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Audio: rbb24 Inforadio | 21.11.2022 | Hendrik Schröder | Quelle: dpa/M.Cinquetti

Konzertkritik | Phoenix in Berlin

Die Kraft des Kollektivs

Phoenix sind seit vielen Jahren die erfolgreichste Indie-Band Frankreichs. Und dabei sind sie die Freunde geblieben, die sie als Teenager schon waren. Am Sonntag spielten sie ein exklusives Deutschlandkonzert in der Columbiahalle. Von Hendrik Schröder

Wie stark die schon auf die Bühne kommen. Basser Deck D'Arcy und Sänger Thomas Mars gehen Arm in Arm, lösen in der Bühnenmitte die Umarmung, drehen sich ein Mal um die eigene Achse und singen quasi noch im Schwung in die Mikrofone. Der Schlagzeuger (Tourdrummer Thomas Hedlund) spuckt sich unterdessen ein Mal kräftig in die Hände und dann prügelt er los, dass sein ganzer Oberkörper samt Kopf mit jedem Schlag vor- und zurückwackelt.

Der Drummer sitzt auf einem Podest, neben ihm noch ein Percussionist bzw. Keyboarder - und vorne stehen die beiden Gitarristen, der Basser, der Sänger. In einer Reihe am Bühnenrand. Wie eine Gang, wie eine Einheit, ein Kollektiv. Das hat eine Kraft, dass die Columbiahalle aber sofort aus dem Häuschen ist.

Jahrzehnte alte Freundschaften

Schon den Refrain des ersten Songs singen die Fans so laut mit, dass die Band grinsen muss, das Singen einstellt und es ganz den Zuschauern überlässt. Mit einem derart stürmischen Empfang hatten sie nicht gerechnet, auch wenn sie lange nicht mehr in Berlin waren und das Konzert das einzige ihrer "Alpha Zulu"-Tour zur neuen Platte in Deutschland ist.

Die Lichter flackern wild in Rot und blendendem Weiß, der Gitarrist hält immer wieder sein Instrument herausfordernd gen Publikum, spielt wie besessen. Der Sänger turnt mal ein bisschen hier herum, grüßt da mal Richtung Empore, macht einige wenige, angenehm kurze Ansagen.

Lustig ist, dass die Musiker alle ein bisschen ähnlich aussehen. Gleich groß, gleich dünn und alle so angenehm unmackerig und trotzdem voller urwüchsiger Kraft. Vier der sechs, die Kernband, kennen sich, seitdem sie noch Kids waren, haben im Keller des Elternhauses vom Sänger vor den Toren von Paris Musik geschrieben, als sie noch nicht mal volljährig waren. Jetzt stehen sie hier, 30 Jahre später und strahlen und glänzen und rocken und scheinen enger zusammen denn je. Was für ein schöner Anblick.

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Alle Songs aus einem Guss

Ganz ausverkauft ist die Columbiahalle an diesem Abend nicht, aber die geschätzt 2.500 Zuschauer, die da sind, lassen keine Gelegenheit zum Jubeln und Tanzen aus. Phoenix ist eine dieser Lieblingsbands, die man ein Mal ins Herz schließt und sie dann nie wieder loslässt. Was auch daran liegt, dass die Band zwar auch mal mittelmäßige Alben abgeliefert hat, aber nie wirklich enttäuscht, sich kontinuierlich weiterentwickelt, ohne sich radikal neu erfinden zu müssen. Und, siehe oben, eine so angenehme Attitüde hat, dass man sie sehr leicht sehr gern haben kann.

Sie hatten Elektro - und Gitarrenphasen, an diesem Abend wirkt das alles wie aus einem Guss, egal von welchem ihrer vielen Alben die Songs kommen. Tolle Typen, tolle Band, tolles Publikum. Und, man muss es noch mal sagen: Ein Drummer, der sich mittlerweile längst das Sakko vom Leib gerissen hat und schwitzend und mit zusammengebissenen Zähnen mit seinen Schwarzenegger-haften Oberarmen den Beat und die Halle in nur eine Richtung treibt: nach vorne. Ganz stark.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.11.2022, 6:00 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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