Konzertkritik | "Maroon 5" in Berlin
Maroon 5 landen alle paar Jahre einen Hit. Und das schon seit zwei Jahrzehnten. Bei ihrem einzigen Deutschland-Konzert in Berlin beweisen sie zudem, dass große Konzerte auch ohne viel Schnick-Schnack abendfüllend sein können. Von Hendrik Schröder
Bässe ballern wie Kanonendonner durch die Halle, Lichter zucken. Und im Takt kommen Maroon 5 auf die Bühne gestampft. Die Zuschauer auf den Rängen (übrigens war freie Platzwahl, was für ganz schön Gewusel sorgte) springen von ihren Sitzplätzen hoch und setzen sich die kommenden gut 90 Minuten auch nicht mehr hin.
Zu gut ist die Stimmung, zu groß die Tanzwut. Aber erst mal zücken alle ihre Handys, was immer wieder so sehr nervt, und genießen das Konzert, auf das sie so lange gewartet haben, lieber durch den kleinen Bildschirm, als direkt und unmittelbar. Tja. Allerdings packen Maroon 5 gleich am Anfang zwei Hits aus, so dass erst mal tanzende Beine, schwingende Hüften und singende Kehlen gefordert sind.
"Moves like Jagger" und "This Love" spielen die Amerikaner gleich zu Anfang und hintereinander weg, also zwei der richtigen Kracher. Das muss man erst mal bringen - und dann noch so genug in der Hand und auf der Setlist haben, um hintenraus nicht zu langweilen.
Maroon 5 können es sich leisten, die Band ist seit über 20 Jahren im Geschäft, war nie weg und haut alle paar Jahre einen neuen Welthit raus. Entsprechend altersdivers ist übrigens auch das Publikum. Da stehen rüstige Rentner, die noch bei der Vorband gewissenhaft die Bahn App checken, um die Rückfahrt zu planen, neben aufgeregt durcheinander brabbelnden und im Akkord Selfies schießenden 19-Jährigen. Ganz voll ist die Mercedes Benz Arena nicht und man kann auch nicht sagen, dass die Leute völlig selbstvergessen bis zur Ekstase ausrasten. Aber es ist wirklich ein wahnsinnig netter Abend mit einem äußerst freundlichen Publikum und einer ganz und gar sympathischen Band. Und in diesem Fall sind diese Adjektive mal keine Synonyme für -egal-, sondern tatsächlich so gemeint.
Sänger Adam Levine steht bei alldem natürlich im Mittelpunkt und wird Nonstop von den sogenannten "Verfolgern" (die beweglichen Spots) angestrahlt, während die Band meist im Hintergrund steht und nicht ganz so hell ausgeleuchtet wird.
Dabei ist Maroon 5 kein Projekt à la Sänger plus ein paar austauschbare Musiker, sondern durchaus eine echte Band, die teils seit Gründung zusammen spielt. Levine füllt die Frontmannrolle allerdings auch perfekt aus. Federnd, mit blondierten Haaren, Jeansjacke und tätowiert bis zum Hals besucht er jeden Meter der Bühne einzeln und lässt die Leute ordentlich "ohohos" und "yehehehs" mitsingen. Aber, und das ist wirklich liebenswert, ohne sich dabei zu sehr bejubeln zu lassen, ohne pathetische Ansagen, überhaupt lässt er eher die Musik sprechen, als große Reden zu halten.
Nonstop ballern Maroon 5 die Songs aneinander, als müssten sie noch den letzten Flieger kriegen. Die Shirts werden dabei durchschwitzt und zeigen: Das hier ist Arbeit, aber unsere Arbeit macht uns wahnsinnig Spaß.
Auf der Bühne sind dabei keine Tänzerinnen und Tänzer, es gibt keine irre Videoshow, keine Special Effects oder Stunts. Nur eine Lightshow, die gekonnt mit Schwarzlicht von der Seite und wie ein Schwarm Vögel über der Bühne kauernden Spots ein paar Farben zaubert. Und dazu live gespielte Musik. Songs, die jede und jeder in der Halle kennt und liebt und mitsingt. Ein angenehm unspektakulärer Abend, bei dem wirklich mal die Musik ganz vorne stand. Das ist ja mittlerweile selten bei diesen riesigen Konzerten. Sehr schön.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.06.2023, 10:15 Uhr
Beitrag von Hendrik Schröder
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