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Konzertkritik | Auftakt der Deutschland-Tournee

Fliegende Pink in Neon bunt erobert Berliner Publikum im Sturm

Ein schwebender Superstar verzückt 60.000 Menschen im Berliner Olympiastadion. Zum Auftakt der Deutschland-Tour präsentiert sich Pink super cool, sehr nahbar und überrascht mit einem Duett mit Tochter Willow. Von Sebastian Goddemeier

Das Olympiastadion ist am Mittwochabend pink. Das liegt nicht nur an der Interpretin selbst, die zwei Stunden lang das Bühnenprogramm ihrer "Carnival Summer"-Tour präsentiert, sondern auch an den vielen Fans, die dem Namen ihres Popidols mit pinken Haaren und pinken Outfits folgen.

Alecia Moore alias Pink veröffentlichte 2000 ihr erstes Album. Der internationale Durchbruch folgte ein Jahr später mit "M!ssunderstood" und einem rockigen Soundkleid. Sieben weitere Alben später steht sie nun im Olympiastadion. Oder besser gesagt: Sie hängt. Und zwar von der Decke der Bühne und eröffnet ihre Show mit dem Hit "Get the Party started" von 2001.

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Kleine Anlaufschwierigkeiten

Das Publikum, überwiegend zwischen 20 und 40 Jahren alt, erkennt den Song jubelnd und steigt mit ein. Sie kennen Pink aus ihrer Jugend: rotzige Attitüde, laute Gitarrenriffs, schwarze Lederjacke, das Herz auf der Zunge. Man ist mit Pink aufgewachsen. Heute ist Pink 43 Jahre alt, sie wirkt zu Beginn der Show erst einmal müde und weniger rotzig als sonst. Sie verpatzt ein paar ihrer Einsätze, braucht Atempausen, lässt das Publikum singen. Nach dem Opener und der Party-Hymne "Raise your Glass", verliert die Show gleich wieder an Fahrt. Pink spielt das balladeske "Who knew". Schade, die Party hatte noch gar nicht richtig begonnen, da saßen viele der Fans schon wieder in ihren Sitzen.

Pink setzt auf Neonästhetik

Die Bühne der "Carnival Summer"-Tour zeigt eine glitzernde Eiswaffel, eine Discokugel, Palmen im Metallic-Look und Neonröhren, die die Bühne einrahmen. Die Ästhetik erinnert auch wegen der Neonfarben an Katy Perrys Teenage Dream” von 2010. Wer Zuckerwatte mag, kommt hier auf seine Kosten. Pink und ihre Tänzer:innen bewegen sich selbstbewusst durch das Bühnenbild. Pink selbst trägt wechselnde, funkelnde Bodysuits und Jacken.

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Knapp 60.000 Menschen kamen zum Deutschland-Tourauftakt

Knapp 60.000 Menschen sind am Mittwochabend im Berliner Olympiastadion, um mit der US-Amerikanerin zu feiern. Nur wenige leere Sitze luken zwischen den tanzenden Massen hervor. Das Berliner Konzert ist eines von sieben Konzerten der "Summer Carnival"-Tour in Deutschland und von 61 Shows weltweit.

Pink mit BH's beworfen

Im zweiten Drittel wacht Pink auf: Mit "What about us" bringt sie die fast 60.000 Menschen im Olympiastadion in Bewegung. Zwischen den Songs interagiert sie mit dem Publikum, probiert auf die Bühne geworfene BHs an, setzt Cappys auf, macht Bilder mit Einwegkameras und signiert immer wieder Plakate. Sie schaut sich die Menschen in den ersten Reihen genau an, macht Komplimente zu Frisuren, verteilt Süßigkeiten. Pink präsentiert sich als nahbarer Superstar, ganz ohne Allüren, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Als sie "I am here" singt, zieht sie die Schuhe aus, um besser tanzen zu können. Sie ist buchstäblich bodenständig. Das kommt gut an.

