rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Quelle: imago/Miguel Ángel Muñoz

Touristenmagnete in Berlin

Justizsenatorin: Keine Rückgabe von Nofretete und Pergamonaltar geplant

Die Büste der Nofretete ist der vielleicht wichtigste Kunstschatz in den Berliner Museen. Gefunden wurde sie vor 110 Jahren in Ägypten - eine Rückgabe plant der Berliner Senat derzeit aber nicht, wie Justizsenatorin Kreck klarstellte.

Eine Rückgabe des Berliner Pergamonaltars und der Nofretete-Büste in die Herkunftsländer ist vom Senat nicht geplant. Das sagte Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses. "Der Senat strebt nicht an, die Nofretete und den Pergamonaltar wieder zurückzugeben", sagte Kreck.

Benin-Bronzen übergeben

Kultursenator Lederer sieht Kolonialismus-Aufarbeitung als "Daueraufgabe"

Deutschland hat mehrere Benin-Bronzen wieder nach Nigeria gebracht. Die Rückgabe ist ein neues Kapitel in der Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus. Für Berlins Kultursenator Lederer ist die Aufarbeitung damit aber noch nicht beendet.

Kreck widersprach damit indirekt ihrer Staatssekretärin Saraya Gomis (parteilos), die sich kürzlich in einem Interview für eine Rückgabe ausgesprochen hatte. "Ich persönlich bin dafür, dass der Pergamonaltar und die Nofretete-Büste zurückgegeben werden", hatte Gomis dem "Tagesspiegel" gesagt und hinzugefügt: "Aus einer Antidiskriminierungsperspektive muss man sagen: All die Kulturgüter aus anderen Weltregionen gehören nicht uns, sie sind unrechtmäßig hier."

Kreck sieht "verschiedene Perspektiven zur Rechtmäßigkeit des Besitzes"

Kreck hingegen sagte nun, es gebe verschiedene Perspektiven auf die Rechtmäßigkeit des Besitzes des Pergamonaltars und der Nofretete-Büste sowohl im juristischen und moralischen Sinn. Sie begrüße daher die Debatte zu dem Thema.

Die Nofretete ist ein Touristenmagnet. Die um 1340 vor Christus gefertigte Büste der Hauptgemahlin von Pharao Amenophis IV. steht im Berliner Neuen Museum, das zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört. Sie wurde nach Stiftungsangaben nicht illegal außer Landes gebracht, sondern sei im Rahmen einer von der ägyptischen Antikenverwaltung genehmigten Grabung gefunden worden. Dabei sei wie damals üblich eine Fundteilung vereinbart worden.

Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Zurzeit eine Forderung Ägyptens

Der Unternehmer James Simon, der im Jahr 1912 die Grabung finanziert hatte, schenkte die Büste zusammen mit anderen Grabungsfunden 1920 den Berliner Museen. Diese Grabungs- und Fundteilungsgeschichte ist laut Stiftung dokumentiert, aufgearbeitet und publiziert. Von ägyptischer Seite gibt es immer wieder private Initiativen für eine Rückgabe der Nofretete. Eine entsprechende Forderung vonseiten des ägyptischen Staates liegt laut Stiftung nicht vor.

Der Altar von Pergamon stammt aus ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus. Er stand auf dem Burgberg der kleinasiatischen Stadt Pergamon und wurde Ende des 19. Jahrhunderts bei Grabungen entdeckt. Die Präsentation im danach benannten Pergamonmuseum auf der Museumsinsel geht auf einen Vertrag zur Fundteilung zwischen der deutschen Regierung und dem damaligen Osmanischen Reich nach Verhandlungen 1878/79 zurück. Von unterschiedlich legitimierter türkischer Seite gibt es immer wieder mal Vorstöße in Richtung einer Rückgabe.

Rückgabe von Benin-Bronzen war laut Baerbock und Roth "Wendepunkt"

Im Dezember hatten Kultustaatsministerin Claudia Roth und Außenministerin Annalena Baerbock (beide Grüne) 20 Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben und dies als "Wendepunkt internationaler Kulturpolitik" bezeichnet. "Es war falsch, sie zu nehmen, und es war falsch, sie zu behalten", sagte Baerbock. Die Kunstschätze gehörten zuvor zu den Beständen von Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Dresden, Leipzig und Stuttgart. Weitere Rückgaben sollen folgen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.01.23, 15:40 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen