Deutscher Filmpreis 2023
Am Ende war es doch eine Überraschung: Die Lola in Gold für den Besten Spielfilm geht bei der diesjährigen Filmpreisverleihung an das Drama "Das Lehrerzimmer". Zuvor hatte der Favorit "Im Westen nichts Neues" bereits neunfach abgeräumt.
Und dann hat doch ein anderer Film die Goldene Lola mit nach Hause genommen: Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am Freitagabend in Berlin ist das Drama "Das Lehrerzimmer" mit dem Hauptpreis für den Besten Spielfilm geehrt worden.
Der Film von Ilker Çatak über einen Konflikt an einer Schule ging mit insgesamt sieben Nominierungen ins Rennen um die Trophäen der Deutschen Filmakademie und wurde in weiteren Hauptkategorien ausgezeichnet, etwa für die Regie, das Drehbuch sowie mit einer Lola für Leonie Benesch als Beste Hauptdarstellerin.
Leonie Benesch, die in diesem Jahr bereits als Berlinale-Shooting-Star geehrt wurde, spielt in dem Drama eine Lehrerin, die eine Diebstahlserie aufklären will.
Als eigentlicher Favorit war mit zwölf Nominierungen "Im Westen nichts Neues" gehandelt worden. Mit neun Auszeichnungen, darunter die Lola in Silber, hatte der Kriegsfilm zwar quantitativ die Nase vorn, musste den Hauptpreis jedoch dem "Lehrerzimmer" überlassen. Unter anderem erhielten die beiden Schauspieler Felix Kammerer und Albrecht Schuch jeweils eine Lola als bester Hauptdarsteller und als bester Nebendarsteller.
Für Albrecht Schuch war der Preis für die Beste Nebenrolle in "Im Westen nichts Neues" bereits die vierte Lola seiner Karriere. Im vergangenen Jahr wurde der 37-Jährige für seine Rolle im Drama "Lieber Thomas" geehrt, 2020 gewann er gleich zwei Trophäen für
"Systemsprenger" und "Berlin Alexanderplatz".
Zuvor hatte Edward Bergers Film über Soldaten im Ersten Weltkrieg schon in Hollywood vier Oscars abgeräumt (Bester internationaler Film, Kamera, Filmmusik, Szenenbild). Auch bei den diesjährigen British Academy Film Awards (BAFTA) wurde er vielfach ausgezeichnet. Dass mit dem Film erstmals eine Produktion eines Streaming-Anbieters für den Deutschen Filmpreis nominiert war, hatte im Vorfeld zu Debatten geführt.
Die Lola in Bronze ging an den Thriller "Holy Spider" von Ali Abbasi über einen Frauenmörder im Iran.
Ein emotionaler Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung Volker Schlöndorffs für sein Lebenswerk. "Ich hab gedacht: Hab ich den nicht schon?", scherzte Schlöndorff, als er die goldene Trophäe entgegennahm. International bekannt wurde Schlöndorff, der seit über 60 Jahren als Regisseur arbeitet, mit "Die Blechtrommel". Für die Literaturverfilmung erhielt der heute 84-Jährige 1979 eine Goldene Palme in Cannes sowie 1980 einen Auslands-Oscar. Zuletzt drehte er die Doku "Der Waldmacher" über ein Wiederaufforstungsprojekt in Afrika. Doch der Wahl-Potsdamer griff auch die Debatte über Missstände in der Filmwirtschaft auf: "Wir brauchen keinen Codex. Ein bisschen Anstand und Respekt beim Umgang mit Menschen am Set, das dürfte genügen", erklärte er.
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte bei der Eröffnungsrede eine offene Auseinandersetzung mit Missständen in der Branche angemahnt. "Abhängigkeitsverhältnisse, Machtmissbrauch, tätliche Übergriffe, sexualisierte Gewalt am Set", sagte sie am Freitagabend. Wer diese Missstände offen kritisiere, könne auf ihre Unterstützung zählen. "Deswegen werden wir Fördergrundsätze anpassen. Und wir wollen Sie auch herausfordern, wir wollen, dass die Branche ihren Teil dabei leistet." Sie sei sich ganz sicher, das mache den Film und die Filmwirtschaft noch viel stärker und glaubwürdiger als sie es heute sei.
Vorangegangen waren Vorwürfe, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Filmbranche in einem "Spiegel"-Bericht anonym erhoben hatte. Dabei ging es vor allem um die Dreharbeiten zum Film "Manta Manta -Zwoter Teil" von Regisseur Til Schweiger. Von einem "Klima der Angst" war die Rede.
Die Auszeichnung für den Dokumentarfilm ging an "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen". Bester Kinderfilm wurde "Mission Ulja Funk". "Die Schule der magischen Tiere 2" erhielt eine Auszeichnung als besucherstärkster Film. Schauspielerin Jördis Triebel wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in "In einem Land, das es nicht mehr gibt" geehrt.
Der Filmpreis wird von der Deutschen Filmakademie vergeben und gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Die Nominierungen und Auszeichnungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro für neue Projekte dotiert. Das Geld stammt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Zur Verleihung waren rund 1.600 Gäste in das Theater an den Potsdamer Platz eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Jasmin Shakeri.
Sendung: rbb24 Abendschau, 12.05.2023, 19:30 Uhr
Lola in Gold: "Das Lehrerzimmer" (Produzent: Ingo Fliess)
Lola in Silber: "Im Westen nichts Neues" (Produzent: Malte Grunert)
Lola in Bronze: "Holy Spider" (Produzenten: Sol Bondy, Jacob Jarek)
Ebenfalls nominiert:
"Rheingold" (Produzenten: Nurhan Şekerci-Porst, Fatih Akin, Herman Weigel)
"Sonne und Beton" (Produzenten: Fabian Gasmia, David Wnendt)
"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" (Produzent:innen: Janine Jackowski, Jonas Dornbach, Maren Ade)
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