rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Audio: radio1 | 13.05.2023 | Frauke Gust | Quelle: dpa/Eventpress

Deutscher Filmpreis 2023

Goldene Lola geht an "Das Lehrerzimmer"

Am Ende war es doch eine Überraschung: Die Lola in Gold für den Besten Spielfilm geht bei der diesjährigen Filmpreisverleihung an das Drama "Das Lehrerzimmer". Zuvor hatte der Favorit "Im Westen nichts Neues" bereits neunfach abgeräumt.

Und dann hat doch ein anderer Film die Goldene Lola mit nach Hause genommen: Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am Freitagabend in Berlin ist das Drama "Das Lehrerzimmer" mit dem Hauptpreis für den Besten Spielfilm geehrt worden.
Der Film von Ilker Çatak über einen Konflikt an einer Schule ging mit insgesamt sieben Nominierungen ins Rennen um die Trophäen der Deutschen Filmakademie und wurde in weiteren Hauptkategorien ausgezeichnet, etwa für die Regie, das Drehbuch sowie mit einer Lola für Leonie Benesch als Beste Hauptdarstellerin.

Leonie Benesch, die in diesem Jahr bereits als Berlinale-Shooting-Star geehrt wurde, spielt in dem Drama eine Lehrerin, die eine Diebstahlserie aufklären will.

"Im Westen nichts Neues" gewinnt neun Lolas

Als eigentlicher Favorit war mit zwölf Nominierungen "Im Westen nichts Neues" gehandelt worden. Mit neun Auszeichnungen, darunter die Lola in Silber, hatte der Kriegsfilm zwar quantitativ die Nase vorn, musste den Hauptpreis jedoch dem "Lehrerzimmer" überlassen. Unter anderem erhielten die beiden Schauspieler Felix Kammerer und Albrecht Schuch jeweils eine Lola als bester Hauptdarsteller und als bester Nebendarsteller.

Für Albrecht Schuch war der Preis für die Beste Nebenrolle in "Im Westen nichts Neues" bereits die vierte Lola seiner Karriere. Im vergangenen Jahr wurde der 37-Jährige für seine Rolle im Drama "Lieber Thomas" geehrt, 2020 gewann er gleich zwei Trophäen für
"Systemsprenger" und "Berlin Alexanderplatz".

Zuvor hatte Edward Bergers Film über Soldaten im Ersten Weltkrieg schon in Hollywood vier Oscars abgeräumt (Bester internationaler Film, Kamera, Filmmusik, Szenenbild). Auch bei den diesjährigen British Academy Film Awards (BAFTA) wurde er vielfach ausgezeichnet. Dass mit dem Film erstmals eine Produktion eines Streaming-Anbieters für den Deutschen Filmpreis nominiert war, hatte im Vorfeld zu Debatten geführt.

+++ Preisverleihung im Liveticker +++

"Im Westen nichts Neues" gewinnt vier Oscars

Die Neuverfilmung des Remarque-Klassikers "Im Westen nichts Neues" schreibt Filmgeschichte. Vier Oscars hat die deutsche Produktion geholt. Nach Elbe-Elster wird allerdings keine der Goldstatuen reisen. Die Oscarnacht zum Nachlesen.

Die Lola in Bronze ging an den Thriller "Holy Spider" von Ali Abbasi über einen Frauenmörder im Iran.

"Anstand und Respekt beim Umgang mit Menschen am Set"

Ein emotionaler Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung Volker Schlöndorffs für sein Lebenswerk. "Ich hab gedacht: Hab ich den nicht schon?", scherzte Schlöndorff, als er die goldene Trophäe entgegennahm. International bekannt wurde Schlöndorff, der seit über 60 Jahren als Regisseur arbeitet, mit "Die Blechtrommel". Für die Literaturverfilmung erhielt der heute 84-Jährige 1979 eine Goldene Palme in Cannes sowie 1980 einen Auslands-Oscar. Zuletzt drehte er die Doku "Der Waldmacher" über ein Wiederaufforstungsprojekt in Afrika. Doch der Wahl-Potsdamer griff auch die Debatte über Missstände in der Filmwirtschaft auf: "Wir brauchen keinen Codex. Ein bisschen Anstand und Respekt beim Umgang mit Menschen am Set, das dürfte genügen", erklärte er.