Pink bietet ein Rundumpaket mit Zufriedenheitsgarantie

Während die schnellen und rockigen Stücke das Publikum in Extase versetzen, brilliert Pink vor allem während der Balladen. Manche Töne bringt sie so klar hervor, dass der Boden mitvibriert. Während des Songs "Cover me in Sunshine" begrüßt sie ihre Tochter Willow als Duettpartnerin auf der Bühne.

Egal ob Party-Hymne, Ballade oder Überraschungsgast: Das Publikum verliert während der gesamten Show nie das Lächeln. Denn Pink bietet ein Rundumpaket mit Zufriedenheitsgarantie: Nahbarkeit trifft auf tanzbare Songs samt starker Choreographien, Balladen kreieren stille Momente, selbstironische Interaktionen mit dem Publikum treffen auf Pyroeffekte bis zum Gehtnichtmehr und eine Wahnsinns-Show. Pink ist heute keine Rotzgöre mehr, sondern eine familienfreundliche Gesamtentertainerin.

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Pink kann noch laut und rockig sein, nur heute ist ihre Lederjacke nicht mehr schwarz

Denn: Sie ist mit 43 Jahren und zwei Kindern erwachsen geworden. Pink nimmt die Bühne und das Stadion mit einer Selbstverständlichkeit und einem Selbstbewusstsein ein, wie es nur eine kann, die seit über 20 Jahren im Geschäft ist, die bereits unzählige Stadien gefüllt hat und die weiß: Es gibt Wichtigeres im Leben. Wenn sie einen Ton nicht trifft oder einen Takt hinterherhinkt, interessiert sie das scheinbar wenig. Sie macht weiter. Genau das ist heute der Charme von Pink: Die einst rebellierende 20-Jährige hat sich selbst gefunden und muss nicht mehr anecken, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das schafft sie heute durch ihr selbstbewusstes Auftreten und der damit einhergehenden Ruhe. Die Lederjacke ist zwar noch da, Pink kann noch laut und sein, nur heute ist ihre Lederjacke nicht mehr schwarz, sie ist eben… pink.

Pink ist nach wie vor politisch

Das beweist sie während des Songs "Irrelevant": Ein politisches Stück über die USA, die dortigen Unruhen und Frauenrechte. Es laufen Bilder von Protesten über die Screens neben der Bühne. "Girls just wanna have rights, so why do we have to fight?", singt sie und lässt dabei ihre Stimme brechen. Während des Konzerts schwingt sie immer wieder die Regenbogenflagge und wünscht ihrem Publikum einen "Happy Pride". Pink ist nach wie vor politisch.

Das letzte Drittel der Show führt in die Disco-Ära ihrer Karriere und damit zu neueren Stücken, was das Publikum teilweise undankbar mit Stillstehen quittiert. Dabei lassen sich ihre Tänzer:innen im Hintergrund auf Trampolinen durch die Luft katapultieren, was die große Frage dieses Konzerts aufkommen lässt: Wie hoch wohl die Versicherungspolice für diese Show ist?

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Pinks Akrobatik könnte Helene Fischer atemlos zurücklassen

Zum Ende des zweistündigen Konzerts beweist Pink, dass sie das Stadion nicht nur füllen kann, sondern dass es ihr gehört: Während sie an Seilen befestigt ein Rad nach dem anderen in der Luft schlägt, brüllt sie ihren Song "So What" und fliegt mehrfach durch das gesamte Olympiastadion. All das absolviert Pink nach einem zweistündigen Marathon mit einer Lässigkeit, die fast beängstigend ist. Sie lässt sich durch die Luft schleudern, hängt an Seilen und führt Luftakrobatik auf, die eine Helene Fischer atemlos zurücklassen würde. Pink ist jedoch nicht atemlos, sie singt tadellos den finalen Song des Konzerts und verabschiedet sich mit einem Feuerwerk. "Goodnight", sagt sie und verschwindet hinter der Discokugel.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.06.2023, 16.40 Uhr

Beitrag von Sebastian Goddemeier

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