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Audio: rbb24 Inforadio | 22.03.2023 | H. Schröder | Quelle: imago images/H. Martina

Konzertkritik | The Cat Empire in Berlin

Therapie gegen schlechte Laune

The Cat Empire gehören zu den bekanntesten Bands aus Australien. Aber die Corona-Zeit hinterließ auch bei ihnen Spuren. Nach abgesagten Konzerten und mehreren Bandaustritten rissen sie jetzt souverän das Berliner Huxleys ab. Von Hendrik Schröder

Die Roadies, die Bühnenhelfer klatschen sich bestens gelaunt ab wie Fußballer, während sie drei Minuten bevor es los geht die Instrumente noch mal zurechtrücken. Das Huxleys ist mit 1.600 Fans pickepacke-ausverkauft. Die Schlangen vor der Garderobe sind lang, denn heute Abend will niemand seine Jacke anbehalten. Alle wissen, wenn die neuen The Cat Empire so abliefern wie die alte Version, dann wird es schwitzig. Um es vorweg zu nehmen: Sänger Felix Riebl und Keyboarder Ollie McGill, die beiden verbliebenen Urmitglieder, haben es tatsächlich geschafft, eine neue Gang, ein neues Kollektiv zu erschaffen, das nach vier Takten den Laden komplett anzündet.

Quelle: imago images/H. Martina

Der Mund klappt im Takt auf und zu

"Oh, habe ich lange kein Deutsch mehr gesprochen, das wird schwierig", sagt Sänger Felix, der österreichische Wurzeln hat - in fehlerfreiem Deutsch. Ein großer, dünner Typ in schwarzer Jeans und Leinenhemd, nicht mehr der allerjüngste, schließlich machen die Australier das bald seit 25 Jahren, aber so fit und agil wie gerade aus dem Jungbrunnen geklettert. Wenn er das Intro abwartet, stellt er sich manchmal vor den Drums auf wie kurz vor dem 100 Meter Lauf, um dann mit drei großen Schritten zu seinem Einsatz vorne an der Bühne zu stehen und strahlend in die Menge zu singen.

Keyboarder Ollie sieht daneben aus wie gerade aus dem Bett gekrochen mit seinen leicht verkniffenen Augen und dem Zottelbart, aber wenn er beim Solo die Noten mitsingt, wie er den Mund im Beat auf und zumacht, dann merkt man, wie tief er eigentlich gerade in dieser Musik verschwindet. Der Jazz ist, Ska, Funk, Hip-Hop, karibisch alles nacheinander und alles gleichzeitig. Vor allem wahnsinnig rhythmisch.

Es schiebt, drückt und zappelt

Die Bühne ist voll mit Leuten: ein Drummer, eine Percussionistin mit riesiger Frisur und absoluter Groove-Autorität in den Augen. Manchmal stürmt der Sänger auch noch an ein paar Trommeln, der Trompeter, drei Bläser sind es insgesamt, setzt sich mit seiner giftgrünen Schiebermütze auf dem Kopf an die Congas. Von irgendwo kommt immer noch jemand, spielt ein Trompetensolo, trommelt ein bisschen mit, immer ist irgendwas los auf der Bühne und der Sound schiebt und drück und zappelt, dass die Leute bald wahnsinnig werden wollen.

Das alles ist ja nicht selbstverständlich. Mitten in der Pandemie verließen mehrere prägende Mitglieder von The Cat Empire die Band, setzten andere Prioritäten im Leben. Es gab noch eine Abschiedstour und ein Live-Album und dann wusste keiner genau, wie es weitergeht. Wer hatte erwartet, dass die beiden übrig gebliebenen Bandmitglieder erneut ein derart starkes Line-Up zusammenbringen konnten?

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Paartanz und gereckte Hände

Hinten in der Ecke, wo noch ein bisschen Platz ist, tanzen einige Leute paarweise. Niemand steht so richtig still. Auch bei den neuen Songs nicht, die viele bestimmt noch gar nicht kennen. Noch dieses Jahr soll es ein neues Album geben. Hände fliegen in die Luft, irgendwann klatscht der Saal unisono im Takt. Ohne Anleitung, ohne Aufforderung. Das entsteht einfach so und das ist toll.

The Cat Empire müssen Gemeinschaftlichkeit, Zusammenhalt und Partyfreude nicht groß inszenieren oder organisieren, sie strahlen das einfach aus und es überträgt sich in nullkommanichts auf den Saal. Weil die Band wie Therapie gegen schlechte Laune ist, weil die echt Bock haben, in neuer Besetzung endlich wieder auf Tour zu sein. Ständig umarmt sich jemand auf der Bühne, ein Mal hält Sänger Felix Keyboarder Ollie ganz fest. Aber ohne Pathos, nur so, weil man sich gegenseitig so ansteckt mit der Spielfreude und offenbar echt gern hat.

Im Publikum spielen manche unterdessen Luft-Percussion. Das sieht man selten, ist aber nur konsequent, die Gitarre spielt in der Musik eine eher untergeordnete Rolle. The Cat Empire sind zurück. Stark.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.03.2023, 06:00 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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