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Audio: rbb24 Inforadio | 25.04.2023 | Hans Ackermann | Quelle: dpa/Ren Long

Konzertkritik | Staatskapelle Berlin

Elefantöser Kraftakt mit bewundernswerter Lockerheit

Das dritte Klavierkonzert von Rachmaninoff, dazu eine Sinfonie von Haydn und die "Enigma-Variationen" von Elgar waren am Montagabend zu hören. Die Wiederholung des Konzerts in der Philharmonie sollte man nicht verpassen. Von Hans Ackermann

"Rach 3" nennen Freunde der spätromantischen Klaviermusik das Klavierkonzert Nr. 3 von Sergei Rachmaninoff. Als herausragender Konzertpianist hat er es für den eigenen Gebrauch komponiert und im Jahr 1909 bei seiner ersten Tournee durch die USA in New York selbst uraufgeführt. Am Montagabend stand das Konzert in der Berliner Staatsoper Unter den Linden auf dem Programm, in einem Sinfoniekonzert der Staatskapelle unter der Leitung von Andrew Davis. Als Solist für das Konzert, das am Dienstagabend in der Philharmonie wiederholt wird, hat man den norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes eingeladen.

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Großes Werk aus kleiner Melodie

Die kleine volksliedhafte Melodie habe sich "wie von selbst komponiert" - so beschrieb Sergei Rachmaninoff einst den musikalischen Einfall, der seinem dritten Klavierkonzert zugrunde liegt. Anfangs zart vorgetragen, mündet das kleine "Lied" nach gut 15 Minuten in eine donnernde Solokadenz am Ende des ersten Satzes. Im anschließenden "Intermezzo" zeigt Andsnes erneut seine perfekte Virtuosität, die im dritten und letzten Satz im Zusammenspiel mit dem Orchester ein überwältigend-strahlendes Finale hervorbringt - ein faszinierender spätromantischer Klangrausch.

Für Rachmaninoffs Zeitgenossen blieb das Werk allerdings lange Zeit ein "unspielbares Elefantenkonzert". Leif Ove Andsnes aber bewältigt den elefantösen Kraftakt mit bewundernswerter Lockerheit. Unterstützt vom wohligen Klang der Staatskapelle, die von einem ebenfalls äußerst entspannt wirkenden Andrew Davis geleitet wird. Wie ein Chorleiter dirigiert der Brite ganz ohne Taktstock mit sparsamen, aber fließenden Bewegungen.

Donnernder Applaus

Nach donnerndem Applaus im nicht ganz ausverkauften Saal geht es für Dirigent und Orchester in die Pause - aus der man mit einer weiteren kleinen Melodie zurückkehrt: Joseph Haydns "Sinfonie mit dem Paukenschlag", in der ein Schlag auf der großen Kesselpauke mehrfach und mit voller Absicht in heftigem Fortissimo in die fröhliche Melodie hineinfährt. Mit diesem musikalischen Spaß wurde das Werk um das Jahr 1790 buchstäblich zum "Bestseller" in Haydns Konzertreihe seiner insgesamt zwölf "Londoner Sinfonien".

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Meisterwerk zum Schluß

An der Themse wurde um das Jahr 1900 dann auch das dritte Werk des Abends uraufgeführt, Edward Elgars "Enigma-Variationen", die sich ebenfalls auf eine kleine Melodie beziehen. Bei diesem Thema seiner Variationen, meinte Elgar später, habe er eigentlich nur am Klavier "herumgeklimpert". Zum Glück in Gegenwart seiner Frau Caroline Alice, die ihn bestärkt hat, das Motiv weiterzuentwickeln, zu großartigen spätromantischen Orchestervariationen.

Und so endet der Abend in perfektem Wohlklang mit einem sinfonischen Meisterwerk, wie man es um die Jahrhundertwende in ähnlicher Intensität etwa bei Gustav Mahler findet.

Spannend wird sein, ob die drei großen Werke, die aus jeweils drei kleinen Melodien entstanden sind, auch in der Berliner Philharmonie so warm und wohlig klingen werden, wie im Saal der Staatsoper.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.04.2023, 6:55 Uhr

Beitrag von Hans Ackermann

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