken und lautstark den Refrain singen, wenn Bryan Adams das Mikro gen Menge dreht und sich einfach mal zwei Stunden ihres Lebens freuen? Ja, natürlich.

Aber wenn man sich überlegt, was Rockmusik alles sein kann, rebellisch, aufpeitschend, erotisierend, grenzüberschreitend, politisch, fordernd, tiefgründig, gefährlich ... man könnte diese Reihe endlos fortsetzen ... dann ist ein Bryan-Adams-Konzert die harmloseste Veranstaltung der Welt. Aber vielleicht sehnen sich viele auch nach genau sowas in diesen Zeiten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.11.2022, 06.00 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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