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Audio: rbb24 Inforadio | 01.02.2023 | Simon Brauer | Quelle: dpa/P.Schönberger

Konzertkritik | Pippo Pollina in Berlin

Italienisch für Anfänger und Fortgeschrittene

Pippo Pollina gehört zu den großen Namen der europäischen Liedermacher-Szene. Jetzt war der Italiener im Berliner Heimathafen Neukölln zu Gast - wortreich und mit virtuoser Begleitung. Von Simon Brauer

Wenn er im Januar und Februar auf Tour sei, vermisse er seine Heimat Sizilien ganz besonders, sagt Pippo Pollina. Die Wärme, das Meer und guten Kaffee. Ansonsten fühlt sich der 59-Jährige aber sichtlich wohl im gut gefüllten Heimathafen in Berlin-Neukölln. Im Publikum erwartungsgemäß viele Italien-Fans, ein Mann trägt sogar einen Eros-Ramazotti-Beutel auf dem Rücken - und zumindest bei der Begrüßung auf Italienisch können noch alle folgen: "Va bene?" - "Si!"

Sehnsuchtsvolle Lieder mit virtuoser Band

Begleitet wird Pollina vom Palermo Acoustic Quintet: fünf Musiker, die den Liedermacher virtuos durch seine Mischung aus Rock, Pop, Jazz und Folk tragen. Immer wieder tauschen sie Blicke aus, bevor sie sich in den nächsten Song oder ins nächste Solo fallen lassen. Besonders beeindruckend: der Bassist Mario Rivera, ein glanzköpfiger Hüne, in dessen Händen der Kontrabass aussieht wie ein Spielzeuginstrument, und Roberto Petroli, der ständig wechselt zwischen Querflöte, Klarinette und diversen Saxofonen.

Konzert mit Lesung inklusive

Pippo Pollina singt auf italienisch, aber weil er schon seit vielen Jahren in Zürich lebt und seit Beginn seiner Karriere auch viel in Deutschland und Österreich spielt, kann er zwischendurch immer wieder auf Deutsch erklären, worum es geht in seinen Liedern: um den Schnee zum Beispiel, den er als junger Sizilianer das erste Mal mit Mitte 20 gesehen hat, um den Tod seines Vaters, dem er noch so viele Fragen stellen wollte, und um die Mafia.

Pollina liest sogar mitten im Konzert ein ganzes Kapitel aus seinem gerade erschienenen Mafia-Roman "Der Andere" - mit dem Hinweis, dass es das Buch im Anschluss zu kaufen gebe. Im Publikum murmelt jemand: "Der quatscht zu viel", aber die meisten lauschen hochkonzentriert und sind äußerst dankbar für die vielen Geschichten - wie die vom harten Los der Gitarristen: "Wir verbringen die Hälfte unseres Lebens mit Gitarrenstimmen", sagt Pollina, "und die andere Hälfte damit, mit einer verstimmten Gitarre zu spielen."

Mafiageschichten und verstimmte Gitarren

Egal, ob man seine Texte versteht oder nicht - Pollinas Lieder berühren. Und nach gut zwei Stunden geht es mit einem "Bella Ciao" auf den Lippen beseelt in die Berliner Winternacht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 1.2.2023, 4:45 Uhr

Beitrag von Simon Brauer

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