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Audio: rbb24 Inforadio | 31.12.2022 | Maria Ossowski | Quelle: image broker/Schoening/dpa

Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker

Mit sizilianischer Sonne ins neue Jahr

Das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker ist jahrzehntelange Tradition, notorisch ausverkauft - aber glücklicherweise auch anders zu hören, sagt Maria Ossowski. Denn Startenor Jonas Kaufmann vertreibe zuverlässig die Düsternis des Jahres 2022.

Die Macht des Schicksals. Die Macht der Liebe. Die Macht des Todes. Und zum Schluss die Macht der Schönheit Italiens und die Sonne Siziliens. Das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker beschließt dieses erschütternde Jahr mit einem italienischen Programm, das melancholisch und leidenschaftlich, ekstatisch, melodisch und durchaus auch mörderisch ist.

Jonas Kaufmann singt die Arien von vier Opernfiguren, die alle sterben müssen: Álvaro in Verdis "Macht des Schicksals", Romeo in Riccardo Zandonais "Giulietta e Romeo", Andrea Chenier verliert den Kopf auf der Guillotine und Ehebrecher Turridu aus "Cavalleria Rusticana" wird ebenfalls umgebracht.

Konzertkritik | Wiener Symphoniker in der Berliner Philharmonie

Schneller Beethoven

Am Dienstagabend konnte man in der Berliner Philharmonie ein Gastspiel der Wiener Symphoniker erleben. Auf dem Programm stand ausschließlich Musik von Ludwig van Beethoven. Von Hans Ackermann

Einer der größten Tenöre der Gegenwart

Liebe, Hass und Tod präsentiert Kaufmann mit ungeheurer Leidenschaft. Der 53-jährige Münchner, der mittlerweile in Salzburg lebt, gehört zu den größten Tenören der Gegenwart. Er betört das Publikum mit seiner hinreißenden Kraft, einem erstaunlichen Pianissimo und einer erfrischend demonstrativen Männlichkeit.

Die strapazierten Stimmbänder sind Geschichte. 2016 zwangen sie ihn, länger zu pausieren. Aus dieser Zeit geblieben ist vielleicht eine hauchzarte Rauheit, die aber charmant klingt und perfekt zum Programm passt. Zum Dahinschmelzen: seine Zugabe. Auch in Nino Rotas Filmmusik steht der Tod Pate. Die Hitze Siziliens, die Landschaft der Insel, die Schönheit und die Kargheit - all das strahlt aus diesem Lied und Kaufmanns Passion.

Ohne Italien ist das Leben ein Irrtum, lesen wir im Programmheft sehr frei nach Nietzsche - und fügen hinzu: Ohne die Berliner Philharmoniker ist Silvester kein Fest. Das Orchester schafft beides perfekt: den Sänger so begleiten, dass er seine Kunst noch intensiver leuchten lässt, und selbst sinfonisch so zu brillieren, wie wohl kein anderes Orchester weltweit.

Das Glück des römischen Sommers

Da tanzen bei Nino Rotas Suite "La Strada" die Melodien und Rhythmen mit jener Präzision und Tiefe, die selbst bei Filmmusik nur verblüfft. Chefdirigent Kirill Petrenko dirigiert exakt und akribisch und lässt gleichzeitig Raum für alle Spiellust und Freude.

Bei Tschaikowskys "Capriccio Italien" schließlich siegt der Optimismus, Italiens Lebensfreude und das Glück des römischen Sommers. Tschaikowskis Fantasie, seine Einfälle (capriccio auf Deutsch: Laune, Einfall) beglücken. Die berühmte Canzone "alla napolitana", die durch das ganze Orchester wandert, springt dann weiter mit der wirbelnden Tarantella ins Publikum. Alle Düsternis der Schicksalsmacht ist verschwunden, das alte Jahr beendet.

Dieses Silvesterkonzert schickt die Hörerinnen und Hörer mit einem musikalischen Lächeln ins Neue Jahr.

Sendung: rbb Kultur, 31.12.2022, 17:30 Uhr. ARTE 18:35 Uhr sowie live in der Digital Concert Hall und in ausgewählten Kinos europaweit

Beitrag von Maria Ossowski

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