73. Deutscher Filmpreis

"Im Westen nichts Neues" geht als Favorit ins Lola-Rennen

Mit zwölf Nominierungen hat Edward Bergers "Im Westen nichts Neues" größte Chancen bei der Lola-Preisverleihung am Freitag. Doch die Auswahl der Deutschen Filmakademie führte schon vorab zu Kritik. Der Abend könnte spannend werden. Von Ula Brunner

Missstände in der Branche

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte bei der Eröffnungsrede eine offene Auseinandersetzung mit Missständen in der Branche angemahnt. "Abhängigkeitsverhältnisse, Machtmissbrauch, tätliche Übergriffe, sexualisierte Gewalt am Set", sagte sie am Freitagabend. Wer diese Missstände offen kritisiere, könne auf ihre Unterstützung zählen. "Deswegen werden wir Fördergrundsätze anpassen. Und wir wollen Sie auch herausfordern, wir wollen, dass die Branche ihren Teil dabei leistet." Sie sei sich ganz sicher, das mache den Film und die Filmwirtschaft noch viel stärker und glaubwürdiger als sie es heute sei.

Vorangegangen waren Vorwürfe, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Filmbranche in einem "Spiegel"-Bericht anonym erhoben hatte. Dabei ging es vor allem um die Dreharbeiten zum Film "Manta Manta -Zwoter Teil" von Regisseur Til Schweiger. Von einem "Klima der Angst" war die Rede.

Wichtigste Auszeichnung der Branche

Die Auszeichnung für den Dokumentarfilm ging an "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen". Bester Kinderfilm wurde "Mission Ulja Funk". "Die Schule der magischen Tiere 2" erhielt eine Auszeichnung als besucherstärkster Film. Schauspielerin Jördis Triebel wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in "In einem Land, das es nicht mehr gibt" geehrt.

Der Filmpreis wird von der Deutschen Filmakademie vergeben und gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Die Nominierungen und Auszeichnungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro für neue Projekte dotiert. Das Geld stammt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Zur Verleihung waren rund 1.600 Gäste in das Theater an den Potsdamer Platz eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Jasmin Shakeri.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.05.2023, 19:30 Uhr

Die Gewinner im Überblick

Bester Spielfilm

Lola in Gold: "Das Lehrerzimmer" (Produzent: Ingo Fliess)
Lola in Silber: "Im Westen nichts Neues" (Produzent: Malte Grunert)
Lola in Bronze: "Holy Spider" (Produzenten: Sol Bondy, Jacob Jarek)

Ebenfalls nominiert:
"Rheingold" (Produzenten: Nurhan Şekerci-Porst, Fatih Akin, Herman Weigel)
"Sonne und Beton" (Produzenten: Fabian Gasmia, David Wnendt)
"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" (Produzent:innen: Janine Jackowski, Jonas Dornbach, Maren Ade)

Bester Dokumentarfilm

"Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" (Regie: Claudia Müller)

Ebenfalls nominiert:
"Kalle Kosmonaut" (Regie: Tine Kugler, Günther Kurth)
"Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm" (Regie: Cem Kaya)

Bester Kinderfilm

"Mission Ulja Funk" (Regie: Barbara Kronenberg)

Außerdem nominiert:
"Der Räuber Hotzenplotz" (Regie: Michael Krummenacher)

Beste Regie

"Das Lehrerzimmer" (Regie: Ilker Çatak)

Ebenfalls nominiert:
"Holy Spider" (Regie: Ali Abbasi)
"Im Westen nichts Neues" (Regie: Edward Berger)
"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" (Regie: Sonja Heiss)

