Berlin als Vorbild
Mit dem bundesweiten Kulturpass sollen junge Menschen ab Mittwoch mehr Zugang zu Kulturevents bekommen. In Berlin gab es zwischen Februar und April die sogenannte Jugendkulturkarte, die durchaus als Erfolg verbucht werden kann. Von Magdalena Bienert
Am Mittwoch startet bundesweit der Kulturpass für 18-Jährige. Er bietet ein Budget von 200 Euro für Kulturveranstaltungen an. Eine ganz ähnliche Idee gab es bereits von Februar bis April in Berlin. Mit einem Guthaben von 50 Euro konnten Berlinerinnen und Berliner zwischen 18 und 23 Jahren die Jugendkulturkarte in 44 öffentlichen Bibliotheken abholen.
75.000 Neugierige haben das Angebot der Senatsverwaltung für Kultur und Europa genutzt und so kostenfrei Museen, Kinos, Theater und Clubs besucht - und nebenbei auch noch einen kostenlosen Bibliotheksausweis bekommen.
Der 19-jährige Julius hatte sich Anfang Februar zusammen mit seinen Freund:innen sofort den Pass geholt und war damit am häufigsten im Kino: "Das war aber trotzdem neu für uns, weil das Kino, wo wir sonst hingegangen sind, nicht im Angebot mit drin war und so haben wir in anderen Stadtbezirken für uns neue Kinos entdeckt."
Auch ohne den Kulturpass gehen er und seine Clique weiterhin in die Neu-Entdeckungen. Die Jugendkulturkarte hat die Freunde für ein Vierteljahr eng verbunden. "Das war eben cool, weil wir alle davon überzeugt waren. Wir haben uns getroffen haben, um zusammen Sachen neu zu entdecken, Kinos aber auch mal ein Museum."
Und damit ist der Plan dieses Testballons voll aufgegangen. Bei einer Befragung unter den Nutzern gaben 63 Prozent an, dass sie Kulturorte auch zum allerersten Mal besucht hätten. Corinna Scheller, Leiterin der Abteilung Kulturförderung von Kulturprojekte Berlin meint, das sei ein schöner Nebeneffekt, das "neue Orte entdeckt wurden und, dass dieses tolle aber dennoch überschaubare Angebot inspirieren konnte und zu neuen Ufern gelockt hat."
Man sei sehr zufrieden, wie die Jugendkulturkarte angenommen wurde und wie Abläufe auch in den 180 Kulturorten funktioniert hätten, so Corinna Scheller. "Es war ja etwas Neues: technisch neu, organisatorisch neu aber ja auch konzeptionell." Die Befragung unter 10.000 jungen Kartenbesitzern hätte gezeigt, dass fast alle so ein Angebot erneut wahrnehmen würden.
Trotzdem, die Jugendkulturkarte war erstmal nur ein Pilotprojekt und bewusst so kurz angesetzt. Aktuell werden die Befragungen der teilnehmenden Kulturorte ausgewertet, sollten sie auch so positiv ausfallen, wie die der jungen Nutzenden, ist eine Fortsetzung sicher nicht ausgeschlossen.
Zu den meistbesuchten Museen gehörten das Zeiss-Großplanetarium, sowie das Spionage- und Naturkundemuseum, bei den Clubs waren es besonders die in Neukölln und Kreuzberg beliebten Ritter Butzke, SchwuZ oder Klunkerkranich.
Auch das Deutsche Theater, die Volksbühne, der Stand-Up Comedy Club Comedyflash und der Friedrichstadtpalast erfreuten sich großer Beliebtheit. Insgesamt wurden 160.000 Kulturbesuche in den drei Monaten gezählt.
Auch Julius hätte sich über eine Verlängerung des Jugendpasses gefreut. "Ich fand es wirklich sehr cool, weil man sich eben getroffen hat und neue Sachen zusammen entdeckt hat. Es war eine tolle Bereicherung." Der 19-Jährige bedauert, dass er den ab Mittwoch startenden bundesweiten Kulturpass nicht mitnutzen darf.
Das Angebot der Bundesregierung richtet sich ausschließlich an alle, die 2023 volljährig geworden sind oder werden. Die Registrierung erfolgt über eine App. Um diese nutzen zu können, müssen sich Interessierte über die Online-Funktion des Personalausweises identifizieren. Auch etwa elektronische Aufenthaltstitel sollen gelten.
Per App können dann Tickets für Kultur-Events wie Kino, Konzerte und Theater im Wert von 200 Euro gekauft werden. Dies gilt nicht nur für Eintrittskarten für Konzerte, Theateraufführungen oder Kinobesuche, sondern auch für Bücher, Tonträger, Noten oder Musikinstrumente.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.06.2023, 15:55 Uhr
Beitrag von Magdalena Bienert
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