Europakonzert der Berliner Philharmoniker
Es ist Tradition: Immer am 1. Mai um 11 Uhr spielen die Berliner Philharmoniker zum Geburtstag des Orchesters an einem ungewöhnlichen Ort. Dieses Mal sind sie in Barcelona zu Gast, an einem Ort, wo normalerweise keine Musik gespielt wird. Von Maria Ossowski
Barcelonas berühmtestes Bauwerk und Berlins berühmtestes Orchester - was verbindet die beiden? Der Bau von Antoni Gaudis Sagrada Familia begann 1882, im Gründungsjahr der Berliner Philharmoniker.
Der 1. Mai ist der Geburtstag des Orchesters, den es immer an einem ungewöhnlichen Ort feiert. Diesmal in der katalanischen Metropole Barcelona. Chefdirigent Kirill Petrenko steht am Pult.
Andrea Zietzschmann, die Intendantin, erzählt, dass dieses Konzert in Barcelona schon für 2021 mit viel Vorlauf geplant worden sei. Dann kam Corona dazwischen, das Orchester musste in Berlin bleiben. Und auch der Ort des nächsten Konzertes musste sich ändern: "Im Folgejahr waren wir in Liepaja, eigentlich war das Europakonzert in Odessa in der Ukraine geplant, haben es dann aber ins Baltikum verlegt."
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine bildet sich auch im Programm ab, mit Valentin Silvestrovs "Gebet für die Ukraine". Der Geiger Philipp Bohnen berichtet, es sei Kirill Petrenko sehr wichtig gewesen, "dass wir das Thema Ukraine nicht aus den Augen verlieren, deswegen wollte er unbedingt noch ein Werk von Silvestrov ins Programm nehmen. Das ist ein Werk mit Chor, der a cappella singen wird", sagt Bohnen. "Wir werden dann als Orchester attacca übergehen in ein Werk von Toru Takemitsu, 'Requiem für Streicher', einfach, weil wir der Welt auch zeigen wollen, wir können nicht wegsehen. Der Konflikt ist noch lange nicht vorbei."
Im Zentrum des Konzerts in der berühmten Kirche, die wohl niemals fertig gebaut wird, steht sakrale Musik, etwa mit Mozarts Krönungsmesse und einem Chor, der, so Andrea Zietzschmann, in Barcelona Kultstatus habe: "Der Orfeó Català hat eine tolle Geschichte. Er hat meines Wissens schon mit Claudio Abbado zusammengearbeitet. Aber die genießen in Barcelona ungefähr so eine Popularität wie der Fußballclub Barca. Der gehört wirklich ins Herz der Menschen in Barcelona und es ist ein fantastischer Chor, der auch von Simon Halsey geleitet wird, also auch hier eine schöne Verbindung zu uns Philharmonikern hat. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit."
Die spannende Frage bei all den Orten der Europakonzerte lautet immer: Wie klingt das Orchester? Die Familia Sagrada ist Weltkulturerbe und eine Kirche, kein Konzertsaal. Philipp Bohnen sagt, es seien schon klassische Konzerte und Aufnahmen dort realisiert worden, wenn auch nicht allzu oft. "Ich glaube, die Akustik könnte eine kleine Herausforderung werden. Aber der Ort an sich ist toll, wir freuen uns alle wahnsinnig drauf, auf die Ausstrahlung, den Charme, den Charakter. Wir sind sehr gespannt."
Die Karten sind in der Gemeinde der Sagrada Familia verlost worden, 1.600 Zuhörer:innen werden dabei sein. Der rbb überträgt das Konzert am 1. Mai 2023 um 11:00 Uhr live im Ersten und im Radio auf rbb Kultur sowie in der ARD Audiothek. Im Anschluss an die Ausstrahlung wird das Konzert in der ARD Mediathek verfügbar sein
Sendung: rbb Fernsehen, 01.05.2023, 11:00 Uhr
Beitrag von Maria Ossowski
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