Neues Album von Peter Fox
Peter Fox' "Stadtaffe" wurde das bisher erfolgreichste Deutschrap-Album überhaupt. 15 Jahre später legt der Berliner mit "Love Songs" nach und äußert sich, wie er sich verändert hat und was Kritik mit ihm macht. Von Anja Caspary
Für "Love Songs" hat sich Peter Fox 15 Jahre Zeit gelassen, am Freitag kommt das neue Soloalbum des Berliners heraus. Der Vorgänger "Stadtaffe" von 2008 wurde mit 1,5 Millionen verkauften Exemplaren das erfolgreichste Deutschrap-Album aller Zeiten - und Peter Fox ist seither berühmter als seine Band Seeed.
Seine Kindheit hat der heute 51-Jährige wohlbehütet am Teltowkanal in Berlin-Zehlendorf verbracht, bürgerlich heißt er Pierre Baigorry. Die Tatsache, dass seine Eltern immer noch zusammen sind, schildert er fast ehrfürchtig: "Nicht etwa weil sie konservativ sind, sondern weil sie es fühlen", sagt Fox am Dienstag in Babelsberg, als er sein Album vorstellt.
Fast wäre aus ihm ein Sonderschullehrer für Schüler mit Behinderung geworden, aber dann brach er sein Studium ab und wurde Teil der elfköpfigen, kulturell bunt gemischten Gruppe Seeed. Er legte den Grundstein für eine beispiellose Karriere.
Ihre tanzbaren Beats machten Seeed ("Dickes B") und Peter Fox als Solokünstler ("Alles neu", "Schwarz zu blau") berühmt. Aber genau diese brachten Fox kurz vor Veröffentlichung seines neuen Albums "Love Songs" in Schwierigkeiten: Kaum stand die erste Single "Zukunft Pink" auf Platz 1 warf ihm ein Journalist auf Twitter kulturelle Aneignung vor. Fox habe den Afrobeat im Song geklaut und die afrikanischen Urheber nicht ausgewiesen. Peter Fox erschütterten diese Vorwürfe, wie er sagt. Er habe mit vielen Politikern und dem Afrikabeauftragten der Bundesregierung über Migrationspolitik, Afrika und die EU sowie Gerechtigkeit ausgetauscht. "Aber das hat keinen interessiert", sagt er. Er habe auch nie einen Hehl aus seinem Faible für afrikanische Musik gemacht.
Fox beschreibt sich selbst als schnell eingeschnapptes Sensibelchen. Der Ärger habe ihn zwei Monate außer Gefecht gesetzt und schlußendlich auch den Albumtitel gekostet. "Zukunft Pink" wollte er die Platte dann nicht mehr nennen, er entschied sich stattdessen für "Love Songs". Mit der Begründung: "Definitiv gibt es nicht genug Liebe auf der Welt." Vor medialen Shitstorms habe er grundsätzlich Angst, besonders jenen von links. Die täten mehr weh, denn da fielen einem die eigenen Leute in den Rücken, sagt er.
"Love Songs" ist Fox' zweites Soloalbum. Leicht trotzig behauptet er jetzt schon: "Ein drittes wird es nicht geben." Aber das sagte er auch 2008 schon - und setzte nun 15 Jahre später doch zum großen Comeback an. Den Fans scheint es zu gefallen. In Social-Media-Kommentaren freut sich jemand zum Beispiel über den "Jugendbegleiter, dem man so tolle Kindheitserinnerungen verdankt" und der wieder "voll die Gefühle treffe".
Mit der Rolle, ein Sprachrohr für die Themen der aktuellen Zeit zu sein, hat sich Peter Fox nie richtig anfreunden können, wie er erzählt: "Es ist schwer, den politischen Biss zu entwickeln, ohne dass die Musik leidet. Entweder man muss in die Politik gehen, fulltime. Das wäre der einzige Weg um etwas zu bewegen. Aber dann kann ich nie wieder den Hut des lockeren Musikers aufsetzen." Also versucht er, politische Botschaften im Subtext seiner Lieder zu verstecken und nur hin und wieder "eine Line zu droppen" - Rap-Jargon für eine Zeile, die etwas kristallklar auf den Punkt bringt.
Das ist diesmal allerdings schwierig, denn auf "Love Songs" hat Fox keine Affenpower-Großstadtsongs im Angebot, sondern eben Liebeslieder. Manche im klassischen Sinn - für seine Frau und Mutter seiner beiden Kinder ("Tuff Cookie"), andere über die Abwesenheit von Liebe ("Dawn of the Dawn") und als Sahnehäubchen gibt es die 70er-Jahre-Italoschnulze "Toskana Fanboy". Die hat er tatsächlich mit dem 80-jährigen Adriano Celentano in Bella Italia aufgenommen. Denn immer nur in Berlin zu sein, sagt Fox, sei halt auch nicht so geil.
Überhaupt empfinde er sich inzwischen als Landei und habe auch gerne mal seine Ruhe. Damit ist schon diese Woche Schluß, denn die Peter-Fox-Tour startet am kommenden Samstag im "Huxleys", insgesamt vier Konzerte sind in Berlin und Brandenburg geplant. Als "alter Popstar" habe er Wehwehchen, auch Fußballspielen ginge nicht mehr, "mein Knie macht nicht mehr mit", sagt Peter Fox. Deshalb lässt er das Publikum auf der Bühne tanzen: Bis zu 40 Leute können jeweils die ganze Show lang dabei sein. Bewerben kann man sich mit einem Kurzvideo [peterfox.de].
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.05.2023, 6 Uhr
Beitrag von Anja Caspary
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