rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Audio: rbb24 Inforadio | 13.12.2022 | Hans Ackermann | Quelle: Matthias Heyde

Kritik | Preisträgerkonzert - Bundeswettbewerb Gesang 2022

Die Kunst der hohen Töne

In einem großen Galakonzert in der Deutschen Oper Berlin haben die Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Bundeswettbewerb Gesang Ausschnitte aus dem Wettbewerb vorgetragen. Von Hans Ackermann

Zum Abschluss des Bundeswettbewerbs Gesang 2022, der in diesem Jahr in den Kategorien "Oper/Operette" und "Konzert" ausgetragen wurde, haben die Gewinnerinnen und Gewinner der insgesamt 15 Preise und Förderpreise in der Deutschen Oper Berlin ein Galakonzert mit Liedern und Arien aus dem Wettbewerbsprogramm präsentiert.

Auftakt mit Vivaldi

Buchstäblich auf höchstem Niveau beginnt das Konzert der Preisträgerinnen und Preisträger, wenn der Countertenor Jonathan Mayenschein mit hoher Männerstimme die barocke Arie "Armatae Face" von Antonio Vivaldi singt.

Der junge Countertenor, der als Kind im Windsbacher Knabenchor gesungen hat und derzeit in Dresden Gesang studiert, ist einer von insgesamt 15 Wettbewerbsteilnehmern, die in diesem hörbar starken Jahrgang mit einem Preis ausgezeichnet wurden.

Darunter auch Katharina Bierweiler, die mit 18 Jahren die jüngste Teilnehmerin auf dem Podium ist - und die 7-köpfige Fachjury in der Kategorie "Konzert" unter anderem mit Liedern von Johannes Brahms überzeugt hat.

Konzertkritik | Max Richter in der Philharmonie

Akustischer Sündenfall

Vor zehn Jahren gelang dem britischen Komponisten Max Richter mit einer Neubearbeitung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ein großer Erfolg. Enttäuscht hat Hans Ackermann jedoch Richters Philharmonie-Konzert am Dienstag - mit Musik aus Lautsprechern.

Mit Purcell zum Erfolg

So gekonnt die beiden jungen Förderpreisträger zu Beginn auch singen, der Hauptpreis in der Kategorie "Oper/Operette" geht in diesem Jahr nicht von ungefähr an den Countertenor Nils Wanderer.

Erst in der Mitte des Programms hat er seinen Auftritt, betritt im goldbestickten Gehrock die Bühne. Mit einer Bewegung der Arme öffnet er einen imaginären Vorgang - und lässt sein barockes musikalisches Spektakel beginnen: die Arie "Music for a while" von Henry Purcell. Genüsslich formt der Sänger Vokale und Konsonanten, genießt den Klang der englischen Sprache, lässt die Worte mit Leichtigkeit aber zugleich kraftvoll und akzentuiert herausströmen.

Was diesen Countertenor von manchen, noch jüngeren, mit weniger Bühnenerfahrung ausgestatteten Kolleginnen und Kollegen unterscheidet - Nils Wanderer, der in Weimar studiert hat und seit einigen Jahren im Operstudio der Londoner Guildhall School of Music and Drama studiert, singt nicht einfach nur, sondern entfaltet zusätzlich eine in den ganzen Saal ausstrahlende Kraft als Darsteller, sorgt mimisch und gestisch für ein Höchstmaß an Ausdruck.

Platz Zwei mit Mozart

In einer eigenen Liga singt dann auch die schwedische Sopranistin Josefine Mindus. Ein Stimmwunder, das im Saal mit Mozarts Konzertarie "Vorrei spiegarvi, oh Dio" zurecht einen Beifallsturm auslöst. Mit einer Melodie, die sich über zweieinhalb Oktaven erstreckt, mehrfach bis in höchste Lagen vorstößt, in einem wundervollen Wechselspiel von Gesang und Oboe.

Vermutlich die schwerste und schönste Arie, die an diesem Abend gesungen wird, mit der Josefine Mindus im Wettbewerb aber "nur" den zweiten Platz in der Kategorie "Konzert" belegt hat - warum, weiß allein die Jury.

Doch die Platzierung ist bei diesem Wettbewerb ohnehin nicht das wichtigste. Sämtliche Preisträgerinnen und Preisträger können angesichts ihrer überragenden Leistungen an diesem Abend optimistisch in ihre berufliche Zukunft schauen.

Viele sind schon Mitglieder in den Nachwuchsprogrammen renommierter Häuser, Josefine Mindus etwa im Opernstudio der Komischen Oper Berlin. Andere singen, wie der Zweitplatzierte in der Kategorie "Oper/Operette", Magnus Dietrich, schon den "Tamino" an der Dresdner Semperoper.

Zukunftspläne

Und von dort ist es dann auch nicht mehr so weit bis an die New Yorker "Met" - wo Katharina Bierweiler, wie sie dem Publikum in charmanter Offenheit verrät, eines Tages "wenn sich meine Stimme noch etwas weiter entwickelt hat", gern die "Violetta" in Guiseppe Verdis "La Traviata" singen würde - ein Traum, der hoffentlich in Erfüllung geht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2022, 8:55 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen