"Avatar 2" im Kino
"Avatar 2" ist da - der Nachfolger des Films, von dem vor 13 Jahren eine 3D-Revolution im Kino erwartet worden war. So kam es zwar nicht: Bis heute gibt es nur wenige Filme in 3D. Aber wenn diese gut gemacht sind, ziehen sie Zuschauer an. Von Anna Bordel
Auf drachenartigen Reittieren fliegen und tauchen die Hauptfiguren spektakulär schnell aus der Weite des Ozeans auf den Zuschauer zu. In einer anderen Szene im Trailer zur "Avatar"-Fortsetzung "The Way of Water" gleiten sie durch einen pulsierenden Quallenschwarm unter Wasser. Ohne 3D-Brille, das wird schnell klar, fehlt etwas - dann kommen die Reittiere nicht so rasant so nah, ist der Ozean nicht so weit, sind die Quallen nicht so zauberhaft. "Der Effekt lebt davon, dass er auch wirkt", sagt Toni Wadewitz, Programmdirektor von Cineplex Berlin. "Die 'Avatar'-Filme bieten sich für 3D-Optik einfach an, um diese Welt in den Filmen greifbarer zu machen", sagt er.
Seit Donnerstag läuft "Avatar: The Way of Water" , der zweite Teil des erfolgreichsten Films aller Zeiten, in den deutschen Kinos. Als der erste Teil 2009 in die Kinos kam, war nicht nur Regisseur James Cameron überzeugt, dass 3D die Zukunft des Films sein würde: Kinos auf der ganzen Welt rüsteten entsprechend um.
Viele können mittlerweile 3D-Filme zeigen. Doch 13 Jahren danach zeigt sich: Die große Umwälzung im Film-Business ist ausgeblieben. Nicht die allermeisten, sondern die allerwenigsten Filme werden in 3D gezeigt, es werden sogar immer weniger. "Ich weiß nicht, ob 3D überhaupt mal echter Mainstream war", sagt Jens Steinbrenner, Sprecher der Filmförderungsanstalt (FFA).
Das zeigt sich auch an den Zahlen: Ab 2009 geht laut Filmförderanstalt der Verkauf von Tickets für 3D-Filmvorstellungen etwas in die Höhe. 2017 erreicht er mit 13,5 Millionen verkauften Tickets im ersten Halbjahr seinen Höhepunkt. Danach ging der Verkauf den Statistiken zufolge leicht zurück.
Im ersten Halbjahr 2022 kauften laut FFA nur zwei Millionen Menschen Tickets für 3D-Fime, während es 2019 im letzten Jahr vor der Pandemie noch 8,7 Millionen waren. Nachhaltig erholt habe sich der Kinoalltag 2022 von der Pandemie allerdings noch nicht, sagt Steinbrenner von der Filmförderungsanstalt. Daher sei eher 2019, das letzte Jahr vor der Pandemie, aussagekräftig.
Arthouse-Filme in 3D hat es wenige gegeben in den letzten Jahren – "Pina" und "Alice im Wunderland" eigentlich nur, sagt Katja Schubert, Sprecherin der Yorck-Kinos. Dennoch haben auch die Yorck-Kinos zwei Säle, in denen sie 3D-Filme zeigen könnten. Einen Film wie "Avatar 2" würden sie sich allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht in die Kinos holen, erklärt sie. "Wir möchten den Platz frei halten für Filme, die uns eher brauchen", so Schubert, "wie momentan 'She said' und 'Aftersun'“.
Einiges spricht dafür, dass es derzeit weniger 3D-Filme im Mainstream gibt als noch vor einigen Jahren. Cineplex Berlin hat 2022 nach eigenen Angaben nur noch 13 Filme im Programm, die in 3D gezeigt werden können, 2019 waren es noch 29.
Diesen Trend bestätigt auch Steinbrenner von der Filmförderungsanstalt. Die Erklärungsansätze sind allerdings unterschiedlich. Steinbrenner sieht darin Nachwirkungen der Pandemie. Viele Filmverleiher hätten ihre Filme im vergangenen Jahr noch zurückgehalten. "Es ist kein Zufall, dass 'Avatar 2' jetzt erscheint: Alle Kinos spielen wieder, die Menschen haben langsam ihre Angst verloren, die WM ist fast zu Ende", erklärt Steinbrenner. Er denke aber, dass in den kommenden Jahren wieder mehr Filme in 3D geben werde.
Wadewitz von Cineplex Berlin sieht das anders. "Man sieht, dass Menschen weniger Interesse an 3D-Filmen haben". Für ihn liegt es daran, dass es im letzten Jahr viele Filme gab, die schlecht gemacht waren. Die allermeisten wurden anders als Avatar nicht für 3D konzipiert, sondern im Nachhinein visuell angepasst.
"Die Geschichte steht dort im Vordergrund, nicht der Effekt", meint Wadewitz. Dann lohne sich 3D nicht. "Ein normaler Action-Film braucht nicht unbedingt 3D". Wenn der Content aber eine gewisse Qualität habe, dann sei das Interesse auch da. "Avatar 2" wollen ihm zufolge bislang die meisten in 3D sehen in den Cineplex-Kinos in Berlin und Brandenburg.
Es gibt sie also, die Menschen, die für ein immense visuelle Show ins Kino gehen, die dort möglichst abtauchen wollen in eine andere Welt. Einer von ihnen ist Steinbrenner von der Filmförderungsanstalt. "3D – das heißt, dass der Pfeil nicht auf der Leinwand lang fliegt, sondern direkt an der eigenen Nase vorbei. Dass man mitten im Geschehen ist. Das Kino ist dann nicht auf der Leinwand, sondern im Raum zwischen Ihnen und der Leinwand und dahinter", sagt er. Von dem zweiten Teil von "Avatar" erwartet er viel. Geht es nach Steinbrenner, ist 3D also noch lange nicht vorbei.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.12.2022, 14:00 Uhr
Beitrag von Anna Bordel
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