Bestes Drehbuch

"Das Lehrerzimmer" (Drehuch: Johannes Duncker, Ilker Çatak)

Außerdem nominiert:
"Meinen Hass bekommt ihr nicht" (Drehbuch: Jan Braren, Marc Blöbaum, Kilian Riedhof)
"Sonne und Beton" (Drehbuch: David Wnendt, Felix Lobrecht)

Beste weibliche Hauptrolle

Leonie Benesch in "Das Lehrerzimmer"

Ebenfalls nominiert:
Zar Amir Ebrahimi in "Holy Spider"
Sandra Hüller in "Sisi & Ich"

Beste männliche Hauptrolle

Felix Kammerer in "Im Westen nichts Neues"

Ebenfalls nominiert:
Mehdi Bajestani in "Holy Spider"
Charly Hübner in "Mittagsstunde"

Beste weibliche Nebenrolle

Jördis Triebel in "In einem Land, das es nicht mehr gibt"

Außerdem nominiert:
Ulrike Kriener in "Einfach mal was Schönes"
Hildegard Schmahl in "Mittagsstunde"

Beste männliche Nebenrolle

Albrecht Schuch in "Im Westen nichts Neues"

Weitere Nominierungen:
Clemens Schick in "Servus Papa, See you in Hell"
Karl Morkovics "Was man von hier aus sehen kann"

Beste Kamera/Bildgestaltung

James Friend für "Im Westen nichts Neues"

Außerdem ausgezeichnet:
Judith Kaufmann für "Das Lehrerzimmer"
Thomas W. Kiennast für "Sisi & Ich"

Bester Schnitt

Gesa Jäger für "Das Lehrerzimmer"

Ebenfalls nominiert:
Mechthild Barth für "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen"
Sven Budelmann für "Im Westen nichts Neues"
Andreas Wodraschke für "Sonne und Beton"

Beste Tongestaltung

Frank Kruse, Markus Stemler, Viktor Prášil, Lars Ginzel, Alexander Buck für "Im Westen nichts Neues"

Außerdem nominiert:
Marco Teufen, Paul Rischer, Gregor Bonse für "Sisi & Ich"
Paul Rischer, Jan Petzold für "Sonne und Beton"

Beste Filmmusik

Volker Bertelmann für "Im Westen nichts Neues"

Außerdem nominiert:
Marvin Miller für "Lehrerzimmer"
Ralf Wengenmayr für "Tausend Zeilen"
The Notwist für "Wir sind dann wohl die Angehörigen"

Bestes Szenenbild

Christian M. Goldbeck für "Im Westen nichts Neues"

Außerdem nominiert:
Josefine Lindner, Max-Josef Schönborn für "The Ordinaries"
Sebastian Soukup für "Der vermessene Mensch"

Bestes Kostümbild

Tanja Hausner für "Sisi & Ich"

Außerdem nominiert:
Lisy Christl für "Im Westen nichts Neues"
Regina Tiedeken für "In einem Land, das es nicht mehr gibt"

Bestes Maskenbild

Heike Merker für "Im Westen nichts Neues"

Außerdem nominiert:
Annett Schulze, Dorit Jur, Ines Ransch für "In einem Land, das es nicht mehr gibt"
Anna Wübber für "Seneca"

Beste visuelle Effekte

Frank Petzold, Viktor Müller, Markus Frank für "Im Westen nichts Neues"

Ebenfalls nominiert:
Dennis Rettkowski, Tomer Eshed, Markus Frank für "Die Schule der magischen Tiere 2"
Johannes Blech für "The Ordinaries"

Weitere Preise

Ehrenpreis: Volker Schlöndorff
Besucherstärkster Film der Saison: "Die Schule der magischen Tiere 2" (Regie: Sven Unterwaldt)

Artikel im mobilen Angebot lesen