Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin
"Überfordert" und "dysfunktional" - dieses Zeugnis hatte der Wissenschaftsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgestellt. Eine Kommission sollte Lösungen finden. Doch deren neues Eckpunktepapier ist keine Sensation, kritisiert Maria Ossowski.
Einstimmig hat der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) am Montag in Berlin Veränderungen beschlossen, die eine Reformkommission zuvor erarbeitet hat. Doch eine Sensation ist deren Eckpunktepapier wahrlich nicht. Die SPK wird erwartungsgemäß weder zerschlagen noch aufgelöst. Sie bleibt bestehen, allerdings können die einzelnen Institutionen autonomer arbeiten, ihre Programme und Finanzen selbst bestimmen.
Für Claudia Roth (Grüne), Kulturstaatsministerin und Vorsitzende des Stiftungsrats der SPK, ist diese von Bund und den Ländern gemeinsam abgesegnete Entscheidung zur Strukturreform ein großer Erfolg: "Mit dieser grundlegenden Reform sollen die Schätze der Stiftung viel besser zum Leuchten gebracht werden", sagte Roth am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Durch die Neuerungen sollten "die vielen Einrichtungen noch deutlich attraktiver werden - auch für ein breites, zunehmend internationales Publikum".
Neu organisiert werden soll der Vorstand der Stiftung - als Kollegialorgan mit einem Vorsitzenden, zuständig für die Gesamtstrategie. In diesem sechsköpfigen Gremium vertreten sind in Zukunft zwei der Staatlichen Museen zu Berlin, außerdem der Stiftungspräsident, der Verwaltungsdirektor oder die -direktorin, die Leitung der Staatsbibliothek und eine Vertretung kleinerer Einrichtungen. Dieses Gremium trägt die Verantwortung für Querschnittsthemen wie Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität.
Die einzelnen Einrichtungen, Museen, Bibliotheken der SPK sollen in Zukunft mehr Autonomie bekommen: müssen nicht mehr wegen jeder Dienstreise, wegen jeder Ausgabe oder Personalie vorsprechen in der Zentrale. Das ist sicher ein Gewinn - ebenso die engere Zusammenarbeit mit dem Humboldtforum, die das Eckpunktepapier vorsieht.
Die ethnologischen Sammlungen und die asiatische Kunst, die im Humboldtforum präsent sind, gehören ohnehin bereits zur SPK. Nur: wenn das Humboldtforum ein Teil der Stiftung wird - was wohl Kulturstaatsministerin Roth präferiert - dann wäre der Intendant des Forums überflüssig. Was wird also aus diesem Posten, den aktuell Hartmut Dorgerloh inne hat? Auch dies ist nicht besprochen.
Und das größte Problem der Stiftung, die knappen Gelder, wird frühestens im nächsten Sommer ein Thema. Zu diesem Thema scheint es einen Dissens zu geben zwischen Claudia Roth und dem Präsidenten der SPK, Hermann Parzinger. Denn der erklärte am Montag auf der Pressekonferenz: "Nur durch die Änderungen von Struktur schafft man vielleicht hier und dort mehr Zufriedenheit, mehr Eigenständigkeit."
Aber wolle man wirklich, wie Roth sage, "die Schätze der Stiftung zum Leuchten bringen", dann brauche es "auch eine bessere Ausstattung mit Finanzmitteln, mit Stellen - das ist für uns essentiell", so Parzinger. Dass es zur Finanzierung der SPK bis Sommer nächsten Jahres neue Vorschläge geben soll, sei deshalb wichtig.
Claudia Roth dagegen bremst: "Um eine bestehende Struktur erfolgreich zu reformieren und eine Struktur neu aufzustellen, braucht es nicht zwingend mehr Geld. Das kann man auch anders machen - jetzt geht’s erstmal um die Struktur."
Die Finanzierung der SPK trägt zu 85 Prozent der Bund - im Jahr 2021 waren das nach Angaben der Stiftung knapp 150 Millionen Euro. Vom Land Berlin als Standort der Stiftung kommen acht Prozent des Etats, die übrigen 15 Bundesländer teilen den Rest der Kosten. Trotzdem hat jedes Land bei Entscheidungen über die SPK das gleiche Stimmrecht. Die vorherige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hätte die Länder in dieser Hinsicht gern entmachtet - dazu ist es unter ihrer Nachfolgerin Roth jetzt nicht gekommen.
Auch der sperrige Name "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" ist bei den Reformbeschlüssen noch kein Thema. Der Name wird wohl das letzte sein, was geändert wird. Eine Neuerung, die dagegen schon feststeht: Es wird keine Generaldirektion der Staatlichen Museen zu Berlin mehr geben. Diese Stufe der Zwischenhierarchie hat viel Energie gekostet und soll abgeschafft werden.
Insgesamt, so Claudia Roths Mantra, sollen die Museen der SPK in Zukunft mehr glänzen. Doch ob das Kupferstichkabinett mit seinen Werken von Dürer oder die Gemäldegalerie mit ihren unfassbaren Schätzen, die sich mit denen im Louvre oder Prado vergleichen lassen, mehr Besucher anziehen - nur weil die Finanzen und Programme bald im einzelnen Museum statt in der Zentrale verwaltet werden? Das muss sich erweisen.
An der Stellschraube Brutalarchitektur mit der windigen, öden Brache am Kulturforum wird nicht gedreht. Wer überwindet diese abweisende Fläche und ahnt, dass Caravaggios, Raffaels und Donatello in der Gemäldegalerie warten? Vielleicht wird das Museum des 20. Jahrhunderts, für das seit 2020 am Kulturforum gebaut wird, ein Besuchermagnet. Zu wünschen ist es den außergewöhnlichen bestehenden Sammlungen, die sehr viel mehr brauchen als eine Strukturreform.
Beitrag von Maria Ossowski
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